So vermeiden Sie Negativzinsen

Speditionsunternehmer Hans Nolting ist verärgert (Name geändert). Zwei seiner Kreditinstitute, mit denen er seit Jahren zusammenarbeitet, verlangen für sein Geschäftskonto neuerdings einen Strafzins von 0,5 Prozent, erzählt er. Zumindest ab einem Guthaben von 200.000 Euro. "Die Strafzinsen machen mich zwar nicht arm", sagt er. "Vielleicht suche ich mir trotzdem eine neue Hausbank. Mir geht es da ums Prinzip." Jede Bank hat ihre eigenen Regeln Mittlerweile verlangen laut einer Erhebung des Finanzportals Biallo bundesweit von knapp 1300 untersuchten Banken und Sparkassen rund 420 Negativzinsen von Unternehmen (Stand: 29. März 2021). Bei den meisten Geldhäusern liegt dieser bei 0,5 Prozent. Das entspricht den Strafzinsen, die Kreditinstitute zahlen müssen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) anlegen. Manche Banken verlangen sogar noch mehr: Die Bank mit dem höchsten Negativzins ist derzeit laut Biallo die PSD Bank Rhein-Ruhr in Düsseldorf. Sie verlangt für neu eröffnete Tagesgeldkonten je nach Anlagesumme bis zu 1,00 Prozent Strafzinsen. Die gute Nachricht: Noch verlangen nicht alle Geldinstitute ein solches Verwahrungsgeld. Deshalb gibt es für Unternehmen mit entsprechenden Liquiditätsreserven Möglichkeiten, um solche Negativzinsen zu vermeiden, erklärt Harald Braschoß Mut, Partner der Steuerberatung BWLC in Niederkassel. Er ist Wirtschaftsprüfer und Steuerberater und berät als Vorstand der Transportunion Transport- und Speditionsbetriebe seit vielen Jahren, unter anderem in Finanzierungsfragen. Folgende Optionen führt er an: Guthaben splitten "Für Unternehmen, die mehrere Gesellschaften haben, ist das Ganze einfach", sagt Braschoß. "Sie können ihr Guthaben, das sie als Liquiditätsreserve bei der Bank anlegen wollen, splitten und auf mehreren Konten anlegen. Denn die Negativzinsen werden erst ab einer bestimmten Größenordnung berechnet." Jedes Institut habe da seine eigenen Freibeträge, erklärt er. Wer innerhalb dieser Summen bleibe, müsse auch keine Strafzinsen bezahlen. Mehrere Bankverbindungen nutzen Gerade kleinere Betriebe verfügen meist nur über eine Bankverbindung. Wenn dieses Geldinstitut partout auf Negativzinsen besteht, hilft nur eines: Das Unternehmen muss Teile seines Bankgeschäfts und/oder seines Betriebsumsatzes auf mehrere Banken oder alternative Finanzdienstleister verteilen. Unabhängig vom Thema Strafzinsen sei es sowieso immer sinnvoll, das Risiko zu streuen und mit mehreren Banken zu arbeiten, sagt Braschoß. "Das reduziert die Abhängigkeit und verbessert die Verhandlungsmöglichkeiten - Stichwort: bessere Konditionen. Zumindest, wenn die Bonität und Kreditwürdigkeit des Unternehmens gut sind." Gewinnausschüttung vorziehen Banken und Sparkassen verlangen, wie gesagt, erst ab einer bestimmten Anlagensumme Verwahrungsgeld. Ziel muss es also stets sein, die Höhe des anzulegenden Guthabens zu reduzieren. Sinnvolle Option kann laut dem Finanzierungsexperten auch eine vorzeitige Gewinnausschüttung sein. Vorzeitige Tilgung von Darlehen Alternativ kann ein Schuldner bei mittelund langfristigen Bankdarlehen bei seiner Bank auch prüfen, empfiehlt Braschoß, ob für ihn vorzeitige Tilgungen mittels - nun kostenpflichtiger Geldanlagen - kostenlos möglich sind und welche Bedingungen für diese Kapitalrückzahlungen gelten. Positiver Nebeneffekt ist: Wer seine Lieferanten sofort bezahlt, erhält in der Regel Skonto - auch das reduziert Kosten. In Finanzanlagen investieren Auch durch die gezielte Anlage flüssiger Geldmittel kann ein Unternehmer Strafzinsen einsparen. "Allerdings bringt es ihm wenig, wenn er dafür seine bisherige Liquiditätsreserve auf dem Geschäftskonto auflöst und in Anlagen mit fragwürdigen Renditen investiert", betont Braschoß. Zumal es je nach Anlageform keineswegs sicher sei, dass ein Unternehmer kurzfristig über den jeweils erforderlichen Betrag tatsächlich verlustfrei verfügen könne. Finanz- und Liquiditätsreserve vorhalten Abschließender Rat des Finanzierungsexperten Braschoß: Transport- und Speditionsbetriebe sollten das Thema Negativzinsen natürlich im Blick haben, vor allem, wenn sie aktuell über ausreichend Geldmittel verfügen, etwa aufgrund eines aktuellen Betriebsteil-/Firmenverkaufs. "Bei allem Verständnis für Kostenoptimierung sollte ein Unternehmer trotzdem stets entsprechende Finanz- oder Liquiditätsreserven je nach Risikostruktur vorhalten", empfiehlt er. "Einen teuren Betriebsmittelkredit aufnehmen zu müssen, nur weil man sich Negativzinsen sparen wollte und deshalb über keine Finanzreserven verfügt, ist ganz sicher die schlechteste Lösung." Mehr zum Thema finden Sie unter #Finanzierung www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Wer bislang als Unternehmer Guthaben als Liquiditätsreserve auf seinem Geschäftskonto parkte, erhielt von der Bank Zinsen. Doch die Welt wandelt sich: Heute berechnen die Banken dafür den Unternehmen Negativ- oder auch Strafzinsen. Wie man diese als Unternehmer vermeiden kann, lesen Sie hier. Online - Darf's noch mehr sein? Auf unserer Profiplattform VerkehrsRundschau plus finden Sie - gratis für VerkehrsRundschau-Abonnenten - eine Übersicht, wie viele Negativzinsen welche Bank berechnet. Die Übersicht stammt von dem Finanzportal biallo.de. www.verkehrsrundschau.de/plus/negativzinsen

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