Weinsberg. Tiertransporte sollen nach dem Willen von Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Rudolf Köberle (CDU) noch stärker reglementiert und kontrolliert werden. Er möchte sich in Berlin und Brüssel dafür einsetzen, dass Tiertransporte auf maximal acht Stunden begrenzt werden: "In Baden-Württemberg gibt es 1000 Schlachtstätten. Ich sehe also keinen Grund, längere Strecken zu akzeptieren", betonte Köberle am Mittwoch in Weinsberg (Kreis Heilbronn).
Im vergangenen Jahr haben Polizei und Veterinärämter deutschlandweit 950 Tiertransportkontrollen auf der Straße durchgeführt, davon 350 in Baden-Württemberg. Innenminister Heribert Rech (CDU) führt den hohen Anteil auf die zentrale Lage des Landes im europäischen Tiertransportnetz zurück: "Baden-Württemberg hat die meisten Streckenkilometer. Die Autobahnen A5 und A7 in Nord-Süd-Richtung und die A6 in Ost-West-Richtung sind die Hauptverkehrswege für Tiertransporte."
Die Kontrollen seien nach wie vor dringend erforderlich, betonte Köberle: "Das ungewohnte Umfeld, die beengten Verhältnisse und Rangkämpfe belasten die Tiere sehr." Einige Spediteure würden versuchen, ihren Gewinn zu maximieren, indem sie die gesetzlich vorgeschriebenen Fahrzeiten und Versorgungsbestimmungen nicht einhalten. "Wir treffen sie dort, wo es am meisten wehtut: Im Geldbeutel", sagte der Minister.
Ulrich Eberhardt, zuständiger Veterinär im Hohenlohekreis, begegnet jedoch nur selten dramatischen Fällen: "Wir haben alle paar Jahre mal einen Transport bei dem es erforderlich ist, die Tiere in Versorgungsstationen unterzubringen." Er schätzt, dass die Hälfte der Transporter Schlachttiere geladen haben, weitere fünfzig Prozent würden auf Zucht- und Nutztiere entfallen.
Im Mittelpunkt der Kontrollen stünde das Wohlbefinden der Tiere, so der Veterinär: "Wir achten auf den Gesundheitszustand, die Lagedichte und die Versorgung der Tiere." Veterinärbehörden und Polizei arbeiten dabei eng zusammen. Im vergangenen Jahr hätte es 60 gemeinsame Kontrollen gegeben, sagte Roland Eisele, Leiter der Polizeidirektion Heilbronn. Die Polizisten würden sich dabei auf die fahrzeugtechnischen Anforderungen sowie die Qualifikation der Fahrer konzentrieren.
Nach europarechtlichen Vorschriften ist seit 2005 für die meisten Tiertransporte ein ein- bis zweitägiger Qualifikationskurs erforderlich. Dieter Hilgers, Fahrer eines Geflügeltransporters, zeigt Verständnis für die Regelung: "Ich hätte sonst keine Ahnung von der Materie gehabt, so fahre ich nicht mehr blind durch die Gegend". Durchschnittlich werde er einmal im Monat kontrolliert, zu beanstanden hätten die Beamten dann nichts. (dpa)