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Mit großflächigem Isolierglas, das Gebäude gegen Hitze, Kälte, Lärm und andere unliebsame Umwelteinflüsse schützt, haben sich die Glaswerke Arnold in Remshalden einen Namen gemacht. Jeden Werktag transportiert der Hersteller Produkte aus rund einem halben Dutzend Werken in Deutschland und Österreich zu wechselnden Baustellen. Am Standort Fürstenfeldbruck akquiriert er dafür seit Kurzem Frachtführer auf der Plattform TimoCom. "Wir sparen uns so die Aufwendungen für Speditionen", sagt Logistikleiter Andreas Dreyer. Dreyer spricht aus, was Speditionen fürchten. Wenn Unternehmen der verladenden Wirtschaft auf Frachtenbörsen Ladung anbieten, erledigen sie im Grunde das Geschäft der Dienstleister. Mit ihrer Marktmacht können sie die Preise weiter drücken, so die Befürchtung. "Verlader auf Frachtenbörsen verschärfen den Wettbewerb", sagt Harald Lehmkuhl, Geschäftsführer der Spedition Reltrans in Bremen. Erweiterung als Chance TimoCom und Trans.eu haben ihre Plattformen für Spotmärkte jahrelang erst für Frachtführer sowie Speditionen reserviert und im letzten Jahr für Verlader geöffnet. Die beiden Anbieter begründen diesen Schritt mit ähnlichen Argumenten. Trans. eu sieht sich in der Rolle eines Ersatzspielers: Verlader würden den Spotmarkt nur in dringenden Fällen nutzen, wenn ihre Vertragspartner aus der Speditions- und Transportwirtschaft Fahrzeuge nicht bereitstellen können, betont Unternehmenssprecher Maciej Mackowiak. "Vor allem Möbelhersteller und Bauunternehmen greifen auf unsere Spot-Angebote zurück, weil sie viele Aufträge erst im letzten Moment erhalten und dann über keine Fahrzeuge verfügen", hat Mackowiak beobachtet. Viel hängt offenbar auch von der Region ab. In Westeuropa machen Verlader nur fünf Prozent der Trans.eu-Kunden aus, in Osteuropa beträgt ihr Anteil 15 Prozent. Hier haben deutlich weniger Speditionen Netze hochgezogen. Auf der TimoCom-Plattform registrieren sich laut Marcel Frings vor allem Verlader, die Saisonware herstellen oder regelmäßig Produktionsspitzen haben. "In regelmäßigen Befragungen haben wir ermittelt, dass unsere Nutzer in der Erweiterung eine Chance sehen", sagt der Chief Representative von TimoCom (siehe Interview). "Mit Verladern kommen auch mehr Frachten und Relationen in die Börse." Vor TimoCom und Trans.eu hat bereits manche kleinere Börse ihre Spotmarkt-Plattform für Verlader geöffnet. Vom Start weg dabei sind Industrie, Handel und Handwerk zum Beispiel auf der 1997 gegründeten LkwOnline. "Jeder vierte Teilnehmer kommt aus dieser Zielgruppe", sagt Geschäftsführer Anton Behringer. "Vor allem kleinere Unternehmen ohne Hausspediteur stellen ihre Frachten gerne online." Manche nutzen LkwOnline regelmäßig und sind Stammkunden geworden. "Auch Speditionen mit eigener Flotte können von den Angeboten dieser Nutzer profitieren, weil sie so zusätzliche Aufträge erhalten", gibt Behringer zu bedenken. Auch mancher Spediteur sieht das Potenzial, das in den Verlader-Angeboten steckt. "Bei diesen Frachten kennen wir den tatsächlichen Auftraggeber", sagt ein leitender Mitarbeiter der Tiroler Spedition Nothegger. "Viele andere Frachten werden hingegen aus dritter oder vierter Hand vermittelt." Oft haben die Österreicher dann mit Auftraggebern zu tun, deren Bonität nicht über jeden Zweifel erhaben ist. Ansonsten gehen nicht mit jedem Verlader, der seine Ladung regelmäßig auf Frachtenbörsen platziert, potenzielle Auftraggeber verloren. So hatten bei den Glaswerken Arnold Speditionen von vornherein keine Chance auf eine Zusammenarbeit. "Da unsere Werkverkehre mit einem wachsenden Fahrermangel zu kämpfen hatten, haben wir unsere Flotte in Fürstenfeldbruck aufgelöst und vergeben Frachten online", sagt Dreyer. Der Logistiker schließt nicht aus, dass demnächst weitere Arnold-Standorte diesen Schritt ebenfalls tun. Grundsätzlich müssen sich die Speditionen darauf einstellen, dass weitere Plattformen ihre Spotmärkte für Verlader aufmachen. Das vorerst jüngste Beispiel ist Sonderfahrten-Spezialist Xexpress in Düsseldorf. Geschäftsführer Dominik Lodzion will Industrie- und Handelsunternehmen ein "Kriseninstrument" geben, wenn bewährte Transportpartner einmal ausfallen. Solche Argumente beruhigen Speditionen nur bedingt. Unterschwellig wird befürchtet, dass Verlader, die heute nur sporadisch auf Frachtenbörsen gehen, an diesen Gefallen finden und auf mittel- und langfristige Kontrakte mit den Dienstleistern verzichten. Iban Roig, Mitteleuropa-Chef der 1995 gegründeten Plattform Wtransnet, betont daher: "Die Industrie hat in der Börse auch in Zukunft nichts zu suchen." Laderaum im Voraus sichern Auch Teleroute will seine Plattform nicht für Industrie und Handel öffnen. "Viele Verlader sind auf tägliche Verhandlungen mit neuen Frachtführern nicht vorbereitet und wollen lieber vorhandene Geschäftsbeziehungen ausbauen", sagt Fabrice Maquignon, Geschäftsführer des Teleroute-Betreibers Wolters Kluwer Transport Services (WKTS). Als Konsequenz hat WKTS die Teleroute-Schwester Transwide gegründet. Auf dieser Plattform können Verlader aus einem Pool von über 18.000 Dienstleistern geeignete Partner wählen und mit diesen längerfristige Kontrakte abschließen. In diesen Netzen werden dann auch tagesaktuelle Transportaufträge vergeben. Alle Dienstleister werden erst nach gründlicher Prüfung ihrer Services und Bonität aufgenommen, versichert Maquignon. "Viele Verlader wünschen noch weitergehende Lösungen für die Anwerbung von qualifizierten Vertragspartnern." Mit vergleichbaren Angeboten werben auch Cargoclix und Transporeon. Diese Plattformen haben sich ebenfalls mit Ausschreibungen von Kontrakten einen Namen gemacht. Auch TimoCom ist mit seiner Plattform TC eBid in diesem Geschäftsfeld aktiv. Ausdrücklich empfehlen alle Betreiber den Speditionen, sich auf diesen Portalen dauerhaft zu registrieren. Hier können sie gute Branchenkontakte, terminliche Zuverlässigkeit, moderne IT-Strukturen und andere Stärken überzeugend kommunizieren. "Auf TC eBid wollen Verlader die besten Dienstleister für immer wiederkehrende Relationen finden und sich so Laderaumkapazitäten im Voraus sichern", sagt Frings. Sprich: Viele Industrie- und Handelsbetriebe begnügen sich nicht mehr mit wettbewerbsfähigen Kosten, sondern wollen darüber hinaus ein Netz von vertrauenswürdigen Dienstleistern aufbauen. Diese Erfahrung hat auch Cargoclix gemacht. "Sogar für tagesaktuelle Spotaufträge bilden Verlader gerne geschlossene Benutzerkreise mit Stammdienstleistern", sagt Geschäftsführer Victor Meier. Für die Frachtenbörsen ist das aber auch ein Risiko. Wenn solche geschlossenen Benutzerkreise vorhanden sind, können die Verlader auch an den Plattformen vorbei Frachten vergeben. Diese Erfahrungen hat Behringer wiederholt gemacht. "Mancher Kunde hat sich dauerhaft verabschiedet, weil er Dienstleister, die er über LkwOnline kennengelernt hat, vor jedem neuen Auftrag direkt kontaktiert", berichtet der LkwOnline-Geschäftsführer. Mehr zum Thema im Dossier Frachtenbörsen www.verkehrsrundschau.de/dossiers