Es ist der 22. September 2008: Lufthansa-Flug LH 050 München – Hamburg um 14:40 Uhr kostet 251,37 Euro. Air Berlin fliegt die Strecke fast zeitgleich um 14:10, Flugnummer AB 6304, für nur 104,00 Euro, 147 Euro günstiger als die Lufthansa. Welchen Flug würden Sie buchen?
So ähnlich geht es manchem Verlader mit der Mauterhöhung. Transporte von A nach B sind mehr oder weniger ein austauschbares Gut, Laderaum ist reichlich vorhanden, der Dieselpreis ist vorerst auf dem Rückzug, Transporte wieder fünf bis sechs Prozent günstiger als noch vor einigen Monaten. Warum sollte man für einen LKW-Transport von München nach Hamburg freiwillig mehr zahlen, als der Markt verlangt?
Richtig ist: Besitzer von Euro-3-Fahrzeugen zahlen nach der Mautanhebung für eine Fahrt etwa von München nach Hamburg künftig immerhin 72 Euro mehr, Euro-5-Fahrzeuge nur 22 Euro. Euro-3-Halter werden es schwer haben, ihre Kunden zu überzeugen, 50 Euro draufzulegen. Auch richtig: Die versprochene Mautharmonisierung war ein faules Ei und die Branche wird von der Politik mit schöner Regelmäßigkeit über den Tisch gezogen. Und alle lamentieren. Dabei schlägt sich das kollektive Gejammere eher negativ aufs Image nieder – ein anderes Thema.
Die Branche kann sich nur selbst helfen. Fakt ist, kein Spediteur fährt aus lauter Lust und Übermut übers Land, LKW-Verkehr entsteht durch Nachfrage. Der Kunde zahlt nur, was er wirklich will. Auch wenn es stereotyp klingt: Kundenwünsche erkennen, kalkulieren und die Kosten konsequent weiterberechnen – solange nicht jemand die Diskussion wiedereröffnet, die Maut als Steuer zu behandeln, ist dies der einzig gangbare Weg.
Der Vollständigkeit halber: Der teuren Lufthansa geht es wirtschaftlich gut, Air Berlin ist angeschlagen.
Anita Würmser, Chefredakteurin