Lkw-Leasing bleibt gefragtes Finanzierungs-Instrument

Die aktuelle Wirtschaftsflaute geht auch an den Fuhrparks deutscher Transport- und Speditionsunternehmen nicht vorbei: Derzeit herrsche ein Überangebot an Frachtraum bei sinkender Umsatz-Erwartung - im Zuge dessen würden Fuhrparks abgebaut, berichtet etwa der Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure (Elvis) in seinem Marktbericht zum vierten Quartal 2023. Fahrzeuge sind teurer geworden 2023 war für die Nutzfahrzeug-Branche ein sehr gutes Jahr, wie aus den bisher veröffentlichten Jahresbilanzen der Hersteller hervorgeht. Davon profitierte auch die Leasing-Branche. So habe das Leasing-Segment "Busse, Lkw und Transporter" nach ersten Hochrechnungen 2023 ein zweistelliges Wachstum des Neugeschäfts erzielt, teilt Claudia Conen vom Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) mit. Wie die BDL-Haupt-geschäftsführerin einräumt, müssten dabei allerdings Preissteigerungen berücksichtigt werden. Nach Stückzahlen wurde demnach ein gutes einstelliges Plus im Vorjahres-Vergleich erzielt. Auch für die Gefa Bank hat sich der Markt im Segment über 16 Tonnen nach Unternehmensangaben im vergangenen Jahr "sehr erfreulich" entwickelt. Für 2024 würden aber alle großen Hersteller eine leichte Abschwächung des Marktes erwarten. "Derzeit beobachten wir allerdings noch eine konstante Nachfrage nach unseren Finanzierungsprodukten Kredit, Leasing und Mietkauf", so die Gefa Bank. Worauf man bei einem Nachfrage-Rückgang nicht unbedingt hoffen kann, sind sinkende Preise. "Auch wenn manch Hersteller sich gerade auf eine geringere Nachfrage und Produktionszahlen einstellt, haben wir bis dato noch keinen Preisrückgang feststellen können", sagt Jörg Steinhoff, Leitung Transport und Logistik, Deutsche Leasing. Diesen Preistrend bestätigte auch der Elvis-Marktbericht. Leasing bleibt angesagt Ein großer Teil der Nutzfahrzeuge wird nach wie vor geleast. "Die Hälfte aller fremdfinanzierten Wirtschaftsgüter insgesamt wird über Leasing und Mietkauf dargestellt", sagt Steinhoff. Bei der Deutschen Leasing betrage die Leasing-Quote 75 Prozent, den Rest mache Mietkauf und zu einem ganz geringen Teil die Kreditfinanzierung aus. Einer der Hauptfaktoren, warum Leasing in der Branche so beliebt ist: "Die Unternehmen können ihre Flotte auf dem neuesten Stand halten. Das wird gerade vor dem Hintergrund des Themas CO2-Emissionen und der entsprechenden Weiterentwicklung der Antriebstechnik immer wichtiger." Fuhrpark jung halten Diesem Credo folgt auch Jürgen Klein, Geschäftsführer RTS Transport Service aus Dassendorf bei Hamburg. "In der Regel erneuern wir die Flotte alle drei Jahre. Wir hatten auch mal eine Spanne von vier Jahren, sind davon aber schnell wieder abgerückt", erklärt er. Erst kürzlich wurden 90 Iveco S-Way mit Wechselbrücken-Fahrgestell angeschafft, genauer: geleast mit einer Laufzeit von drei Jahren. RTS Transport Service ist ein Fuhrunternehmen, das für Auftraggeber aus der Logistikbranche KEP-Systemverkehre, Sammelgut- und Linienverkehre abwickelt. Die Flotte umfasst aktuell 350 Fahrzeuge, darunter 100 Sattelzugmaschinen und 250 Wechselbrücken-Fahrzeuge. Das Unternehmen unterhält einen klassischen Mischfuhrpark. Die meisten Fahrzeuge stammen aus dem Hause Iveco und Mercedes, es finden sich aber auch 15 DAF- und fünf Ford-Lkw in der Flotte. "Die allermeisten Fahrzeuge sind geleast, in seltenen Fällen haben wir in der Vergangenheit auch gemietet", erklärt Klein. Das gelte aber nur für die ziehenden Einheiten: Auflieger und Anhänger seien finanziert, sei es über eine klassische Finanzierung oder per Mietkauf. Die Finanzierungen laufen demnach in der Regel über vier Jahre. "Lkw-Leasing eignet sich besonders gut für kleine und mittelständische Unternehmen, da es ihnen ermöglicht, ihre Flotten zu erweitern oder umzubauen, ohne ihre Kreditlinien zu belasten", beschreibt Conen vom BDL die wichtigsten Vorzüge dieser Beschaffungsform. Dass Leasing im Lkw-Bereich traditionell stark ist, führt Steinhoff von der Deutschen Leasing darauf zurück, dass die Transportbranche einerseits sehr darauf achten muss, kostensensibel zu wirtschaften und andererseits klar auf die Nutzung fokussiert ist: "Man kann das Fahrzeug beim Leasing kongruent zur Nutzung finanzieren/ leasen und tilgt es - anders als beim Kredit - nicht komplett über die Finanzierungszeit, sondern auf einen marktgerechten Restwert." Am Ende geht das Leasing-Gut dann entweder an den Hersteller oder Leasing-Geber zurück oder kann bei Bedarf weitergenutzt werden (siehe Glossar-Kasten S. 28). "Nur rund 30 Prozent der verleasten Fahrzeuge sind über eine Rückkauf-Garantie des Herstellers gesichert, nahezu 70 Prozent der geleasten Nutzfahrzeuge können am Ende flexibel weitergenutzt oder vermarktet werden", weiß Steinhoff. Auch für die handels- und steuerrechtliche Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) sieht er Vorteile gegenüber der Kreditfinanzierung. Schließlich laufe nur die monatliche Leasingrate in den Aufwand der GuV ein. Durch die Vereinbarung eines marktgerechten Restwertes werde nur ein Teil des Investitionsaufwands über die Laufzeit zurückgezahlt, der vereinbarte Restwert fließe nicht ein. "Im Vergleich zu einer Kreditfinanzierung, bei der als Aufwand für die Abnutzung des Nutzfahrzeuges die AfA in die GuV einfließt, liegt der marktgerechte Restwert nach beispielsweise vier Jahren noch doppelt so hoch wie die AfA selbst", rechnet Steinhoff vor. Dies sei ein absoluter Liquiditäts- und Aufwandshebel. Hohe Planbarkeit mit Leasing Jürgen Klein von RTS Transport Service schätzt vor allem die Planbarkeit beim Leasing: "Wir können über die Vertragslaufzeit mit den Fahrzeugen zu festen Leasingraten eine gewisse Kilometerzahl fahren, danach nimmt der Hersteller sie zu einem vorab festgelegten Restwert zurück." Mit diesem Modell habe sein Unternehmen gute Erfahrungen gemacht, weil man mit einer festen Rate im Monat kalkulieren könne, die auch in 99 Prozent der Fälle stabil bleibe. "Natürlich gibt es verschiedene Philosophien, was den Beschaffungsmix angeht", so Klein. Die Strategie, keine ziehenden Einheiten zu kaufen, liegt in dem Geschäftsfeld begründet, das RTS abdeckt: nationaler Fernverkehr für große Speditionen und Logistik- und Paketdienstleister. "Ich sehe die Fahrzeuge praktisch bei der Auslieferung und dann sind sie permanent unterwegs", sagt Klein. Daher hätten auch alle Lkw einen Reparatur- und Wartungsvertrag und könnten überall in die Werkstatt fahren. "In unserem Geschäftsfeld brauchen wir zwingend zuverlässige und moderne Fahrzeuge - und da ist nun mal ein Leasingvertrag über drei Jahre die am besten passende Beschaffungsvariante." Er setzt beim Leasing übrigens ausschließlich auf eine Zusammenarbeit mit den Herstellern: "Da bekomme ich alles aus einer Hand und habe den direkten Draht, ohne Umwege über Dritte gehen zu müssen." Für kurzfristigen Bedarf Miete Hat sich sein Beschaffungsverhalten wegen der lahmenden Konjunktur geändert? "Ja. Auch wir wissen im Moment nicht, wo die Reise hingeht, also agieren wir abwartender", sagt Klein. "Für unseren Fuhrpark heißt das konkret: Eigentlich müssten wir in diesem Jahr 120 Fahrzeuge ersetzen, haben aber erst 50 bestellt." Wenn die Marktsituation sich wieder ändern sollte und man doch kurzfristig mehr Fahrzeuge brauche, könne man diese auch anmieten. Miete sei bei der Monatsrate zwar teurer. "Dafür ist die Flexibilität aber auch deutlich höher - ich kann das Fahrzeug jederzeit wieder abgeben, während ich beim Leasing für drei Jahre gebunden bin", erklärt Klein. Steinhoff empfiehlt Unternehmen auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten, ihrer über Jahre hinweg bewährten Finanzierungs-Strategie treu zu bleiben: "Ob Leasing, Kredit oder Mietkauf, das sind alles auf eine mittlere Finanzierungszeit angelegte Finanzierungsformen. Wer raus will, kann das auch, obwohl dann natürlich Kosten entstehen." In eine kurzfristige Finanzierung umzuschwenken, empfiehlt er hingegen nicht. "Wir haben nach wie vor eine inverse Zinsstruktur, das heißt, das Kurzfrist-Niveau ist höher als das Zinsniveau für mittel- und längerfristige Finanzierungen", so Steinhoff. Unternehmen, deren Fuhrpark nicht ausgelastet ist, hätten zudem die Möglichkeit, ihre älteren Fahrzeuge auf dem Gebrauchtmarkt zu veräußern oder Lkw, die gerade nicht gebraucht werden, über Sharing-Plattformen für Nutzfahrzeuge zu vermieten. Auf die Frage, welches Finanzierungsinstrument in der derzeit unsicheren Lage am sinnvollsten ist, gebe es keine pauschal richtige Antwort, heißt es derweil vonseiten der Gefa Bank. Welches Produkt das passende ist, hänge immer von der individuellen Unternehmenssituation ab. Kleines Leasing-Glossar Der zentrale Unterschied zur Kreditfinanzierung und zum Mietkauf ist beim Leasing: Hier bleibt das Fahrzeug über die gesamte Laufzeit Eigentum des jeweiligen Leasing-Anbieters. Es gibt verschiedene Varianten: Beim Leasing mit TeilAmortisation deckt der Leasing-Nehmer während der Grundmietzeit die gesamten Investitionskosten des Leasing-Gebers nur zum Teil. Wurde ein Andienungsrecht vereinbart, hat der Leasing-Geber das Recht, das Objekt nach Ablauf des Vertrages an den Leasing-Nehmer zu einem vorher vereinbarten Preis zu verkaufen. Bei der Teil-Amortisation mit Mehrerlös-Beteiligung wird das Leasing-Objekt nach Ablauf der Grund-Mietzeit am Markt verkauft. Der Mehrerlös wird zwischen Leasing-Nehmer und Leasing-Geber aufgeteilt - im Fall eines Mindererlöses muss dieser vom Leasing-Nehmer ausgeglichen werden. Bei Voll-Amortisations-Verträgen werden alle Investitionskosten des Leasing-Gebers über die festgelegte Vertragszeit durch fest vereinbarte Leasing-Zahlungen abgedeckt. Beim Kilometer-Vertrag wird eine Laufleistung über eine Laufzeit und Rate vereinbart. Überschreitet der Leasing-Nehmer die vereinbarten Kilometer, wird ein Aufpreis fällig. Das Verwertungs- und das Restwert-Risiko trägt der Leasing-Geber. Der Leasing-Nehmer verpflichtet sich, einen etwaigen zustandsbedingten Fahrzeug-Minderwert auszugleichen. Beim Full-Service-Leasing werden zusätzliche Service-Dienstleistungen wie beispielsweise Wartung, Reparatur und Reifen abgeschlossen. (Quelle: BDL)

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