Die Überarbeitung der EU-Richtlinie für Maße und Gewichte von Nutzfahrzeugen soll den grenzüberschreitenden Verkehr von Lkw und Fahrzeugkombinationen (EMS, European Modular System) erleichtern. Die mögliche Reform sorgt aber in Italien für Kontroversen.
EU-Reform zu Nutzfahrzeugmaßen stößt auf Kritik in Italien
Während der Straßengüterverkehrsverband Anita die italienische Regierung auffordert, sich vorbehaltlos für bis zu 25,25 Meter lange und bis zu 44 oder gar 60 Tonnen schwere Gigaliner einzusetzen, positionieren sich Verbände im Schienengüterverkehr klar dagegen. Die allgemeine Einführung derart langer Fahrzeugkombinationen richte sich gegen das nationale Interesse, die Sicherheit der Bürger und ein ausgewogenes Verkehrssystem, das im Einklang mit den umwelt- und industriepolitischen Interessen der Europäischen Union stehe.
Gigaliner: Chancen für Effizienz und Emissionsreduktion in Italien
Dennoch hält Anita daran fest, dass auch für Italien die Zeit einer Pilotphase gekommen sei, um den Wettbewerbsrückstand gegenüber anderen europäischen Ländern aufzuholen, aber auch um die Transportkapazität pro Fahrt zu erhöhen und damit die Anzahl an Fahrzeugen auf italienischen Straßen zu verringern, Verkehrsstaus einzudämmen und die CO₂-Ausstoße des Sektors zu verringern. Einen Widerspruch zwischen EMS und der Sicherheit von Infrastrukturen oder Verkehrsteilnehmer sieht Anita-Präsident Riccardo Morelli nicht, hätten diese Fahrzeuge doch eine geringere Achslast aufzuweisen, die den Verschleiß des Straßennetzes sogar verringere.
Italienische Verkehrsverbände uneins über Einsatz von Gigalinern
Fercargo widerspricht dem, formuliert klar: „Italien verfügt über eine fragile Straßeninfrastruktur mit Brücken, Tunneln und Viadukten, die der Belastung durch immer schwerere und längere Fahrzeuge nicht standhalten können.“
Sicher und effizient? Die Verbände sind sich mehr als uneinig, halten an ihren jeweiligen Positionen fest. Fercargo befürchtet zudem, dass die allgemeine Einführung derartiger modularer Fahrzeuge auf italienischen Straßen die europäischen Ziele für das Wachstum des Schienengüterverkehrs bis zu den Jahren 2030 und 2050 unerreichbar machen.
Anita hingegen glaubt, dass die Anbindung an die Schiene gar effizienter sei und fordert einen technischen Arbeitskreis, der sich schnellstmöglich auf bestimmte Korridore verständigt, die für den Verkehr der Gigaliner geeignet sind – um die Chance auf einen sichereren, effizienteren und nachhaltigeren Güterverkehr nicht ungenutzt zu lassen.