Der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) hat bei seiner Jahreshauptversammlung am 21. und 22. November in Goslar nicht nur den scheidenden GVN-Präsidenten Mathias Krage verabschiedet. Beklagt wurde von GVN-Hauptgeschäftsführer Benjamin Sokolovic auch die weiterhin schwierige wirtschaftliche Lage für die Branche. Gastredner war Timo Quander, Präsident der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Er ging in seinen Ausführungen nicht nur auf das Sondervermögen Infrastruktur und Klimaschutz sowie die Investitionen für die Verteidigung ein, sondern richtete auch einen Appell an die Transportwirtschaft.
Mit sichtlicher Rührung trat GVN-Präsident Mathias Krage ans Mikrofon und verabschiedete sich von den rund 200 anwesenden Mitgliedern: „Wir haben im GVN eine Altersregelung – und das ist gut so! Für mich ist es so weit, Abschied vom offiziellen Amt zu nehmen.“ Ohne auf Krages Verdienste eingehen zu wollen, zeigten minutenlange Standing-Ovations, dass er im Sinne der Mitglieder einen tollen Job gemacht hat.
Zusage zur Verkehrsinfrastruktur: Gebaut wird, was genehmigt ist
Politisch wurde es bei den Ausführungen von Timo Quander, Präsident der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr: „Zeitnah gibt es ein BMV-Treffen, dann wird über die Verwendung der Teile des Sondervermögens entschieden, die in die Verkehrsinfrastruktur fließen. Und auch wenn es kürzlich hieß, dass Erhalt vor Neubau geht, wird dennoch gebaut, was geplant und genehmigt ist!“
Synergie: Finanzierung von Straßen und Brücken für Militär auch für zivile Nutzung
Quander wies darauf hin, dass mit den neuen Plänen zur Wehrertüchtigung die Karten quasi noch einmal neu gemischt werden. „Es ist gut für die Branche, dass sich die Politik Gedanken machen muss, wie schnell wir Truppen und Material verlegen können.“ Man müsse bauen, um die Fähigkeiten zu erlangen beziehungsweise zu stärken. Und was gebaut wird, kommt auch der zivilen Nutzung zugute.
Appell der Verkehrsbehörde an Logistiker: Bedarfe melden
Für die anwesenden Logistiker hatte der Präsident der Behörde noch den Rat: „Wenn Sie echte Bedarfe haben, dann müssen sie diese bei ihren zuständigen Behörden kommunizieren. Das könnte helfen, denn nur wenn man weiß, wo es Lücken gibt, kann man diese schließen.“
Transportbranche: Insolvenz-Höchststand und schwierige Nachfolge
GVN-Hauptgeschäftsführer Benjamin Sokolovic beklagte bei seinem Statement, dass die Zahl der Insolvenzen bei Logistikunternehmen mit 13,4 Prozent einen absoluten Höchststand erreicht hätte. Auch bei gesunden Betrieben wäre es schwierig Nachfolger zu finden.
ZEV-Mautbefreiung gut, CO2-Preis 2026 mit Einfluss auf die Dieselpreise
„Zumindest aber hilft uns, dass die Mautbefreiung für emissionsfrei Nutzfahrzeuge jetzt bis 30.6.2031 festgeschrieben wurde, um sichere Investitionen tätigen zu können. Ich bin auf jeden Fall überzeugt, dass E-Mobilität funktionieren kann – wie viele unserer Mitglieder bereits unter Beweis stellen. Im Hinblick auf Diesel ist zu befürchten, dass die CO2-Besteuerung demnächst deutlich steigen wird und der Kraftstoff damit signifikant teurer wird.“
Kredithürden, KV-Hürden, Fachkräftemangel und Bürokratie erschweren Alltag der Logistiker
Sokolovic beklagte außerdem die immer schwieriger werdende Kreditvergabe bei Banken.
„Und wer auf den Kombinierten Verkehr setzt, macht immer wieder die Erfahrung, dass der teuer und unzuverlässig ist. Auch als Luftfracht-Standort ist Deutschland schwierig“, so der Hauptgeschäftsführer.
„Nicht zu vergessen, fehlen uns 120.000 Mitarbeiter. Während man ständig über das Gesundheitswesen spricht, wo 46.00 Mitarbeiter fehlen, werden wir als drittgrößte Branche permanent vergessen. Außerdem sollte die Bundesregierung mit dem Thema Bürokratie endlich Ernst machen und sich der BGL-Forderung ‚one-in-two-out‘ endlich anschließen!“
Es gab auch positive Blicke in die Zukunft, wie etwa eine recht stabile Mitgliederzahl des niedersächsischen Gesamtverbandes.