Nach dem längsten Warnstreik der Hafenbeschäftigten seit Jahrzehnten wird in den großen deutschen Seehäfen seit dem Wochenende wieder gearbeitet. Zuvor hatten Tausende Arbeiter seit Donnerstagmorgen in Hamburg, in Bremerhaven, Bremen, Emden, Wilhelmshaven und Brake den Betrieb weitgehend lahmgelegt. Die Gewerkschaft Verdi hatte zu dem zweitägigen Warnstreik aufgerufen, um nach sieben ergebnislosen Runden den Druck auf die Unternehmerseite nochmals zu erhöhen. Ein weiterer Ausstand ist zumindest bis Ende August nicht zu erwarten: Ein vor dem Arbeitsgericht Hamburg geschlossener Vergleich der Tarifparteien sieht weitere Verhandlungen und eine Friedenspflicht bis dahin vor.
Friedenspflicht vereinbart
Bis Ende dieser Woche sollen drei weitere Verhandlungstermine bis zum 26. August vereinbart werden. „Während dieses Zeitraums werden von Verdi keine weiteren Arbeitskampfmaßnahmen mit den Beschäftigten der Klägerinnen durchgeführt“, hatte das Arbeitsgericht nach dem Vergleich am Donnerstagabend mitgeteilt. Man setze darauf, „dass Verdi in den weiteren Verhandlungen konstruktive Schritte im Sinne einer Einigung macht“, sagte die Verhandlungsführerin des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), Ulrike Riedel. Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth unterstrich den Willen der Gewerkschaft, mit dem ZDS einen Kompromiss zu erreichen. „Streik ist immer das letzte Mittel, aber Lösungen werden am Verhandlungstisch vereinbart“, sagte sie.
Bewegte Wochen am Hafen
Noch am Freitag waren nach Verdi-Angaben in Hamburg 5000 Hafenarbeiter aus allen Standorten auf die Straße gegangen, um für ihre Lohnforderungen zu demonstrieren. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen, die Polizei sprach von Böller- und Flaschenwürfen, die Beamten gingen mit Pfefferspray gegen die Streikenden vor. Es kam zu zwei Festnahmen und mehreren Verletzten. Nach dem ersten Warnstreik in einer Spätschicht und einem 24-stündigen Warnstreik im Juni waren die Hafenarbeiter am Donnerstagmorgen für 48 Stunden in den Ausstand getreten. Damit summiert sich der streikbedingte Arbeitsausfall in den Seehäfen auf rund 80 Stunden - der umfangreichste Arbeitskampf in den Häfen seit mehr als vier Jahrzehnten. (jl/ste/dpa)