Göteborg/Kiel/Travemünde. Nach einem knapp eineinhalbwöchigen Intermezzo kehrt die schwedische Stena-Line mit ihrem Nur-Fracht-Dienst von Norddeutschland nach Göteborg wieder nach Lübeck-Travemünde zurück. Das teilte die Reederei am heute Vormittag mit. Die Reederei begründet ihre Entscheidung damit, dass sich die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi über die Ausgestaltung der von der Gewerkschaft geforderten Arbeitsplatzgarantie verständigt haben. Statt der geforderten Garantie bis 2025 hatten LHG und der Mehrheitsgesellschafter, die Stadt Lübeck, eine Garantie bis 2018 geboten.
„Wir erwarten keine weiteren Streiks im Lübecker Hafen“, erklärte Stena-Line-Frachtchef Hans Hansson in einer Kundeninformation nach der jetzt erzielten „Einigung“. Daher habe die Reederei entschieden, die in der vergangenen Woche in den Wettbewerbshafen Kiel verlegten Nur-Fracht-Aktivitäten wieder nach Lübeck-Travemünde zurück zu holen. Mit dem 5. März gelten wieder die normalen Fahrplandaten.
Nach VerkehrsRundschau-Recherchen haben die beiden Nur-Frachter „Stena Carrier“ und „Stena Freighter“ Kiel gut ein Dutzend zusätzliche Anläufe beschert. Dabei wurden rund 3600 Transporteinheiten be- und entladen. „Aus Sicht des Hafens hat die Zusammenarbeit mit Stena Line sehr gut geklappt“, erklärte Ulf Jahnke, Sprecher beim Hafen Kiel, gegenüber der VerkehrsRundschau. Von der Entscheidung, wieder zurück nach Travemünde zu gehen, habe die Seehafen Kiel GmbH „sehr rechtzeitig“ erfahren.
Für die schwedische Reederei, die Kiel weiterhin mit ihren beiden Fracht- und Passagierfähren „Stena Germanica“ und „Stena Scandinavica“ bedient, brachte der unfreiwillige Wechsel in die Förde-Stadt einen erheblichen Zusatzaufwand sowie Mehrkosten mit sich. So fielen zum Beispiel mit jedem Anlauf der Nur-Frachter-Fähren in Kiel Lotsenkosten an. Eine Befreiung von der Lotsenpflicht - wie in Lübeck-Travemünde gegeben- kommt erst in Frage, wenn die Schiffe beziehungsweise die Schiffsführung eine bestimmte Anzahl von Anläufen durchgeführt haben, so dass sie mit den Verhältnissen in dem entsprechenden Revier vertraut sind. Auch bei der Hinterland-Logistik mussten entsprechende Anpassungen vorgenommen werden. Auf seinen Nur-Frachter-Fähren befördert Stena Line einen sehr hohen Anteil von Frachteinheiten im intermodalen Verkehr.
Die Lübecker Bürgerschaft entscheidet heute Nachmittag – nicht öffentlich- über die 25,1-prozentige Teilprivatisierung der LHG. Die Deutsche Bank-Tochter Rreef hatte dafür rund 30 Millionen Euro geboten. (eha)