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Preiskampf setzt den Reedereien massiv zu

18.11.2011 12:15 Uhr
Preiskampf setzt den Reedereien massiv zu
Der Preisverfall in der Schifffahrtsbranche setzt die Reeder unter Druck 
© Foto: Arndt

Kaum hat die Schifffahrtsbranche die Krise 2009 gemeistert, ist sie wieder in rauer See

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Hamburg. Die deutschen Reedereien sind alarmiert: Ein Preisverfall in der Schifffahrtsbranche setzt vor allem die Mittelständler stark unter Druck. Ausgelöst wird der Verfall der Frachtraten durch einen erheblichen Kapazitätszuwachs in der Branche, wie der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder (VDR), Ralf Nagel, der Nachrichtenagentur dpa berichtete. Große internationale Linienreedereien drängten mit Transportvolumen von mehr als 13.000 bis aktuell 18 000 Standardcontainern (TEU) in den Markt.

„Von den Großen kommt der Druck auf die Frachtraten, weil sie pro Container günstiger kalkulieren können", sagte Nagel. Die weltgrößte dänische Reederei Maersk hat die bislang größten 20 Containerschiffe mit je 18.000 TEU in Korea bestellt. Das erste soll im Juli 2013 abgeliefert werden. Deutsche Reedereien bestellten 2010 nach VDR-Angaben 58 Schiffe, 318 fertige wurden ausgeliefert.

Durch den aktuellen Preisdruck wandert Frachtvolumen von kleineren Schiffen auf größere. „Der Markt bekommt einen Sogeffekt nach oben", sagte Nagel. „Das ist ein Elefantenrennen, das die kleineren und mittleren Unternehmen zu zertrampeln droht." Fehlende Transporte treffen nach seiner Einschätzung die mittelständischen Reedereien ins Mark, weil die Finanzierung ihrer Schiffe und damit ihre Existenz infrage steht. „In diesem und im nächsten Jahr wird es bitter werden - für etliche." Rund 393 Reedereien mit insgesamt 3716 Schiffen zählt der VDR zu den kleinen und mittleren Betrieben.

Um das Frachtvolumen macht sich der Verband weniger Sorgen. Nach internationalen Prognosen soll es dieses Jahr weltweit um 7,5 Prozent wachsen, 2012 um knapp 6 Prozent. Damit liege es über dem Niveau der weltweiten Schifffahrtskrise 2008/09, die vom gebremsten Warenfluss gekennzeichnet war. Dennoch: „Viele Mittelständer haben keine langlaufenden Charterverträge über Jahre, sondern müssen sich kurzfristig am Spot-Markt um Aufträge bemühen."

Den vergangenen Einbruch haben die Mittelständler laut VDR sehr gut überstanden, weil Anteilseigner und Banken den gemeinsamen Willen hatten, die Wirtschaftskrise zu meistern. „Das hat aber auch dazu geführt, dass die Reserven der guten Jahre weitgehend aufgebraucht sind", sagte Nagel. Wenn Reedereien dieses Mal Zins und Tilgung nicht mehr bedienen könnten, seien die Schiffsfinanzierer wieder gefragt.

Das Problem dabei: „Wir haben Geldinstitute als Partner, die nach der Finanzkrise selber in der Umstrukturierung sind und sich bei der Kreditvergabe an strengere Regeln halten und risikobewusster handeln müssen", sagte Nagel. „Wir werben dafür, dort, wo es vertretbar ist, bei der Stange zu bleiben". Auch gegenüber der Bundesregierung will sich der VDR vehement für den Schifffahrtsstandort Deutschland einsetzen.

Denn eines will er möglichst verhindern: weitere Insolvenzen wie jüngst bei Gesellschaften der Werse-Gruppe in Münster – dort sind 15 Frachter betroffen. „Die Achterbahnfahrt, auf der sich unsere Branche seit dem Jahr 2008 befindet, ist wertevernichtend für viele Reedereien", sagte jüngst der Chef der Reederei Hamburg Süd, Ottmar Gast. Das „Hamburger Abendblatt" zitierte ihn mit weiteren markigen Worten: „Das Jagen nach Marktanteilen scheint bei einigen Reedereien den Blick auf die Gewinnsituation zu trüben."

Und die sieht indes nicht mehr so rosig aus. Die Containerreederei Hapag-Lloyd, die mit 144 Containerschiffen (651.000 TEU) zu den Großen der Branche gehört, wies im ersten Halbjahr einen Konzernverlust in Höhe von 33 Millionen Euro aus. Die Erträge würden durch sinkende Frachtraten und hohe Brennstoffkosten belastet, hieß es schon im Halbjahresbericht. Die durchschnittliche Frachtrate betrug demnach 1546 US-Dollar/TEU. Die Schifffahrtsbranche hat weiterhin keine einfache Fahrt vor sich. (dpa) 

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