TÜV SÜD: Autonom auf der Autobahn

ATLAS-L4 (siehe Infokasten) ist ein äußerst spannendes Projekt, weil der dahinterstehende Business Case ganz klar sichtbar wird", urteilt Emmeram Klotz, Leiter Test und Validierung bei TÜV SÜD Division Mobility. Der studierte Luft- und Raumfahrttechniker arbeitet seit 2,5 Jahren in der Business Line für hochautomatisiertes Fahren bei TÜV SÜD, hat sich Zeit seines Lebens mit Simulationen und der Automobilwelt auseinandergesetzt. Er konkretisiert seine Einschätzung: "Ein fahrerloser Lkw, der Transporte von Logistik-Hub zu Logistik-Hub autonom erledigt, begegnet dem Fachkräftemangel und leistet einen entscheidenden Beitrag zur Versorgungs- sowie Verkehrssicherheit." TÜV SÜD hat sich bereits von 2016 bis 2019 im Projekt Pegasus als einziger Technischer Dienst engagiert - damals ein Leuchtturmprojekt in Deutschland für automatisierte Fahrfunktionen. Bis heute haben sich daraus mehrere weitere Projekte abgeleitet, die sich mit Methoden zur Validierung und Verifikation sowie mit Simulationstechnologien beschäftigen. "Automatisiertes Fahren ist die Zukunft, doch die Zulassung autonomer Fahrzeuge ist durch die Level-4-Gesetzgebung im vergangenen Jahr gerade erst möglich geworden", verdeutlicht Klotz die aktuellen Herausforderungen. "Auf dem Weg in Richtung Zulassung muss man sich in diesem Neuland eng mit Behörden und Kunden absprechen." Testen, validieren, bewerten Und nun liegt also ein großer Teil der Aufmerksamkeit der Automatisierungs-Experten bei TÜV SÜD auf ATLAS-L4. Mehrere Mitarbeiter sind in verschiedenen Teilprojekten rund um Projektleiter Tuan Duong Quang involviert, der Teil des Teams von Klotz ist: Kollegen für die Zulassung und Überprüfung der Sicherheitsargumentation, dann vier Ingenieure für das physikalische Testen, zudem Unterstützung aus dem Bereich funktionale Sicherheit. Das breite Aufgabenspektrum für die Prüforganisation bei ATLAS-L4 macht die Manpower nötig. TÜV SÜD wird bei den Projekttestfahrten seine umfassende Erfahrung mit Testumgebungen für automatisierte Fahrzeuge einbringen. Neben der direkten Bewertung der Fähigkeiten der Fahrzeuge werden die beim Testen gewonnenen Daten für die Absicherung der im Projekt verwendeten Simulationstools genutzt, da diese einen wichtigen Beitrag zur Sicherheitsargumentation darstellen. "In diesem Projekt liegt unser Schwerpunkt auf den physikalischen Tests auf dem Prüfgelände und auf der Straße", führt Klotz aus. "Dabei kommen die von uns im Projekt Pegasus entwickelten Technologien und Methoden zum Einsatz, bei denen der Test-Lkw kritische Situationen meistern muss." Konkret bedeutet das, dass mehrere synchronisierte Fahrzeuge eine vorgegebene Strecke und ein programmiertes Szenario autonom abfahren - immer mit Sicherheitsfahrer an Bord, wobei der Test-Lkw das einzige Fahrzeug in der Kette ist, das nicht weiß, was passieren wird. "Für TÜV SÜD ist der Transfer der Methoden auf diesen Spezialfall äußerst spannend", so Klotz. Daneben nimmt die Simulation bei ATLAS-L4 einen großen Stellenwert bei der Sicherheitsdiskussion ein. "Simulation findet nicht auf der grünen Wiese statt, es bedarf immer realer Daten zur Absicherung", erklärt Klotz. "Wir validieren daher bei ATLAS-L4 die Simulationstools mit Daten aus den Prüfgelände- und Straßentests. Sicher und regelkonform Wenn die Qualität der Modelle sichergestellt ist, können die Vorteile einer virtuellen Absicherung ausgespielt werden wie zum Beispiel die viel höhere Zahl an durchführbaren Tests im Vergleich zum Prüfgelände." Am Ende des Projekts wird ein Prototyp für den Einsatz auf der Straße gemäß Level-4-Vorgaben stehen - allerdings noch mit Sicherheitsfahrer. Langfristig will ATLAS-L4 natürlich die Weichen für die vollständige Typzulassung stellen. Die größten Herausforderungen bei ATLAS-L4 sieht Klotz zum einen in der Sensorik und Software des Fahrzeugs, die im Verantwortungsbereich der Hersteller liegen: "Auch wenn die Autobahn ein relativ gut erfassbares Einsatzgebiet ohne Ampeln, Kreuzungen oder Fußgänger ist, handelt es sich um eine große technische Leistung, die autonome Fahrt auf der Autobahn technisch zu meistern." Für TÜV SÜD steht die Bewertung der Sicherheit im Mittelpunkt. "Wann ist ein System sicher genug, wie weist man das nach, was sind geeignete Schwellenwerte, wie holt man dafür alle Beteiligten ab - von Behörden bis hin zur Gesellschaft", zählt Klotz die zentralen Fragen auf. "Simulationen als Prüfmittel für die Entwicklung und Zulassung autonomer Fahrzeuge werden in Zukunft unverzichtbar sein", bilanziert Klotz. Bis zum Einsatz im großen Stil in der Zulassung müssen allerdings noch viele Detailfragen gelöst und zwischen Hersteller, Technischen Diensten und Zulassungsbehörden abgestimmt werden. "Es gibt bislang nun mal keine Standards, die man abhaken könnte, autonomes Fahren ist eine junge Thematik, die gerade erst im Entstehen ist." ATLAS-L4 wird im Zuge dessen für wichtige, neue Erkenntnisse sorgen, wie auch Patrick Fruth, CEO der Division Mobility von TÜV SÜD, kommentiert: "Für TÜV SÜD ist das Projekt ATLAS-L4 eine sehr gute Gelegenheit, unsere internationale Erfahrung auf dem Gebiet hochautomatisierter Fahrzeuge einzubringen und einen sicheren, mit Regularien und Standards konformen Betrieb autonomer Lkw zu gewährleisten." TÜV SÜD Ansprechpartner TÜV SÜD Division Mobility Emmeram KlotzLeiter Test und ValidierungTel.: +49 151 55313722E-Mail: emmeram.klotz@tuvsud.com ATLAS-L4 im Kurzprofil Für das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Forschungs- und Entwicklungsprojekt ATLAS-L4 (Automatisierter Transport zwischen Logistikzentren auf Schnellstraßen im Level 4) bündeln mehrere namhafte Vertreter aus Fahrzeugindustrie, Wissenschaft, Softwareentwicklung und Verwaltung ihre Kräfte: Neben TÜV SÜD sind MAN Truck & Bus, Knorr-Bremse, Leoni, Bosch, Fernride, BTC Embedded Systems, Fraunhofer-Gesellschaft, Technische Universität München (TUM) und Technische Universität Braunschweig an Bord. Mit einem autonom fahrenden Lkw, den die Projektpartner bis Mitte des Jahrzehnts für den Einsatz auf definierte öffentliche Fern- und Schnellstraßen zwischen Logistikknotenpunkten bringen wollen, soll dazu beigetragen werden, Staus und Unfälle zu reduzieren, Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß zu senken, die Flexibilität des Fahrzeugeinsatzes zu steigern und Konzepte gegen den Fahrpersonalmangel aufzuzeigen. www.atlas-l4.com Impressum TÜV SÜD Auto Service GmbH, Westendstraße 199,80686 München, Telefon 089/57 91-0,www.tuvsud.com, E-Mail: info@tuvsud.com,V. i. S. d. P.: Kristin HeberVerlag: Springer Fachmedien München GmbH,Aschauer Straße 30, 81549 München

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