Im zweiten Quartal dieses Jahres ist in Deutschland das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zum Vorquartal 0,1 Prozent niedriger ausgefallen, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch, 30. Juli, mitteilte. Zuvor hatte es zum Jahresauftakt noch ein Mini-Wachstum gegeben, das vom Amt auf 0,3 Prozent (zuvor: 0,4 Prozent) revidiert wurde. Das hatten Experten vor allem auf Vorzieheffekte auf die damals nur angekündigten US-Zollschranken zurückgeführt.
Investitionen fallen geringer aus
Vor allem Investitionen in Ausrüstungen und Bauten sind von April bis Juni niedriger ausgefallen als im Vorquartal, berichtet das Statistikamt. Die privaten und staatlichen Konsumausgaben stiegen dagegen preis-, saison- und kalenderbereinigt an. Nach Einschätzung von Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater wurde im zweiten Quartal zumeist abgewartet, wie sich die außenwirtschaftlichen Bedingungen entwickeln. „Für Deutschland gilt ganz klar: In dem Maß, in dem sich die Weltmärkte verschließen, muss sich die wirtschaftliche Dynamik auf den eigenen Wirtschaftsraum in Deutschland und Europa konzentrieren.“
Zollpolitik hat Folgen für die Exporte
Die für die deutsche Wirtschaft wichtigen Autoexporte in die USA wurden bereits seit April mit 27,5 Prozent Zoll belastet und sollen nun zum 1. August auf 15 Prozent sinken. In den USA hergestellte Autos sollen perspektivisch ganz ohne Zoll nach Europa exportiert werden können. Rund zwei Drittel dieser Ausfuhren kommen allerdings deutschen Herstellern zugute, die in den USA Werke betreiben und die dort gebauten Autos exportieren.
Konjunkturelle Grundtendenz wird schwach eingeschätzt
Der Internationale Währungsfonds (IWF) blickt nach dem Zollabkommen zwischen der EU und den USA optimistischer auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland als zuvor. Weil die Zollsätze geringer ausfielen als erwartet, könne Deutschland 2025 ein Wachstum von 0,1 Prozent schaffen, zuvor hatte der IWF noch eine Stagnation prognostiziert. Die konjunkturelle Grundtendenz in Deutschland hat die Bundesbank schon vor dem Zollabkommen als schwach eingeschätzt. Zwar habe sich die Stimmung in der Wirtschaft aufgehellt mit der Aussicht auf milliardenschwere Investitionen der Bundesregierung. Ein Schub für die Wirtschaft werde aber erst verzögert kommen, hieß es.