Sieben Fehler von Flottenchefs

Den Lkw-Fahrer nicht richtig unterwiesen oder die Assekuranz nach einem Unfall zu spät kontaktiert. Beides kann Flottenchefs beziehungsweise Fuhrunternehmer teuer zu stehen kommen. Eine höhere Schadenquote belastet den Beitrag zur Kfz-Versicherung. Schlimmstenfalls ist deren Schutz in Gefahr. Hier sind sieben Fehler, die in der Praxis häufig vorkommen und sich durch bessere Kommunikation und Prävention vermeiden lassen. 1 Schnee und Eis auf Lkw Lkw-Fahrer sollten im Winter ein besonderes Augenmerk auf die Abfahrtskontrolle legen - vor allem die Kontrolle der Fahrzeugdächer ist Pflicht. Herabfallende Schnee- und Eisplatten gefährden die anderen Verkehrsteilnehmer. Die Straßenverkehrsordnung fordert, dass diese vor Fahrtantritt beseitigt werden, ebenso das Zivil- und Versicherungsrecht. "Der Chef sollte dies seinen Leuten eindeutig vorgeben", erläutert Sven Habel, Leiter des Kfz-Schadenbereichs bei dem Versicherungsmakler Schunck. Wenn sich ein Lkw-Fahrer nicht darum kümmert, droht ein Verwarnungsgeld von 25 Euro. Verursacht die Dachladung Unfälle oder kommen gar Personen zu Schaden, muss er mit einem Bußgeld bis 120 Euro und einem Punkt in Flensburg beziehungsweise einer Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung oder Tötung und einer Haftstrafe rechnen. Auch der Halter kann belangt werden - vorausgesetzt, dass er vom aktuellen Zustand des Fahrzeugs Kenntnis hat und der Lkw sich in seinem Zugriffsbereich befindet. Darüber hinaus können sich geschädigte Autofahrer an seine Kfz-Haftpflichtversicherung wenden. 2 Abgelaufene Führerscheine Der für den Fuhrpark Verantwortliche sollte regelmäßig kontrollieren und dokumentieren, dass die Lkw-Fahrer noch im Besitz der Fahrerlaubnis sind. Das rät Christian Hartrampf, Experte des Kfz- und Transportversicherers Kravag. "Ein Verstoß gegen diese Kontrollpflicht kann im Schadenfall zu einer vollständigen oder teilweisen Leistungsfreiheit des Kfz-Versicherers führen." Mit anderen Worten: Der Fuhrunternehmer bleibt auf den Kosten sitzen. Prüfen sollte er auch regelmäßig, ob gegen einen Mitarbeiter möglicherweise wegen privater Verkehrssünden ein Fahrverbot vorliegt. Mancher Lkw-Fahrer könnte das aus Angst um seinen Job verschweigen. 3 Berauschte Fahrer Wenn der Flottenmanager Anlass zur Annahme hat, dass ein Fahrer alkoholisiert und/oder unter dem Einfluss von Drogen oder anderer berauschender Mittel fährt, sollte er diesen regelmäßig kontrollieren, um dieses zu verhindern. Andernfalls kann es laut Hartrampf von Kravag zu einer vollständigen oder teilweisen Leistungsfreiheit des Kfz-Versicherers kommen. Für Fuhrunternehmer empfiehlt sich, ein betriebliches Alkohol- und Drogenverbot festzuschreiben und die gebotenen Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Also regelmäßige Belehrung, gut sichtbare Hinweise aushängen und bei einem berechtigten Verdacht auffällige Arbeitnehmer testen - das ist nur nach deren Einwilligung erlaubt. Denn erkennt der Arbeitgeber eine Fremdoder Eigengefährdung aufgrund berauschender Mittel, hat er die Fürsorgepflicht, einzuschreiten. Eine routinemäßige Blutabnahme - ohne Veranlassung - ist allerdings nicht zulässig. 4 Technische Mängel Der Flottenmanager und die Lkw-Fahrer sollten das Fahrzeug regelmäßig dahingehend prüfen, ob es sich in einem betriebsund verkehrssicheren Zustand befindet. Wird ein Fahrzeug dauerhaft in einem verkehrsunsicheren Zustand genutzt und wird dadurch ein Schaden verursacht, kann der Versicherungsschutz aufgrund einer Gefahrerhöhung vollständig oder teilweise verloren gehen. Als Beispiele nennt Hartrampf von Kravag abgenutzte Reifen oder ständige Überladung. Die Berufsgenossenschaft Verkehr empfiehlt bei Instandhaltungsarbeiten das Sichern des Arbeitsbereiches mit Warndreieck und gegebenenfalls mit Warnleuchte, damit dabei kein Unfall passiert. Das Sichern des Fahrzeugs gegen unbeabsichtigte Bewegungen - sowohl gegen Wegrollen als auch gegen Absinken - sei ebenfalls wichtig, sagt Habel von Schunck. 5 Pflichten im Schadenfall missachtet Bei Eintritt eines Schadenfalls ist es wichtig, dass der Versicherungsnehmer seine Pflichten gegenüber der Assekuranz kennt und beachtet. "Beispielsweise ist der Schaden schnellstmöglich zu melden und die vom Kfz-Versicherer abgefragten Sachverhalte sind wahrheitsgemäß zu beantworten, insbesondere die Angaben zu Vorschäden des Fahrzeugs", erläutert Hartrampf. Fuhrunternehmer sollten ihre Lkw-Fahrer darauf hinweisen, den Unfallort in einem Schadenfall nicht eigenmächtig zu verlassen, solange die erforderlichen Feststellungen nicht abgeschlossen sind - Stichwort Unfallflucht. "In der Kaskoversicherung ist, sofern zumutbar, vor Reparaturbeginn oder Verschrottung/Verkauf des Fahrzeugs die Weisung des Kfz-Versicherers einzuholen", sagt der Produktmanager von Kravag. Wer sich nicht daran hält, läuft ebenfalls Gefahr, den Versicherungsschutz vollständig oder teilweise zu verlieren. 6 Schäden nicht richtig dokumentiert Wichtig ist nicht nur, dass der Fahrzeughalter einen Unfall möglichst schnell meldet, sondern ihn auch so genau wie möglich dokumentiert. "Die Beweissicherung hilft später, die Schadenhöhe zu beziffern", erklärt Habel vom Versicherungsmakler Schunck. Er rät zur sofortigen Fotodokumentation per Smartphone. Der Fuhrunternehmer solle die Lkw-Fahrer entsprechend unterweisen, damit hinterher bei der Schadenregulierung durch die Versicherer der beiden Unfallgegner nicht Aussage gegen Aussage steht. "Wir waren nicht dabei und können bestimmte Sachverhalte dann nicht mehr nachvollziehen", betont der Fachmann. Wer Schäden unzureichend dokumentiert, bezahlt nach seiner Erfahrung über die Kfz-Versicherung mitunter zu viel, da die Assekuranz den Unfall nach bloßer Aktenlage der Polizei beurteilten muss. Das kann dazu führen, dass der Tarif steigt. Mittlerweile lassen Gerichte auch immer häufiger Videoaufnahmen aus dem Lkw von Dashcams als Beweise zu, um einen Verkehrsunfall zu rekonstruieren und die Schuldfrage klären zu können. "Der Flottenmanager muss aufpassen, dass lediglich anlassbezogen gefilmt wird, damit er nicht gegen das Datenschutz- und Persönlichkeitsrecht verstößt", betont Habel. 7 Lkw-Schlüssel falsch aufbewahrt Fahrzeugschlüssel sollten nicht frei zugänglich aufbewahrt, sondern in einem geeigneten Schlüsseltresor und möglichst in einem zugangsbeschränkten Raum unter Verschluss gehalten werden. "Nur so kann vermieden werden, dass im Falle des Totaldiebstahls des Fahrzeugs möglicherweise ein grob fahrlässiges Verhalten vorliegt, das zu einem vollständigen oder teilweisen Verlust des Versicherungsschutzes führt", betont Hartrampf von Kravag. Wo der Fahrer das Fahrzeug abstellt, habe dagegen keinen großen Einfluss auf den Schutz der Kfz-Versicherung. Sie springt in der Regel ein, wenn das Fahrzeug geklaut worden ist. Mehr zum Thema im Dossier "Kfz-Versicherung" www.verkehrsrundschau.de/dossiers