-- Anzeige --

Erneuerbare Energien in der Logistik: Chancen und Herausforderungen

11.07.2025 07:30 Uhr | Lesezeit: 4 min
Erneuerbare Energie in der Logistik
Neben alternativen Antrieben sind erneuerbare Energien in der Logistik eine zweite Säule der Dekarbonisierung
© Foto: Not_nutthapong/ AdobeStock

Die Logistikbranche steht unter wachsendem Druck, nachhaltiger zu wirtschaften. Neben erneuerbaren Energien in Immobilien spielt vor allem die Umstellung des Fuhrparks eine zentrale Rolle.

-- Anzeige --

Die Nutzung grüner Antriebstechnologien ist dabei das vielleicht größte Handlungsfeld, das über Wettbewerbsfähigkeit, CO₂-Bilanzen und langfristige Kosten entscheidet.

Elektromobilität – Ideal für die City-Logistik

Elektro-Lkw und -Transporter sind prädestiniert für den urbanen Verteilerverkehr:

  • Lokale Emissionsfreiheit: Städte schreiben zunehmend Null-Emissionszonen vor.

  • Geringe Energiekosten: Strom ist pro Kilometer oft günstiger als Diesel.

  • Leiser Betrieb: Ein Plus für nächtliche Lieferverkehre.

  • Förderungen: Programme wie KsNI reduzieren Investitionskosten erheblich.

Ein entscheidender Hebel für die Wirtschaftlichkeit: eigener Ökostrom. Wer eigene PV-Anlagen nutzt, tankt praktisch „grün zum Nulltarif“. Doch es bleiben Hürden:

  • Reichweiten oft noch limitiert (200–400 km).

  • Höhere Fahrzeugpreise trotz Förderung.

  • Ladeinfrastruktur erfordert Netzanschluss und Lastmanagement.

Ein Beispiel für eine erfolgreiche Integration ist das DSV-PV-Pilotprojekt, bei dem Solaranlagen Strom für Elektro-Lkw liefern.

Wasserstoff-Lkw – Lösung für den Fernverkehr?

Wasserstoff-Lkw gelten als Schlüssel für emissionsfreien Fernverkehr:

  • Reichweiten bis zu 800 km möglich.

  • Tanken dauert nur wenige Minuten.

  • Geringeres Gewicht als Batterie-Lkw bei langen Strecken.

Doch für Entscheider stellt sich die Frage der Wirtschaftlichkeit:

  • Kosten derzeit zwei- bis dreimal so viel wie Diesel-Lkw.

  • H₂-Infrastruktur ist in Deutschland noch dünn.

  • Grüner Wasserstoff ist teuer und noch kaum verfügbar.

Die Branche verfolgt Wasserstoff mit großem Interesse. Daimler Truck, Hyundai und andere arbeiten an Serienmodellen. Detaillierte Informationen liefert der Artikel über H₂-Lkw-Technologie (Wasserstoff-Lkw und ihre künftige RolleH₂-Lkw-Technologie). Ergänzend werden im Artikel „Wasserstoff-Lkw: Hohe Reichweiten und kurze Tankzeiten“ die praktischen Reichweiten- und Tankdaten vorgestellt.

Biokraftstoffe – eine pragmatische Übergangslösung

Biokraftstoffe wie HVO100 bieten schnelle CO₂-Reduktionen:

  • Direkt einsetzbar in bestehenden Diesel-Fahrzeugen.

  • Bis zu 90 % weniger CO₂ (je nach Herkunft des Rohstoffs).

  • Keine Einschränkungen bei Tankzeit oder Reichweite.

Nachteile:

  • Teilweise höhere Kosten als fossiler Diesel.

  • Debatte um Nachhaltigkeit („Tank-oder-Teller-Problematik“).

  • Begrenzte Rohstoffverfügbarkeit.

Trotzdem bieten Biokraftstoffe gerade für Fuhrparks eine attraktive Brückentechnologie, um kurzfristig CO₂-Ziele zu erfüllen.

E-Fuels – langfristig eine Option?

E-Fuels (synthetisch erzeugte Kraftstoffe aus CO₂ und grünem Strom) könnten fossilen Diesel komplett ersetzen:

  • Nutzt bestehende Fahrzeugflotten.

  • Klimaneutral, wenn mit Ökostrom produziert.

  • Keine neue Infrastruktur nötig.

Doch die Herausforderungen bleiben gewaltig:

  • Herstellung extrem energieintensiv.

  • Aktuell sehr hohe Kosten (>4 €/Liter).

  • Noch keine marktreifen Mengen verfügbar.

E-Fuels könnten ein Puzzlestück der Zukunft sein – heute aber bleiben sie eine Vision.

Warum erneuerbare Energien für die Logistikbranche entscheidend sind

Neben alternativen Antrieben sind erneuerbare Energien in der Logistik eine zweite Säule der Dekarbonisierung. Immer mehr Unternehmen nutzen ihre Dachflächen oder Freiflächen zur Stromproduktion:

  • Kostenersparnis bei Energie.

  • Unabhängigkeit von schwankenden Strompreisen.

  • Positive CO₂-Bilanz, wichtig für Nachhaltigkeitsberichte.

Welche erneuerbaren Energien kommen in der Logistik zum Einsatz?

Die wichtigsten erneuerbaren Energien in der Logistik sind:

  • Photovoltaik (PV): Besonders für Logistikimmobilien. Große Dachflächen bieten riesiges Potenzial. Die BVL-Initiative „Power of Logistics“ schätzt ungenutzte Flächen auf über 30 Mio. m² in Deutschland. (Neue BVL-Initiative will Energie-Potenziale hebenBVL-PV-Potenziale).

  • Windenergie: Vor allem in windstarken Regionen interessant.

  • Bioenergie: Biogas und Biomethan als Kraftstoffe für Lkw.

  • Wasserkraft: Meist indirekt über grünen Strombezug relevant.

  • Geothermie: Besonders für klimaneutrale Beheizung von Lagerhallen.

Chancen durch erneuerbare Energien in der Logistik

1. Kostensenkung durch Eigenstromerzeugung

Die Investition in PV-Anlagen oder Windkraft lohnt sich immer mehr. Eigenstrom schützt vor steigenden Strompreisen und senkt die Betriebskosten nachhaltig. Fördermittel reduzieren die Anfangsinvestitionen erheblich.

Ein weiteres Praxisbeispiel: ID Logistics transportiert Solartechnik für PV-Anlagen und zeigt, wie Logistik integraler Teil der Energiewende wird. (ID Logistics transportiert Solarenergie-TechnikID Logistics PV-Transport).

2. Verbesserung der CO₂-Bilanz und Reporting-Anforderungen

Unternehmen müssen zunehmend ihre CO₂-Bilanz offenlegen. Ökostrom senkt die Scope-2-Emissionen und verbessert die Nachhaltigkeitsberichte – ein entscheidender Vorteil bei Ausschreibungen und Kundenbeziehungen.

3. Imagegewinn und Wettbewerbsvorteil

Nachhaltigkeit wird zum Differenzierungsmerkmal. Immer mehr Verlader fordern klimafreundliche Transporte – und geben entsprechenden Dienstleistern den Vorzug.

4. Erfüllung gesetzlicher Vorgaben

Regulatorische Vorgaben wie CO₂-basierte Lkw-Maut oder das Emissionshandelssystem erhöhen den finanziellen Druck auf konventionelle Antriebe. Unternehmen, die frühzeitig auf erneuerbare Energien und grüne Antriebe setzen, sichern sich Handlungsfreiheit.

Herausforderungen bei der Integration erneuerbarer Energien

Hohe Anfangsinvestitionen

PV-Anlagen, Ladeinfrastruktur oder H₂-Tankstellen sind kapitalintensiv. Förderungen helfen, doch die Wirtschaftlichkeit zeigt sich oft erst nach mehreren Jahren.


Platzbedarf und Infrastruktur

Nicht jede Immobilie eignet sich für große PV-Anlagen. Bei Mietobjekten hängt vieles vom Eigentümer ab. Eigene Tankstellen oder Ladeparks erfordern Platz und komplexe Genehmigungen.


Technologische Reife

Gerade bei schweren Lkw sind Batterielösungen noch nicht vollständig einsatzreif. Wasserstoff-Fahrzeuge sind teuer und leiden unter einer dünnen Tankstellen-Infrastruktur.


Volatilität bei Einspeisevergütungen und Energiepreisen

Unternehmen müssen sorgfältig kalkulieren, ob Eigenverbrauch oder Netzeinspeisung wirtschaftlicher ist. Die politische Lage beeinflusst Vergütungssätze und Förderkonditionen.


Komplexes Reporting

Die korrekte Anrechnung von Ökostrom, Biokraftstoffen oder E-Fuels erfordert komplexe Nachhaltigkeitsberichte und Zertifikate. Ohne Beratung wird es schnell unübersichtlich.

Tipps für die Praxis: So profitieren Unternehmen von erneuerbaren Energien

  • Analyse der Liegenschaften: Dachflächen und Netzanschlüsse prüfen.

  • Fördermittel ausschöpfen: Förderungen für Ladeinfrastruktur, PV oder Wasserstoff nutzen.

  • Technologiemix wählen: Unterschiedliche Lösungen kombinieren, je nach Einsatzzweck.

  • Transparenz schaffen: Nachhaltigkeitsberichte professionell gestalten.

  • Partnerschaften nutzen: Projekte mit Verladern oder Energieversorgern aufsetzen.

  • Mitarbeiter schulen: Know-how zu grünen Technologien ausbauen.

-- Anzeige --
-- Anzeige --

Mit dem VerkehrsRundschau-Newsletter immer auf dem neuesten Stand

Von Montag bis Freitag bekommen Sie unser Mittags-Update mit aktuellen Nachrichten aus der Transport- und Logistikbranche kostenfrei in Ihr E-Mail-Postfach. Zusätzlich bekommen Sie immer samstags digitale VR-Post mit den Wochen-Highlights. Den VR-Newsletter können Sie hier gratis abonnieren.

Sie haben ein Sie haben Fragen, Anregungen oder ein konkretes Anliegen? Dann schreiben Sie uns gerne an das VerkehrsRundschau-Postfach unter verkehrsrundschau@tecvia.com


HASHTAG


#Energiewende

-- Anzeige --

MEISTGELESEN


-- Anzeige --
KOMMENTARE

SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --
WEITERLESEN



NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Die VerkehrsRundschau ist eine unabhängige und kompetente Abo-Fachzeitschrift für Spedition, Transport und Logistik und ein tagesaktuelles Online-Portal. VerkehrsRunschau.de bietet aktuelle Nachrichten, Hintergrundberichte, Analysen und informiert unter anderem zu Themen rund um Nutzfahrzeuge, Transport, Lager, Umschlag, Lkw-Maut, Fahrverbote, Fuhrparkmanagement, KEP sowie Ausbildung und Karriere, Recht und Geld, Test und Technik. Informative Dossiers bietet die VerkehrsRundschau auch zu Produkten und Dienstleistungen wie schwere Lkw, Trailer, Gabelstapler, Lagertechnik oder Versicherungen. Die Leser der VerkehrsRundschau sind Inhaber, Geschäftsführer, leitende Angestellte bei Logistikdienstleistern aus Transport, Spedition und Lagerei, Transportlogistik-Entscheider aus der verladenden Wirtschaft und Industrie.