Am heutigen Dienstag, den 13. September ist – noch einmal in digitaler Ausführung – der „Zukunftskongress Logistik – 40. Dortmunder Gespräche“ gestartet. Unter dem Motto „Aufbruch ins ‚Silicon Economy Continuum‘ – Die Zukunft der Logistik ist digital, offen und nachhaltig“ diskutieren über 500 Teilnehmende sowie Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik über Innovationen und Herausforderungen für die Logistik von morgen.
"Zeit der Alleingänge ist vorbei"
Was es mit dem titelgebenden digitalen Kontinuum auf sich hat, führte Professor Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des gastgebenden Fraunhofer IML, in seinem Eröffnungsvortrag aus: „Die Digitalisierung und Vernetzung von allem und die Anwendung Künstlicher Intelligenz in allem findet statt. In der Silicon Economy schließen sich jetzt autonome Prozess- und Wertschöpfungsketten. Planung, Ausschreibung, Disposition und Operation werden auf KI-Plattformen verlinkt und es entstehen lernende, sich selbst verstärkende und beschleunigende Prozesse. Mit anderen Worten: das digitale Kontinuum.“ Dessen wertschöpfende Nutzung in Form innovativer Produkte und Geschäftsmodelle werde in dieser Dekade über die Gewinner und Verlierer entscheiden. Die Zeit der Alleingänge sei demnach vorbei.
Bereits am Vortag in einem virtuellen Pressegespräch machte ten Hompel deutlich, wie wichtig die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und grenzenlosem Austausch von Daten dabei sei. Nur: „Unternehmen bremsen den Austausch der Daten oft selbst aus, weil sie Angst haben, über eine Schnittstelle Teile ihres Geschäftsmodells preiszugeben.“ Umso mehr warb er für die Mitgliedschaft bei der vor einem Jahr gegründeten Open Logistics Foundation, die sich den Aufbau einer europäischen Open-Source-Community - eine Art Linux für die Logistik – auf die Fahnen geschrieben hat. Die Arbeit der von Dachser, DB Schenker, Duisport und Rhenus gegründeten Stiftung finde laut ten Hompel viel Anklang. Im Open Logistics Repository, einer technischen Plattform, auf der Soft- und Hardware, Schnittstellen, Referenzimplementierungen und Komponenten unter einer freien Lizenz zur Verfügung stehen, habe sich bereits einiges angesammelt, darunter Codes für den digitalen Frachtbrief eCMR.
End-to-End-Transparenz wird wettbewerbsentscheidend
Auch Schenker-CEO Jochen Thewes machte in seiner Keynote deutlich, wie wichtig es ist, Datenschätze zu haben: „Wohl keine Industrie verfügt über so viele Daten wie die Logistikbranche, wir müssen dieses Asset besser nutzen und monetarisieren.“ Dabei werde insbesondere die End-to-End-Transparenz in Form von Echtzeitdaten wettbewerbsentscheidender Faktor. Hier gelte es, möglichst viele Daten zu sammeln, aufzubereiten und den Kunden anbieten. Thewes brach ebenfalls eine Lanze für den Open-Source-Ansatz, der vor allem bei nicht-strategischen Themen und Basisfunktionen, die in der Branche flächendeckend genutzt werden, sinnvoll sei.
Zu den Rednern des ersten Kongresstages zählten ferner Oliver Luksic, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) und Steffen Bersch, CEO SSI Schäfer. In einer Podiumsdiskussion tauschten sich zudem Institutsleiter Professor Michael Henke sowie Vertreter der Commerzbank, der Deon Digital AG und der Deutschen Bundesbank über blockchain-basierte Finanzflüsse und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Logistik aus. Mit nachhaltigen Konzepten für die Urbane Logistik beschäftigte sich der darauffolgende Themenblock, durch den Institutsleiter Professor Uwe Clausen führte.
Am zweiten und dritten Kongresstag findet das Fraunhofer-Symposium mit themenspezifischen Sequenzen rund um die Zukunft der Logistik statt. Außerdem stellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer IML an allen drei Kongresstagen in der „Digital Sandbox“ ihre aktuellen Entwicklungen direkt aus der Forschung vor.