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Piraten-Prozess: Anklage fordert hohe Haftstrafen

25.01.2012 17:04 Uhr
Piraten-Prozess: Anklage fordert hohe Haftstrafen
Gegenstand der Verhandlung: Der Überfall des deutschen Frachters "Taipan", der von der niederländischen Marine beendet wurde
© Foto: Kgl. Niederl. Marine/ dapd

Die zehn Angeklagten und ihre Verteidiger zeigten sich entsetzt über die Forderung / Das Urteil wird in einigen Wochen erwartet

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Hamburg. Im Hamburger Piraten-Prozess hat die Staatsanwaltschaft lange Haftstrafen für die zehn angeklagten Somalier gefordert. Wegen des Überfalls auf den deutschen Frachter "Taipan" am Ostersonntag 2010 sollen sieben der zehn Männer zwischen sieben und elfeinhalb Jahren ins Gefängnis. Für die drei jüngeren Angeklagten verlangte Oberstaatsanwältin Friederike Dopke am Mittwoch Jugendstrafen zwischen vier und fünfeinhalb Jahren. Neun der zehn Somalier haben ihre Beteiligung an dem Überfall eingeräumt. Einige haben allerdings behauptet, sie seien unter Zwang dazu gebracht worden, die "Taipan" zu entern.

Die Beweisaufnahme habe ergeben, dass sich die Männer des Angriffs auf den Seeverkehr und des erpresserischen Menschenraubs schuldig gemacht haben, führte die Staatsanwältin aus. Rund 530 Seemeilen vor der somalischen Küste sollen die Männer den Hamburger Frachter in zwei kleinen Motorbooten angesteuert haben. Ihr Ziel sei es gewesen, die Besatzung gefangen zu nehmen und Lösegeld zu erpressen. Mit Sturmgewehren und einer Panzerfaust sollen sie dann das Feuer auf die Brücke des Schiffes eröffnet haben. Die Geschosse seien durch die Stahlwände wie durch Butter gegangen, sagte Dopke.

Die 15-köpfige Besatzung konnte sich in einen Sicherheitsraum retten. Nur durch ihr umsichtiges Verhalten und "vermutlich Glück" sei nichts passiert. Eine vorsätzliche Tötung könne man den Angeklagten aber nicht anlasten. Stunden später befreite ein niederländisches Marinekommando das Schiff und setzte die mutmaßlichen Seeräuber fest. Im Sommer 2010 wurden die Somalier schließlich nach Deutschland ausgeliefert, seit November desselben Jahres wird ihnen in der Hansestadt der Prozess gemacht.

Strafverschärfend wertete die Anklage, dass die mutmaßlichen Seeräuber ihre Tat "hoch professionell und quasi-militärisch" begangen hätten, hinzu komme der Wert des 2007 gebauten Schiffes, der ohne Ladung 20 Millionen US-Dollar betrage. Noch dazu hätten sich die Angeklagten besonders hartnäckig gezeigt: Weder der Stacheldraht um die Bordwände, noch der Abschuss einer Warnrakete habe sie von ihrem Vorhaben abgebracht.

Andererseits könne den Angeklagten mildernd angerechnet werden, dass sie sich durch die Bürgerkriegswirren in ihrem Heimatland und die Gewalterfahrungen dort in einer besonders schlimmen Situation befanden. Auch könne keinem Angeklagten nachgewiesen werden, in die Organisation der Tat direkt eingebunden gewesen zu sein. Als Drahtzieher gilt ein Mann mit dem Spitznamen «große Ohren», der von dem Gericht nicht weiter ermittelt werden konnte.

Die höchste Strafe forderte Dopke für einen 50-Jährigen. Der Mann war nur zwei Wochen vor dem Überfall auf die "Taipan" schon einmal von dem niederländischen Marinekommando in einem Motorboot auf hoher See entdeckt und festgenommen worden. Damals gab er an, nur fischen zu wollen - Utensilien dafür hatte er aber nicht dabei. Aus Mangel an Beweisen mussten die Soldaten den Verdächtigen wieder freilassen. Als sie die "Taipan" befreiten, nahm die niederländische Marine den 50-Jährigen ein zweites Mal in Gewahrsam. Diese "hartnäckige kriminelle Energie" sei schon bemerkenswert, sagte Dopke.

Auch die drei jüngsten Angeklagten sollen ihrer Ansicht nach in Haft. Da die jungen Männer in ihrer Heimat kaum Erziehung und Ausbildung genossen hätten, müssten sie sogar besonders lange hinter Gitter, "um diesen Defiziten entgegenzuwirken", sagte Dopke. Der Anwalt des jüngsten Angeklagten, Rainer Pohlen, sagte, die Argumentation der Staatsanwaltschaft sei "beschämend". Demnach müsse derjenige am längsten in Haft, der unter den schwierigsten Bedingungen aufgewachsen sei. Die übrigen Verteidiger zeigten sich ebenfalls entsetzt.

Die Angeklagten sitzen seit mehr als 21 Monaten in Auslieferungs- und Untersuchungshaft. Am 31. Januar soll die Verhandlung mit den Plädoyers der Verteidigung fortgesetzt werden. Bis es zu einem Urteil kommt, könnten aber noch Wochen vergehen: Jedem der Angeklagten stehen zwei Verteidiger zur Seite, theoretisch könnten also auch noch 20 Plädoyers gehalten werden. Termine sind noch bis zum 30. März angesetzt. (dpa)

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