Verbrenner-Aus

Lange war sie angekündigt, nun ist die Entscheidung gefallen: Die EU hat sich am 27. Oktober darauf geeinigt, dass die sogenannten Flottengrenzwerte für Pkw bis 2035 auf null sinken sollen. Neue Benzinund Diesel-Fahrzeuge, die Klimagase ausstoßen, dürfen also in gut zwölf Jahren nicht mehr verkauft werden. Das Echo auf diese Entscheidung unter Politikern und Verbänden in Deutschland war groß. Die VerkehrsRundschau erklärt, was der EU-Beschluss konkret bedeutet. Welche Fahrzeuge sind betroffen? Neben Pkw gilt das Verbrenner-Verbot ebenfalls für leichte Nutzfahrzeuge; damit sind auch Transporter bis 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht gemeint. Der Schwerlastverkehr, also Lkw, sind nicht betroffen (siehe dazu auch Seite 7). Kommt das Verbot auf jeden Fall? Wenn sich die Unterhändler des Ministerrats und des Parlaments auf einen Kompromiss geeinigt haben, müssen die beiden EU-Institutionen zwar noch formell zustimmen. Theoretisch könnte ein solcher Kompromiss auch wieder gekippt werden, wenn sich Regierungen oder Fraktionen quer stellen. Da die roten Linien der Verhandlungsteilnehmenden jedoch vorher bekannt sind, findet sich für die Kompromisse - sobald einer gefunden ist - auch in der Regel eine Mehrheit. Wie geht es nach dieser EU-Entscheidung weiter? Im Jahr 2026 soll der Beschluss erneut überprüft werden können. Vielen Beobachtern gilt es allerdings als unwahrscheinlich, dass das Verbot noch einmal gekippt wird. Theoretisch könnten die Klimaziele auch nachgeschärft werden. Zudem wurde die EU-Kommission gebeten, zu überprüfen, ob der Einsatz von E-Fuels, also synthetisch hergestellten Kraftstoffen, für Pkw künftig in Frage kommen könnte. Kommt dann bald auch ein Fahrverbot für Verbrenner? Davon ist nicht auszugehen. Pläne, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor komplett von Straßen zu verbannen, sind bislang nicht im Gespräch. Realistisch ist, dass durch ein Verkaufsverbot klassische Benziner und Diesel automatisch immer seltener werden. Ist das das endgültige Verbrenner-Aus? Das kommt auf die Interpretation an. Der liberale Abgeordnete Jan-Christoph Oetjen schreibt: "Die Europäische Kommission muss den Weiterbetrieb des Verbrennungsmotors auch nach 2035 mit alternativen Kraftstoffen [E-Fuels, Anm. d. Red.] ermöglichen." Unter anderem die Grünen interpretieren das Ergebnis dagegen anders. Der Grünen-Verhandlungsführer Bas Eickhout sprach davon, dass das Ziel, nur noch emissionsfreie Fahrzeuge zuzulassen, beibehalten worden sei, bis der Markt vollständig elektrisch sei. Greenpeace geht davon aus, dass E-Fuels künftig höchstens in Sonderfahrzeugen wie Feuerwehr- oder Krankenwagen eingesetzt werden dürften. Wie sieht der Status quo der Ladeinfrastruktur in Deutschland aus? Der Bundesnetzagentur wurden zum 1. September 68.275 öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektrofahrzeuge in Deutschland gemeldet. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft schätzte das Vorankommen beim Ladesäulenausbau zuletzt als gut ein. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hatte jedoch immer wieder Zweifel, ob der Ausbau tatsächlich schnell genug vorangeht. Wie reagieren Politiker und Verbände? Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) begrüßte, dass der von seiner Partei geforderte Einsatz von E-Fuels beim Betanken von Autos nicht vom Tisch ist. E-Fuels seien "die einzig überzeugende Antwort auf die Frage, wie die Bestandsflotte in Europa klimafreundlich werden kann". Grünen-Chefin Ricarda Lang wertete die Entscheidung als ein gutes Signal: "Jetzt ist klar, dass die Zukunft der Automobilindustrie in der Elektromobilität liegt", sagte sie. Kritik kam hingegen vom stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion, Steffen Bilger. Das Aus für den Verbrennungsmotor sei nicht durchdacht. In diese Kerbe schlug auch VDA-Präsidentin Hildegard Müller: "Es ist fahrlässig, Ziele für die Zeit nach 2030 festzulegen, ohne entsprechende Anpassungen aufgrund aktueller Entwicklungen vornehmen zu können." Als Beispiele nannte sie den Ausbau der Ladeinfrastruktur. "Die Entscheidung kommt für uns nicht überraschend [...]", teilte Marten Bosselmann, Vorsitzender des Bundesverbands Paket und Expresslogistik (BIEK), mit. Auf der letzten Meile wollen die Verbandsmitglieder die Zustellung bis 2040 emissionsfrei gestalten. "Die Unternehmen setzen bereits seit Jahren auf die Zustellung mit klimafreundlichen Fahrzeugen - besonders in den Innenstädten." Jetzt sei vor allem die Politik gefordert, den Ausbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur zügig umzusetzen. Mehr zum Thema unter #VerkehrspolitikEuropa www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze In gut zwölf Jahren dürfen neue Pkw und Transporter mit Verbrennungsmotor nicht mehr verkauft werden, wie kürzlich die EU entschieden hat. Die Reaktionen aus Politik und von Verbänden auf diesen Beschluss sind gespalten. Diskutiert wird auch, ob die Entscheidung einem endgültigen Verbrenner-Aus gleichkommt. Die Flottenziele der EU Jahr Bisherige Vorgaben Neue Vorgaben 2021 Basisjahr Basisjahr 2025 - 15 Prozent CO₂-Ausstoß - 15 Prozent CO₂-AusstoßKommission will bis dahin EU-Methodik zur einheitlichen Bewertung des CO₂-Ausstoßes von Pkw und Transportern über den gesamten Lebenszyklus entwickeln. Anwendung durch Hersteller freiwillig 2026 Kommission will Fortschritte bei der CO2-Reduktion überprüfen 2030 - 37,5 Prozent CO₂-Ausstoß für neue Pkw und - 31 Prozent für neue leichte Nutzfahrzeuge (Nfz) - 55 Prozent CO₂-Ausstoß für neue Pkw und- 50 Prozent für neue leichte Nfz 2035 - 100 Prozent CO2-Ausstoß für neue Pkw und leichte Nfz - 100 Prozent CO2-Ausstoß für neue Pkw und leichte Nfz

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