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Gesprächsrunde zum Fahrermangel: Bürokratieabbau als Forderung

04.08.2023 09:06 Uhr | Lesezeit: 2 min
Screenshot aus der Virtuellen Gesprächsrunde, groß unten zu sehen ist Henning Rehbaum MdB, oben in kleineren Kacheln verschiedene andere Personen, die an dem virtuellen Gespräch teilgenommen haben
Screenshot aus der virtuellen Gesprächsrunde. Unten zu sehen ist Henning Rehbaum (CDU), Mitglied des Bundestages. Er hatte die Gesprächsrunde initiiert
© Foto: Büro Rehbaum MdB

Das Mitglied des Bundestages Henning Rehbaum von der CDU hatte zu der Gesprächsrunde geladen. Auch ein Thema waren die langen Visaverfahren bei der Anwerbung ausländischer Fachkräfte.

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Henning Rehbaum von der CDU, Mitglied des Bundestages, hat zu einer virtuellen Gesprächsrunde zum Fachkräftemangel in der Verkehrsbranche geladen. Über 50 Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Verbandsvertreter aus dem Verkehrsbereich nahmen an dem „Runden Tisch Fachkräftemangel im Verkehr“ teil, wie das Büro des Politikers weiter mitteilt.

Sie sprachen sich demnach unter anderem für einen Abbau von Bürokratie aus. Das betreffe sowohl die Ausbildung der ausländischen Fahrer und Fahrerinnen als auch die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse oder den Führerscheinerwerb.

Fachkräfteeinwanderungsgesetz versus lange Visaverfahren

Thema war zudem das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz und lange Visaverfahren. Laut dem Büro von Rehbaum erhoffen sich Unternehmen und Verbände von dem Gesetz nicht allzu viel: „Das wahre Nadelöhr bei der Anwerbung ausländischer Fachkräfte“ sei vor allem die Beantragung von Arbeitsvisa, so Heike van Hoorn, Geschäftsführerin des Deutschen Verkehrsforums (DVF). Auf einen Termin in den deutschen Konsulaten im Ausland müsse man oft monatelang warten.

Dies bestätigte auch Ahmet Salincakli, der Fachkräfte aus der Türkei nach Deutschland vermittelt. „Hat man dann einen Termin ergattert, fordern die Konsulate für Fahrer einen EU-Führerschein, obwohl sie schon jahrelange Berufserfahrung auf europäischen Straßen haben.“ Diese Vorgabe sei unsinnig und sollte wegfallen, so Salincakli.

Beschleunigtes Verfahren auch für Lkw-Fahrer?

Jens Pawlowski, Leiter des Hauptstadtbüros des Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), forderte, das sogenannte Beschleunigte Fachkräfteverfahren auch auf Berufskraftfahrer anzuwenden.

Auch solle man E-Learning bei der Fahrerqualifikation und eine Ausbildung in Fremdsprachen endlich ermöglichen. Darüber hinaus schlug er vor, Pilotprojekte mit Drittstaaten zu starten, um Fahrer bereits dort zu qualifizieren.

Reform der EU-Führerscheinrichtlinie als Teil der Lösung?

Eine weitere Stellschraube könnten laut Patrick Orschulko, Referent beim Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) die geplanten Reformen des europäischen Führerscheinrechts sein. Eine Reform der EU-Führerscheinrichtlinie befindet sich derzeit im parlamentarischen Verfahren.

Orschulko schlug laut Mitteilung des Büros unter anderem Änderungen der Mindestaltervorschriften vor. Auch das Aufheben des Wohnortprinzips sei ein Hebel, um Menschen mit Wohnsitz in Deutschland das Absolvieren des Führerscheins und der Berufskraftfahrerqualifikation im EU-Ausland zu ermöglichen.

Rehbaum ergänzte zum Abschluß: „Die Bundesregierung muss nicht nur Gipfel veranstalten, sondern auch daraus lernen und Maßnahmen einleiten.“ Verkehrs-, Außen- und Arbeitsministerium müssten beim Fahrermangel Gas geben.

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KOMMENTARE


Stefan Christodt

04.08.2023 - 13:17 Uhr

Interessanter Ansatz wenn Herr Rehbaum fordert, das die Bundesregierung beim Fahrermangel Gas geben soll. Die Arbeitskräfte, die heute fehlen, hätten vor rund 20 Jahren gezeugt werden müssen. Dabei scheint Rehbaum zu vergessen, das er als Mitglied der Partei, die 16 Jahre lang die Geschicke der Republik gesteuert hat, seit 2017 Mitglied im Verkehrsausschuss war. Warum wurden zu der Zeit die bürokratischen Hürden nicht schon vereinfacht? Ausländische Fahrer merken spätestens wenn sie in Deutschland wohnen, das der Beruf kein Honigschlecken ist. Lange Schichtzeiten von bis zu 15 Stunden, im Güterverkehr während der Woche weg von zuhause, die herablassende Behandlung an vielen Be- und Entladestellen, im Personenverkehr Nacht- und Wochenendschichten. Und am Ende mit dem Einkommen eine Familie durchzubringen wird schwierig. Andere bekommen für weniger Aufwand mehr Geld bei geregelteren Arbeitszeiten. Gute Fahrer, die eine Maschine von mehreren 100tsd EURO bedienen, mit einer Verantwortung auch für Leib und Leben anderer, fallen nicht vom Himmel. Die Anerkennung ausländischer Qualifikationen, womöglich ohne Kenntnisse der deutschen Sprache, bringt das Gewerbe nicht weiter. Wie reagieren die Fahrgäste, wenn der Busfahrer keine Auskunft geben kann? Wie sollen Probleme an der Rampe geklärt werden? Alles per Smartphone und Übersetzungsprogramm? Was ist bekannt über Ladungssicherung, Gefahrgut, Abfallrecht, bei Tank- und Siloverkehren über die Technik, ...? Kein anderes Gewerbe kommt auf die Idee, Ausbildungen zu vereinfachen oder zu verkürzen in Zeiten, in denen die Anforderungen an die Technik immer höher werden. Oder hat jemand davon gehört, einen "EU Elektriker" in 6 Wochen zu qualifizieren? Wer vier Farben erkennt, Kabel auf Länge schneiden und verlegen kann bringt doch ausreichend Kenntnisse mit. Und warum Kaufleute ausbilden? Mit Computer, Tastatur und Maus können die jungen Leute schon früh umgehen. Da sollten ein paar Wochen "light" Ausbildung reichen um vor dem Bildschirm zu sitzen. Die BKF Ausbildung ist schon auf wenige Monate verkürzt und wird vom Staat in Form von Umschulungen "gesponsert". Man sollte sich lieber Gedanken machen, die Arbeit der Fahrer attraktiver zu gestalten und entsprechend zu vergüten. Junge Leute haben heute andere Erwartungen an Beruf und Leben als die Generation ihrer Eltern. Nur Unternehmen die kreativ sind bei der Arbeitsgestaltung, die ihre Mitarbeiter abholen, aus- und weiterbilden und eine Bindung an das Unternehmen schaffen werden am Markt bestehen. Und wer sich in der Branche umschaut findet viele Beispiele dafür, das es auch anders geht. Sicher nicht ohne Probleme, aber die sind kleiner als bei denen, die immer nur nach billigeren Arbeitskräften schreien und nach Hilfe durch den Staat. Zu einem guten Berufskraftfahrer gehört mehr als nur die Fahrerlaubnis!


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