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Trockenheit: Binnenschiffer dürfen Schiffe nur noch zur Häfte beladen

20.07.2022 14:55 Uhr | Lesezeit: 2 min
Binnenschiff
Ab sofort gibt es eine neue 14-Tage-Wasserstandsvorhersage für Binnenschiffe auf dem Rhein
© Foto: Jochen Tack/dpa/picture-alliance

Durch die andauernde Hitzeperiode ist das der Geschäft der Frachtschiffe auf dem Rhein und anderen Flüssen stark eingeschränkt. Zugleich helfen neue Vorhersagemodelle den Schiffern bei Niedrigwassersituationen besser zu kalkulieren, wie viel Ladung sie aufnehmen können.

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Reedereien mit Binnenschiffen können mit zwei neuen Vorhersage-Modellen für die Wasserstände von Rhein und teils auch der Elbe weiter in die Zukunft schauen. Das soll ihnen bei sinkenden Pegelständen wie während der aktuellen Trockenheit die Planung erleichtern, wie viel Ladung sie noch aufnehmen können.

Nach Angaben der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) in Koblenz vom Dienstag kann mit ihrer neuen 14-Tage- und 6-Wochen-Vorhersage „effizienter auf Niedrigwassersituationen reagiert" werden. „Die Elbe führt bereits seit Mitte Juni Niedrigwasser und auch am Rhein müssen tiefergehende Schiffe mancherorts die Abladung verringern", hieß es.

Die neue 14-Tage-Wasserstandsvorhersage für den Rhein findet sich im Internetportal elwis.de. Sie ist laut BfG eine Verbesserung der bisherigen 10-Tage-Vorhersage und gibt Wahrscheinlichkeiten für Tageswerte der Wasserstände bei sieben Rheinpegeln an. Die 6-Wochen-Vorhersage wird dagegen zweimal wöchentlich mit Wochenmittelwerten für die Rheinpegel Kaub, Köln und Duisburg-Ruhrort sowie die Elbepegel Dresden, Barby und Neu Darchau veröffentlicht.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sprach laut Mitteilung von einem großen Wert für „den Umgang mit den Folgen des Klimawandels. Denn das Binnenschiff ist elementarer Bestandteil vieler Transportketten." Künftig sollten „noch mehr Güter auf der Wasserstraße transportiert werden".

Update vom Mittwoch, 20. Juli, 09.15 Uhr

Trockenheit: Nur noch die Hälfte an Ladung möglich

Die Binnenschiffer weisen außerdem darauf hin, dass das Geschäft der Frachtschiffe auf dem Rhein und anderen Flüssen in Deutschland stark eingeschänkt ist.

„Wir dürfen nur noch etwa 50 Prozent der Menge transportieren, die wir transportieren könnten“, sagte der Vorstand der Deutschen Transport-Genossenschaft Binnenschifffahrt, Roberto Spranzi, der dpa in Duisburg. Die Pegelstände der Flüsse sind derzeit niedrig.

Hohe Nachfrage bei reduzierter Kapazität

Durch die geringere Ladungsmenge sind die Schiffe weniger schwer und nicht so tief im Wasser. Die Kapazitäten sind also reduziert, die Nachfrage ist aber hoch. „Wir sind ausgebucht“, so Spranzi. Schweres Frachtgut sind zum Beispiel Chemikalien, Kies und Rohstoffe wie Kohle.

Lage angespannt, Versorgung noch sichergestellt

Da Deutschland wegen der Gaskrise wieder verstärkt auf Kohlekraftwerke setzt, ist die Nachfrage nach Kohle deutlich gestiegen. Das merken auch die Reeder.

Die Versorgung mit Frachtgut über Schiffe ist aus seiner Sicht noch sichergestellt. Aber die Lage sei angespannt, zumal keine großen Regenfälle in Sicht seien. Ein Lieferstopp droht nach einer Einschätzung aber längst noch nicht – „das wird zwar eng, aber die Schiffe werden weiterfahren“.

Ein Teil der Binnenschiffe, die üblichweise auf deutschen Flüssen fahren, ist derzeit in Europa in den Transport von ukrainischem Getreide eingebunden. „Das hat die Frachtkapazitäten hierzulande spürbar verknappt“, sagt Spranzi, dessen Genossenschaft mehr als 100 Schiffe hat.

Der ebenfalls in Duisburg ansässige Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) spricht von einer „enorm hohen Nachfrage nach Schiffsraum“, etwa für Kohle, Container und Getreide. Diese Nachfrage balle sich nun wegen der Getreidetransporte und des Wiederhochfahrens der Kohlekraftwerke.

„Deshalb kann es passieren, dass nicht jeder Kunde in dem Umfang bedient werden kann, wie er es sich wünscht“, sagt Verbandsgeschäftsführer Jens Schwanen. Das führe „zu einer gewissen Verschärfung der Situation, die durch das Niedrigwasser ohnehin bereits gegeben ist“.

Kleinwasserszuschlag kompensiert Verluste der Binnenschiffer

Wenn Binnenschiffer weniger Frachtgut laden dürfen als sie können, werden sie in der Regel nicht wesentlich schlechter bezahlt. „Die geringere Abladung wird kompensiert durch den sogenannten Kleinwasserzuschlag“, erklärt Branchenvertreter Spranzi.

Für Firmenkunden wird es teurer

Dieser Zuschlag werde bei gewissen Pegelständen fällig – „und das kompensiert zu großen Teilen den Verlust“, sagt er. „Für die Firmenkunden heißt das: Sie bekommen weniger Ware und die ist teurer.“

Update vom Mittwoch, 20. Juli, 17.39 Uhr

Reaktion des BDI

Das Niedrigwasser treibt auch den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) um. „Die deutsche Industrie sieht die Gefahr, dass die niedrigen Pegelstände die Kapazitäten in der bereits hoch ausgelasteten Binnenschifffahrt weiter verknappen“, teilte der BDI mit. Die Lage könne sich rasch zuspitzen, auch wenn die Versorgung der Industrie über die Wasserstraßen noch sichergestellt sei.

„Erste Pegelstände im Rhein liegen bereits unter dem Niveau des Extremniedrigwasserjahrs 2018.“ Damals hatte das Niedrigwasser die Geschäfte von Unternehmen belastet, da Flüsse wie der Rhein als Transportweg nur eingeschränkt nutzbar waren. Der Verband fordert für kommende Trockenperioden einen Krisenresilienzplan für die Binnenschifffahrt zu entwickeln. Außerdem bräuchten die Schiffer für Niedrigwasser geeignete Schiffe. (ste/mwi/dpa)

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