"Ich mache mir ernsthaft Sorgen um den Hafen: Er ist schlecht strukturiert, schlecht gemanagt und kann mit der Konkurrenz in einigen anderen Seehäfen nicht mithalten", sagte der in der Schweiz lebende Unternehmer dem "Hamburger Abendblatt" am Mittwoch den 6. September.
Seine Holding, zu der außer der Kühne+Nagel-Gruppe auch Beteiligungen an Hapag-Lloyd und der Lufthansa gehören, würde gern eine größere Investition tätigen. "Dafür würde ein Hafenterminal sehr gut passen", sagte Kühne und fügte hinzu: "Ich überlege mir, ein offizielles Übernahmeangebot für die HHLA-Aktienmehrheit zu machen, weiß allerdings, dass es bei der Stadt zurzeit kaum Anklang finden wird." Die Hamburger Hafen und Logistik AG ist zu 69 Prozent im Besitz der Stadt Hamburg.
Senatssprecher Marcel Schweitzer sagte dazu: „Wir können bestätigen, dass der Senat nicht beabsichtigt, die Mehrheit der HHLA an Investoren zur Verfolgung privater Geschäftsinteressen zu verkaufen.“
Reaktion der HHLA
Dem HHLA-Vorstand liege kein Angebot von Kühne vor, berichtete eine Unternehmenssprecherin. Zur Lage des Konzerns sagte sie: "Trotz der weltwirtschaftlich insgesamt schwierigen konjunkturellen Lage steht die HHLA auf solider Basis und hat auch unter den aktuell herausfordernden Bedingungen ihre Resilienz unter Beweis gestellt."
Der Konzern investiere kontinuierlich und zielgerichtet in die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sowie in den Ausbau seines europäischen Netzwerks. Die Terminals im Hamburger Hafen zählten in puncto Nachhaltigkeit und Automatisierung zu den modernsten in Europa. Der Aktienkurs der HHLA, der nach dem Börsengang 2007 zeitweise über 60 Euro gelegen hatte, bewegt sich derzeit bei knapp über 10 Euro.
Verhandlungen über eine Fusion der Containerterminals von HHLA und Eurogate waren im vergangenen Jahr vorerst auf Eis gelegt worden. Die beiden Unternehmen hatten seit Frühjahr 2020 darüber gesprochen, die acht Containerterminals beider Unternehmen in Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven in einer Gemeinschaftsfirma zu bündeln.
Im vergangenen Juni hatten die HHLA und der chinesische Staatskonzern Cosco eine Beteiligung an einem Container-Terminal besiegelt. Nach Zustimmung der Bundesregierung unterzeichneten beide Seiten Verträge über eine Minderheitsbeteiligung von 24,99 Prozent am Terminal Tollerort.
Reaktionen aus der Politik
„Hamburg ist kein Selbstbedienungsladen für in der Schweiz ansässige Milliardäre“, sagte die wirtschafts- und hafenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Miriam Putz. Die HHLA sei bei der Stadt in sehr guten Händen.
Die Drohkulisse eines Abstiegs des Hafens entbehre jeglicher Realität. Das Thema der Terminalbeteiligungen spiele in den Plänen des Senats selbstverständlich eine Rolle. „Wir legen also mitnichten die Hände in den Schoß, sondern arbeiten tagtäglich vertrauensvoll mit den hier in Hamburg stets präsenten Unternehmen und Personen an einer nachhaltigen Zukunft des Hafens“, betonte die Grünen-Politikerin.
Nach Ansicht des wirtschaftspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion, Götz Wiese, zeigt die Kritik von Kühne, dass die Reedereien die Lust verlieren, Hamburg anzulaufen, und der rot-grüne Senat nicht genug tut, um den Hafen weiterzuentwickeln. „Kühnes klare Positionierung sollte dem Senat zu denken geben - und dort nicht erneut auf taube Ohren stoßen“, mahnte Wiese.
Die FDP-Landesvorsitzende Sonja Jacobsen betonte: „Wichtig ist vor allem, dass endlich eine Debatte über neue Impulse für den Hamburger Hafen beginnt.“ Die Liberale vermutete: „Der Senat hat Klaus-Michael Kühne womöglich auch deshalb abblitzen lassen, weil es an eigenen Ideen für die Zukunft des Hafens mangelt.“