Große Übersicht: Diese Wasserstoff-Lkw planen die europäischen Hersteller

Planen Sie Wasserstoff-Lkw auf den Markt zu bringen, welche Technologien verfolgen Sie und welche Chancen räumen Sie den H2-Fahrzeugen im Straßengüterverkehr ein? Diese und einige weitere Frage hat die VerkehrsRundschau den großen Lkw-Herstellern Europas gestellt. Hier finden Sie die Übersicht: Scania Die Schweden wollen wasserstoffbetriebene Lkw auf den Markt bringen. Die aktuellen Pläne sehen vor, dass man eine Lösung mit Brennstoffzellenantrieb (FCEV) und gasförmiger Speicherung anbietet. Bis zum kommenden Jahr will Scania H2-Lkw im Rahmen von Kleinserien auf den Markt bringen, dem Hersteller nach sind seit 2021 sieben Prototypen in Norwegen im Einsatz. Generell scheint Scania den Wasserstoff-Lkw aber nur bedingt Chancen einzuräumen; in einem schriftlichen Statement heißt es, dass die Brennstoffzellenlösung vorerst nur eine Nischenlösung mit einem Marktanteil von unter 15 Prozent darstellen wird. Vieles sei aber auch von Förderungen für das Fahrzeug und die Tankinfrastruktur sowie vom Preis des grünen Wasserstoffes abhängig. So oder so rechnet Scania vor 2028-2030 nicht mit einem Markthochlauf von H2-Lkw.Iveco Der italienische Hersteller bleibt nach der Übernahme des Joint Ventures, das einst mit Nikola Motor gemeinsam gegründet worden war, weiterhin dem Wasserstoff-Lkw treu. Technologisch plant man mit den gleichen Ansätzen wie Scania: Brennstoffzelle mit gasförmiger Wasserstoffspeicherung. Iveco will bis Anfang des kommenden Jahres erste Projektfahrzeuge vorstellen, erste Lkw seien sogar bereits im Test.Der FCEV wurde zuerst mit dem Markennamen Nikola vorgestellt, soll in Zukunft aber als Iveco auf den Markt kommenFür einen Markthochlauf, so Iveco, sei eine Verfügbarkeit von einer Million Tonnen grünem Wasserstoff pro Jahr nötig. Das könne die Basis für eine Wettbewerbsfähigkeit mit dem Diesel sei. Generell habe es in den vergangenen Monaten europaweit eine Reihe wichtiger politischer Entwicklungen gegeben, wie die Einigung bei der AFIR oder die Veröffentlichung der RED II. Während der 2030er Jahre rechnet Iveco mit einem Technologiemix aus E-Fuels, Bio-Methan, H2-Verbrenner, BEV und FCEV.Volvo Trucks Auch Volvo Trucks stellt bereits erste Versuche mit Wasserstoff-Lkw an. Allerdings setzen die Schweden nicht nur auf Brennstoffzellenlösungen, sondern arbeiten auch aktiv an der Entwicklung eines H2-Verbrenners. Dieser ist, einem Sprecher zufolge, seit diesem Jahr in der Erprobung, die Serienproduktion soll genauso wie bei der FCEV-Lösung in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts anlaufen. Strategisch setzt Volvo Trucks auf eine dreistufige Ausrichtung mit batterieelektrischen Lkw, Brennstoffzellenantrieben und Verbrennungsmotoren, die mit quasi allen Arten von erneuerbaren Kraftstoffen betrieben werden können. Der H2-Verbrenner sei besonders für Langstrecken und energieintensive Einsätze vorgesehen. Allerdings, so heißt es seitens des Herstellers, sei der zügige Hochlauf von Wasserstoffmobilität vor allem von einem erschwinglichen H2-Preis abhängig. Gebe es nicht die nötigen Voraussetzungen, rechnet man nur mit einem langsamen Anlauf der Produktion.Auch Volvo Trucks testet bereits seinen H2-LkwRenault Trucks Der Hersteller, der unter dem Dach der Volvo Group angesiedelt ist, hat logischerweise eine ähnliche Strategie wie die Konzernmutter. So befinden sich verschiedene Prototypen mit Brennstoffzelle und Verbrennungsmotor derzeit im Test. Einer der Lkw wird im Werk von Renault Trucks in Lyon gebaut. Hinsichtlich der Marktchancen erklärt eine Sprecherin, dass man Wasserstoff nur für solche Anwendungen reservieren wolle, die mit batterieelektrischen Lösungen nur schwer abgedeckt werden können. Beispiele seien Gebiete ohne Stromnetze oder Langstreckentransporte ohne Tankstopps. Generell gehe man davon aus, dass Wasserstoff eine Ergänzung zur Elektromobilität sein werde.DAF Trucks In den Niederlanden wird ebenfalls fleißig an Wasserstoffantrieben geforscht. DAF erklärt, dass man sowohl Brennstoffzellen- als auch H2-Verbrennerlösungen in Betracht zieht. Beide Versionen befinden sich bereits in der Testphase. Für den Moment geht man davon aus, eine gasförmige Speicherform mit Drücken unter 700 bar zu wählen, sollte sich die Flüssigwasserstoff-Variante als bessere Lösung darstellen, wolle man diese aber auch adaptieren. DAF geht davon aus, dass H2-betriebene Lkw frühestens Ende des Jahrzehnts auf den Markt kommen werden, wobei viel von der verfügbaren Menge an grünem Wasserstoff und der entsprechenden Infrastruktur abhänge. Generell fordern die Niederländer eine europaweite Strategie, etwa was die nötige Tankstellenplanung angeht. Dies sei wichtig, bevor man auf neue Technologien umrüsten könne. Wie groß die Rolle von Wasserstoff in 15 Jahren sein wird, will DAF nicht bewerten. Sicherlich, so das Statement des Herstellers, werde man aber alle technologischen Alternativen benötigen.Daimler Truck Als einziger großer europäischer Hersteller hat sich Daimler Truck schon heute auf einen Brennstoffzellen-Lkw fokussiert, der auf Flüssigwasserstoff als Energiequelle zurückgreift. Ein Prototyp war bereits in diesem Jahr auf der Brennerautobahn unterwegs. Erklärtes Ziel ist laut Daimler Truck, eine Reichweite von 1000 Kilometern am Stück anbieten zu können und so besonders flexible und anspruchsvolle Einsätze im schweren Fernverkehr anbieten zu können.Der erste Brennstoffzellen-Lkw mit Flüssigwasserstoffspeicher wurde von Daimler Truck auf der Brennerroute getestetIn Sachen Tankinfrastruktur will der Stuttgarter Hersteller keine eigenen Produkte anbieten, allerdings gibt es bereits Partnerschaften mit BP und Shell. Die Brennstoffzelle für den eigenen Lkw entwickelt Daimler Truck im Joint Venture „Cellcentric“, das 2021 gemeinsam mit Volvo Trucks gegründet wurde. Zu zukünftigen Marktanteilen von H2-Lkw wollte Daimler Truck im Moment keine Prognose abgeben.Fazit: Alle großen Lkw-Hersteller Europas befassen sich mit dem Thema Wasserstoffantriebe. Die Brennstoffzelle scheint gesetzt zu sein, Wasserstoff-Verbrenner spielen zumindest in der öffentlichen Berichterstattung der Hersteller eher eine Nebenrolle. Allerdings sind die Aussichten von H2-Antrieben generell eher mit einem Fragezeichen einzuschätzen. Keiner der befragten Hersteller bescheinigt den Wasserstoff-Lkw schon heute eine große Zukunft; wenn es Statements zu möglichen Marktanteilen gab, waren sie meist sehr vage, da es heutzutage noch nicht abschätzbar sei, wie es künftig um die Verfügbarkeit und den Preis von grünem Wasserstoff bestellt ist. Jene zwei Punkte und zusätzlich die noch nicht vorhandene Tank- und Verteilinfrastruktur scheinen die größten Faktoren zu sein, die darüber entscheiden werden, welchen Markthochlauf die H2-Antriebe haben werden. Nur auf Wasserstoff-Lkw will sich jedenfalls keiner der befragten Hersteller verlassen, jeder hat auch andere Lösungen im Portfolio oder in der Entwicklung, die ebenfalls unter „Zero Emission“ einklassiert werden können. Andererseits verlässt sich aber auch keiner der OEMs voll auf batterieelektrische Lösungen, insofern ist nach wie vor unsicher, welche Technologie sich schlussendlich durchsetzen wird.

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