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Reeder investieren jährlich 30 Millionen Euro in Ausbildung

09.12.2011 16:49 Uhr
Reeder investieren jährlich 30 Millionen Euro in Ausbildung
Michael Behrendt, Präsident des VDR 
© Foto: VR/Eckhard-Herbert Arndt

Klares Bekenntnis zum Maritimen Bündnis und zum Schifffahrtsstandort Deutschland / Berlin soll die Weichen stellen für den privaten Bordschutz in den Piraterie-Gefährdungsgebieten

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Hamburg. Deutschlands Reeder haben ein größtes Interesse am Fortbestand des 2003 begründeten Maritimen Bündnisses und an einem leistungsstarken Schifffahrtsstandort Deutschland. Daher haben die im Verband Deutscher Reeder (VDR) zusammengeschlossenen Unternehmen sich dazu verpflichtet, jährlich rund 30 Millionen Euro für die Ausbildung und Beschäftigung an Bord bereitzustellen. Eine entsprechende Grundsatzentscheidung dazu fiel auf der Mitgliederversammlung am Donnerstag. Das teilte Michael Behrendt, Präsident des VDR, am Freitag in Hamburg auf der Jahrespressekonferenz mit. Zusammen mit den vom Bund mittelfristig zugesagten jährlich rund 60 Millionen Euro „Finanzbeiträge" stehen damit im Jahr gut 90 Millionen Euro für den Erhalt eines quantitativ und qualitativ hohen Beschäftigungsniveaus in der deutschen Seeschifffahrt. Behrendt würdigte diese Leistung als Meilenstein in der deutschen Nachkriegs-Schifffahrtsgeschichte.

Das Maritime Bündnis stand auf des Messers Schneide

Dabei räumte der VDR-Chef auch ein, dass der Fortbestand des in dieser Form und Ausgestaltung in Europa einzigartigen Maritimen Bündnisses noch vor wenigen Monaten, konkret am Ende der Nationalen Maritimen Konferenz in Wilhelmshaven, auf der Kippe stand. So habe die inzwischen wieder zurückgenommene Entscheidung der Bundesregierung, die Finanzbeiträge zu halbieren und auch die 1999 eingeführte Tonnagesteuer – wieder einmal – in Frage zu stellen, für tiefe Verunsicherung und auch Verärgerung unter den deutschen Reedern gesorgt. Es habe sich aber am Ende für die Reeder und für die Sache gelohnt, mit großer Beharrlichkeit weiter zu verhandeln und auch Allianzpartner im Parlament zu gewinnen. Insofern sei das jetzt vorliegende Ergebnis etwas, worauf alle stolz sein könnten.

Verbandspräsident Behrendt und Hauptgeschäftsführer Ralf Nagel erinnerten noch einmal an die großen Leistungen der mehr als 400 deutschen Reedereien auf dem Gebiet der Beschäftigung seit 2003. Bis heute seien 30 Prozent mehr Arbeitsplätze an Bord sowie 40 Prozent in den Landorganisationen geschaffen worden. Mit großem Einsatz betrieben die Reeder auch die Ausbildung. Mit einer Ausbildungsquote von neun Prozent lägen die deutschen Reeder über dem Niveau der deutschen Industrie, die es auf eine Ausbildungsquote von gut sechs Prozent bringt. Nagel räumte aber ein, das vor dem Hintergrund des demographischen Wandels auch die Schifffahrtsbranche in den kommenden Jahren noch intensiver mit anderen Branchen um junge Menschen werben müsse. Das habe der Verband erkannt und die entsprechenden Weichenstellungen vorgenommen.

Deutsche Flaggenstaaten-Verwaltung entrümpeln

Was die Attraktivität der deutschen Flagge angeht, fordert der Verband von der Bundesregierung, die schon seit langem zugesagte „Entbürokratisierung der deutschen Flaggenstaatsverwaltung" auch in Angriff genommen. Wer unter Schiffe unter die hochwertige deutsche Flagge bringen wolle, den erwarte ein wahrer Hürdenlauf , bevor er zum Ziel komme. Andere Flaggenstaaten auch und gerade in der EU überzeugten hingegen mit einem einzigen Anlaufpunkt für die Reeder, über den alles geregelt werden könne.

Es geht um den Schutz von Menschenleben – nicht von Containern

Ungeduldig sind die Reeder weiter beim Thema Schutz vor der internationalen Piraterie. Hier geht es jetzt konkret darum, dass auf deutschen Schiffen künftig private, zertifizierte Schutzkräfte in den pirateriegefährdeten Gebieten mitfahren können, weil weder Bundespolizei noch Deutsche Marine diesen Schutz gewährleisten könnten.

Behrendt erinnerte daran, dass zuletzt vor gut drei Wochen in Hamburg auf einer Schifffahrtsveranstaltung seitens des parlamentarischen Staatssekretärs Enak Ferlemann eine entsprechende Grundsatzentscheidung noch vor Weihnachten in Aussicht gestellt wurde. Doch bis jetzt sei nichts passiert. Zwar sei ein bewaffneter Schutz sowohl für die Reeder als auch die Besatzungen „die zweitbeste Lösung". Doch gehe es nicht ohne sie, da die Gewaltbereitschaft gerade der Piraten am Horn von Afrika und darüber hinaus immer größerer würde. Der Tod von Besatzungsangehörigen zur Durchsetzung der eigenen kriminellen Ziele werde billigend in Kauf genommen.

VDR-Hauptgeschäftsführer Ralf Nagel erinnerte daran, dass das bewaffnete Schutzpersonal nicht primär die Aufgabe habe, „Schiffe und Container" zu schützen, sondern „Menschenleben auf den Schiffen". Er erinnerte daran, dass andere EU-Staaten auch bei diesem Thema inzwischen viel weiter gekommen seien. Ausdrücklich würdigten Behrendt und Nagel die Leistungen der Deutschen Marine an der EU-Anti-Piraterie-Aktion „Atalanta". Der Bundestag habe jetzt das Mandat noch einmal für ein weiteres Jahr verlängert.

Was die Zukunft der Weltschifffahrtsmärkte angeht, so laufen Optimismus und Pessimismus auf Parallelkurs. Tatsache sei, dass der Welthandel weiter wachsen werden, und zwar allein um gut sieben Prozent im kommenden Jahr. Auf der anderen Seite werde der Markt, zumal in der Containerlinienschifffahrt, seit diesem Jahr von einem nicht nachvollziehbaren Kampf um Marktanteile bestimmt. Hier hofft der VDR auf eine schnelle Kurskorrektur. (eha) 

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