Mainz/Berlin. Mit neuen Flüsterbremsen für Güterzüge will die große Koalition in Berlin die auch im Mittelrheintal beklagte Lärmbelastung eindämmen. „Immer mehr Menschen fühlen sich durch Lärm belästigt“, sagte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) am Freitag. „Wir wollen lärmarme Bremssysteme für Güterwagen auf der Schiene fördern.“ Dazu sei ein Anreizprogramm aus öffentlichen und privaten Mitteln geplant, um rund 130.000 Waggons möglichst innerhalb von sechs Jahren nachzurüsten. Der Lärm soll damit halbiert werden. Notfalls will Tiefensee die Trassenpreise für laute Züge verteuern. Dazu wolle er mit der Deutschen Bahn sprechen. Ältere Güterzüge fahren bisher mit gusseisernen Bremsen. Das führe zu Riffelungen an den Rädern, die die Schienen in Mitleidenschaft zögen, sagte der verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dirk Fischer. Die neuen Flüsterbremsen aus Kunststoffsohlen sollen die Laufgeräusche um bis zu zehn Dezibel reduzieren. Für neue Güterzüge ist lärmarme Technik bereits Pflicht. Die Umrüstung alter Waggons soll rund 500 Millionen Euro kosten. In welcher Höhe der Bund und Betreiber wie die Deutsche Bahn Mittel für das Förderprogramm bereitstellen, ist offen. Die Förderung muss bei der EU-Kommission angemeldet werden. Seit dem vergangenen Sommer gibt es im Mittelrheintal Proteste gegen Pläne der Bahn, die Zahl der Güterzüge zu erhöhen. Anwohner kritisieren insbesondere, dass viele Züge noch mit den gusseisernen Klotzbremsen unterwegs sind. Mitte November forderten die Verkehrsminister aller Bundesländer die Bundesregierung auf, für weniger Lärm im Güterverkehr zu sorgen. Die rheinland-pfälzische Landesregierung brachte Anfang Dezember eine entsprechende Bundesratsinitiative auf den Weg. Diesen Mittwoch will der Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal rund 15.000 Unterschriften gegen den Bahnlärm an Bahnchef Hartmut Mehdorn überreichen. Tiefensee rechnete bundesweit mit einer Zunahme des Güterverkehrs um etwa 50 Prozent bis 2020 und mit 1,5 Millionen mehr Lastwagen. Die Koalition will mehr Güter auf der Schiene transportieren. Die Haushaltsmittel für Lärmschutz stiegen bereits von 75 Millionen Euro 2005 auf derzeit 150 Millionen Euro. Dies sei noch nicht ausreichend, sagte CDU-Verkehrspolitiker Fischer. (dpa)
Lärmschutz: Tiefensee fördert neues Bremssystem bei Bahn
Kunststoff- statt Eisenbremsen: Neue Flüstergüterwaggons sollen Lärm verringern