Selbstläufer fürs Lager

Treu wie ein Hund folgt der Horizontalkommissionierer "I-Go Neo CX 20" von Still seinem Herrchen, nimmt ihm damit unnötige Wege ab und trägt ihm Lasten hinterher. Eine willkommene Entlastung, denn ein Kommissionierer geht am Tag 25.000 Schritte durchs Lager und steigt währenddessen 1600 Mal auf seinen Horizontalkommissionierer auf und wieder ab, um zum nächsten Pick zu fahren. Er hebt pro Stunde 100 bis 200 Packstücke und bewegt so über den Tag verteilt etwa zehn Tonnen, hat der Staplerbauer Still ermittelt. Nicht so beim jüngst von den Hamburgern auf der Intralogistikmesse Logimat vorgestellten I-Go Neo CX 20. Vor allem das zweitaufwendige Auf- und Absteigen erspart der Hightech-Bruder des zwei Tonnen Horizontalkommissionierers CX 20 dem Lagerarbeiter. Diesen hat Still mit reichlich Sensoren, Lasertechnologie und Rechenleistung zu einem autonom fahrenden Lagertechnikgerät aufgerüstet. Bei Standard-CX 20 muss der Kommissionierer nach jedem Pick auf den Fahrerstand steigen und zur nächsten Position fahren, dort wieder absteigen, picken und wieder rauf. Oder er lässt den Kommissionierer stehen und geht längere Wegstrecken mit der Ware zurück. Schluss mit der Kletterpartie Bei der I-Go-Neo-Version steigt der Kommissionierer am Ganganfang vom Fahrstand ab und drückt dabei den Automatik-Knopf. Jetzt erfassen die Laser-Augen des Neo ihr Herrchen und er folgt dem Kommissonierer auf Schritt und Tritt durch die Regalgasse. Bleibt der zum Picken stehen, hält der Neo so neben ihm, dass er das Packstück nur noch auf die Palette legen muss. Muss die Ware auf die hintere Palette gehoben werden, kann der Bediener den Neo über einen Signalgeber am Oberarm um eine Palettenposition vorfahren lassen. Dann geht er weiter zur nächsten Pickposition und der Neo folgt ihm autonom. Das heißt, ohne den bei der Konkurrenz üblichen Fernbediengungseinsatz. Nur bei längeren Distanzen oder Gassenwechseln klettert der Bediener auf den Fahrerstand, drückt dabei wieder den Knopf und fährt manuell weiter. Über eine Schicht steigt der Kommissonierer nur noch 400 statt 1600 Mal auf sein Fahrzeug auf und wieder ab. Zudem werden laut Still die Laufwege um 3,2 Kilometer kürzer. Das steigere die Effizienz beim Kommissionieren um bis zu 30 Prozent. Die oben auf dem Fahrzeug montierte Laseranlage behält im Zusammenspiel mit der unten am Gerät installierten Personenschutzanlage ihren Bediener so im Blick, dass der Neo nicht plötzlich einem anderen Kollegen folgt. Zudem erkennt das System Kreuzungen und hält an ihnen, während es leere Regalfächer ignoriert. Es schützt Personen vor Kollisionen, sorgt für einen Mindestabstand von 50 Zentimetern zum Regal und weicht Hindernissen wie in den Gang hineinragenden Paletten aus oder stoppt, wenn der Weg gänzlich versperrt ist. 84.000 Mal pro Sekunde wird dazu die Umgebungssituation von den Scannern aufgenommen und die aktuelle Lagertopologie vom Rechner in Echtzeit interpretiert. Das Fahrzeug kann auf eine Art Kurzzeitgedächtnis zurückgreifen, mittels dessen es sich merkt, welche Hindernisse es passiert hat. Es unterscheidet dabei zwischen statischen und dynamischen Hindernissen. Toyotas Armband befreit die Hände Für das Technikpaket stellt Still ab Juli zwischen etwa 30.000 und 40.000 Euro in Rechnung. Genaue Preise nennen die Hamburger nicht. Im Zweischicht-Betrieb bei einer Fünf-Tage-Woche und einer Effizienzsteigerung um 20 Prozent betrage die Amortisationszeit 15 Monate. Weniger aufwendig hat Toyota verschiedene Kommissioniergeräte der Optio-Serie automatisiert. Dazu haben die Japaner die Fernbedienungslösung "Remote Drive" entwickelt. Steigt der Bediener von der Fahrerplattform ab, schaltet das Gerät automatisch in den Remote Drive. Das System besteht aus der Fernbedienung und einem Aktivator-Armband. Damit die Hände frei bleiben, lässt sich die Fernbedienung am Gürtel befestigen. Wird das Armband an diese gehalten, fährt der Kommissionierer vorwärts, bis die Verbindung getrennt wird - am nächsten Aufnahmepunkt. Das Gerät kann aber auch über die Tasten der Fernbedienung gesteuert werden. Per Knopfdruck können die Optios automatisch die Gangseite wechseln. Toyota verspricht ein Produktiviätsplus von 20 Prozent. Durch das kontrollierte Beschleunigen und Bremsen sinke zudem der Energieverbrauch um zehn Prozent. Auch hier verhindert ein Scanner Kollisionen mit Mensch und Material. Erstmals im Messegepäck zur Logimat hatte Crown eine neue Baureihe Mitfahr-Gabelhubwagen. Die Modelle der RT 4000 Serie bieten Fahrgeschwindigkeiten bis 12,5 Kilometern pro Stunde bei einer Tragfähigkeit von 2000 Kilogramm. Die Modelle sind mit Ein- und Ausfahrrollen ausgestattet, sodass leere und volle Paletten über die Bodenbretter quer aufgenommen werden können. Verfügbar sind Versionen mit einem Fahrerstand oder einem Sitz. Bei der Variante mit Fahrerstand sorgen eine gefederte Bodenplatte sowie Anlehnpolster aus Schaumstoff für Komfort. Wahlweise sind diese Modelle mit rechtsoder linksseitiger Lenkung ausgestattet. Mit einer Chassisbreite von 780 Millimetern ist diese Version für das Be- und Entladen von Lkw sowie für enge Blocklagerumgebungen konzipiert. Nach der Markteinführung der Horizontal-Kommissionierer der Baureihe 2 im Frühjahr 2015 komplettiert Jungheinrich auf der Logimat die Produktfamilie mit der ergonomischeren Baureihe 3. Der ECE 310 verfügt über ein hebbares Lastteil, das Lasten von 1000 Kilogramm bis 750 Millimeter anheben kann. Der ECE 320 verfügt über ein Scherenhublastteil, mit welchem Lasten von bis zu 2000 Kilogramm auf 750 Millimeter angehoben werden können. Bei beiden Modellen muss der Bediener sich nicht für jeden Gegenstand bücken, den er auf die Palette legen muss. Stattdessen kann er die Palette auf die gewünschte Höhe bringen. Beide Fahrzeuge sind optional mit einem hebbaren Fahrerstand erhältlich. Der ermöglicht das Kommissionieren aus der zweiten Regalebene. Ein neuer und größerer Motor verbessert die fürs Kommissionieren wichtige Beschleunigung und senkt den Energieverbrauch. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Hubwagen www.verkehrsrundschau.de/dossiers Frontstapler für grosse Lasten Linde modernisiert Stapler mit Verbrennungsmotor Mit zwölf neuen Diesel- und Treibgasstaplern (H50 bis H80/1100) im Traglastbereich von fünf bis acht Tonnen hebt Linde Material Handling die letzten Geräte der 39X-Baureihe auf den weiterentwickelten EVO-Standard. Damit profitieren Betreiber von Kraftstoffersparnissen bis zu 20 Prozent im Vergleich zum Vorgängermodell. Der turbogeladene Common-Rail Dieselmotor von Deutz mit 85 Kilowatt Leistung, Partikelfilter und SCR-Katalysator mit AdBlue erfüllt die EU-Emissions-Richtlinie 2004/26/EG Stufe 4 und unterschreitet laut Linde die in der Norm definierten Grenzwerte bei Kohlenmonoxid, Stickoxiden, Kohlenwasserstoff und Partikeln im Durchschnitt um 64 Prozent. Positiv auf den Verbrauch habe sich neben der neueren Motorentechnik die zusätzliche, elektronische Vorsteuerung der Fahrhydraulik ausgewirkt. sv

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