Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die deutsche Autoindustrie aufgefordert, bei der Entwicklung von Fahrzeugen vorrangig auf die Senkung des Benzinverbrauchs zu achten. „Ich fordere alle Entwicklungsingenieure in der starken Automobilbranche in Deutschland auf, neben vielen anderen Aspekten für ein gutes Auto auch den Aspekt effizienten Verbrauchs von Sprit bei der Entwicklung des Autos zu bedenken und ganz oben auf die Prioritätenliste zu setzen“, sagte Merkel am Samstag in ihrer wöchentlichen Internet-Videobotschaft. „So wird Energieeffizienz auch in der Automobilindustrie Arbeitsplätze der Zukunft sichern.“ Die Pläne der EU-Kommission, die CO2-Emissionen bei Neuwagen bis zum Jahr 2012 auf durchschnittlich 130 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer zu reduzieren, werden nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer zum Konjunkturmotor für die Zulieferbranche. Er rechne damit, dass sich der Umsatz der europäischen Zulieferindustrie bis 2012 schrittweise um etwa neun Milliarden Euro jährlich erhöhen könnte, schrieb die „Automobilwoche“. Nach einer Modellrechnung des Fachblatts entstehen dadurch bis zu 50.000 neue Arbeitsplätze. Die Autohersteller seien auf Innovationen der Zulieferer im Motorenmanagement und der Abgasreinigung angewiesen, um das ambitionierte CO2-Ziel zu erreichen. Auch Hersteller von Sprit sparenden Getrieben, elektrischen Lenkungen oder Werkstoffspezialisten werden zusätzliche Aufträge der Fahrzeughersteller erhalten, prognostiziert Dudenhöffer. Der frühere Umweltminister Jürgen Trittin rät den Deutschen, auf Erdgas-Autos umzusteigen. „Wer wirklich etwas für den Klimaschutz tun will, kann sich ein Auto mit Erdgasantrieb kaufen“, sagte Trittin. Sie stießen 25 Prozent weniger Treibhausgase aus als ein Benziner. Gleichzeitig sprach sich Trittin gegen eine einheitliche Verbrauchsobergrenze für alle Autos aus. „Sparsame Autos werden billiger - CO2-Schleudern teurer“. Derzeit gibt es lediglich 24 Auto-Modelle deutscher Hersteller, die schon die Grenze von 130 Gramm CO2-Ausstoß je Kilometer erreichen, berichtete die Fachzeitschrift „auto motor und sport“ ihrer Onlineausgabe. Der Smart Fortwo in der Diesel-Ausführung mit 90 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer sei dabei der umweltfreundlichste Wagen, gefolgt vom VW Polo Blue-Motion (102 Gramm) und dem Toyota Prius (104 Gramm). Insgesamt gebe es auf dem deutschen Markt derzeit 113 Automodelle, die den Grenzwert einhielten. (dpa/tz)
Merkel fordert Vorrang für Entwicklung sparsamer Autos
Konjunkturmotor für die Zulieferbranche: Autohersteller seien auf Innovationen im Motorenmanagement und der Abgasreinigung angewiesen, um CO2-Ziele zu erreichen