Mitarbeiter klauen Daten

Fast die Hälfte aller Speditionen und Transportunternehmen wurde in den vergangenen zwei Jahren Opfer von Cyber-Kriminalität. Dazu zählen digitale Wirtschaftsspionage, Sabotage oder Datenklau. Das hat eine Studie des Digitalverbands Bitkom ergeben. Für die Studie wurden Geschäftsführer und Sicherheitsverantwortliche von 1074 Unternehmen befragt. Das sind schlechte Nachrichten für das Logistikgewerbe. Die Branche trifft sich Anfang Mai in München auf ihrer Leitmesse, der Transport Logistic. Neben Logistikdienstleistungen spielen die Themen IT und IT-Sicherheit in den Hallen und in zahlreichen Veranstaltungen eine wichtige Rolle. Häufigstes Angriffsziel sind die IT-Systeme und die Kommunikationsinfrastruktur der Unternehmen. Ein Drittel der attackierten Unternehmen nennen diesen Bereich. Allerdings, schon auf Platz zwei folgen die Bereiche Lager und Logistik. In 20 Prozent der betroffenen Unternehmen hatten es die Angreifer hierauf abgesehen. Es folgen der Einkauf, die Produktion sowie die Geschäftsleitung (14 Prozent). Der Branchenverband schätzt, dass sich der Schaden für die gesamte deutsche Wirtschaft auf rund 51 Milliarden Euro pro Jahr summiert. "Viele Unternehmen schützen ihre materiellen und immateriellen Werte nicht ausreichend. Smartphones und Tablets sind begehrt Gerade der Mittelstand muss beim Thema Sicherheit nachlegen", sagte Bitkom-Präsident Dieter Kempf anlässlich der Vorstellung der Studie. Laut der Umfrage sind mittelständische Unternehmen mit 61 Prozent am stärksten von Spionage- oder Sabotageakten betroffen. Fast ein Viertel der Schadenssumme machen Umsatzeinbußen durch Plagiate aus. Es folgen Patentrechtsverletzungen. An dritter Stelle liegen Umsatzverluste durch den Verlust von Wettbewerbsvorteilen. Nicht zu unterschätzen, und daher an vierter Stelle, sind die Schäden durch geklaute IT- und Kommunikationseinrichtungen (ITK) inklusive der Folgekosten. Die entstehen nicht nur für die Wiederbeschaffung, sondern auch für dadurch verursachte Störungen im IT-System oder den Betriebsabläufen. "Ein weicher Faktor mit großem Gewicht sind Imageschäden, die nach Sicherheitsvorfällen eintreten", weiß Kempf. Das am häufigsten auftretende Delikt ist übrigens der Diebstahl von ITK-Geräten: In 28 Prozent der befragten Unternehmen sind in den vergangenen zwei Jahren Computer, Smartphones oder Tablets gestohlen worden. Fast ein Fünftel registrierte Fälle von Social Engineering. Bei dieser Methode geht es darum, Mitarbeiter zu manipulieren, um an Informationen zu gelangen. 17 Prozent der befragten Unternehmen berichten vom Diebstahl sensibler elektronischer Dokumente beziehungsweise Daten und 16 Prozent von Sabotage ihrer IT-Systeme oder Betriebsabläufe. Bei acht Prozent der Unternehmen ist die elektronische Kommunikation ausgespäht worden. In weiteren acht Prozent aller Unternehmen sind Besprechungen oder Telefonate abgehört worden. Die Täter sind meist gute oder alte Bekannte: Vor allem aktuelle oder ehemalige Mitarbeiter treten als Täter in Erscheinung. Gut die Hälfte der betroffenen Unternehmen gibt diesen Personenkreis an. "Die eigenen Mitarbeiter sind für Unternehmen die wichtigste Ressource, aber auch das größte Risiko", sagte Kempf. "Unternehmen sollten ihren Mitarbeitern nicht misstrauen, aber eine Sicherheitskultur etablieren" (siehe Kasten unten). Die zweite große Tätergruppe mit 39 Prozent umfasst das unternehmerische Umfeld, bestehend aus Wettbewerbern, Lieferanten, Dienstleistern und Kunden. "Diese Gruppe ist häufig eng mit den Unternehmen verbunden und verfügt über Insiderkenntnisse, die kriminelle Handlungen erleichtern", sagte Kempf. Erst auf den Plätzen folgen Hobby-Hacker, organisierte Bandenkriminalität und ausländische Geheimdienste. Oft bleibt der Täterkreis aber gänzlich unbekannt. Tipps für mehr Sicherheit Virenscanner und Firewall reichen nicht: Einfache Regeln machen die IT sicherer - IT-Sicherheit Der Grundschutz, über den alle befragten Unternehmen verfügen, besteht aus Virenscannern, Firewalls und regelmäßigen Updates aller Programme. Dieser sollte durch spezielle Angriffserkennungssysteme ergänzt werden. Zusätzlichen Schutz bietet die Verschlüsselung sensibler Daten.- Organisatorische Sicherheit Dazu gehören Regelungen, wer im internen Netzwerk auf welche Daten zugreifen darf und wer Zutritt zu sensiblen Bereichen eines Unternehmens hat. Ein Notfallmanagement gewährleistet die schnelle Reaktion im Krisenfall. Darüber verfügt bisher nur knapp die Hälfte der Unternehmen.- Personelle Sicherheit 52 Prozent der Befragten führt Schulungen der Mitarbeiter oder Sicherheitsüberprüfungen von Bewerbern durch. Wichtig sind noch der richtige Umgang mit Zugangsdaten und externen Datenträgern sowie Verhaltensregeln für Reisen.- Sicherheitszertifizierungen Sie sind ein geeignetes Mittel, um höhere Sicherheitsstandards im gesamten Unternehmen zu etablieren (Beispiele: ISO 27001, BSI-Grundschutz). sv Quelle: Bitkom