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Interview: Wird Gefco nun langjährige Speditionspartner ersetzen?

20.07.2012 10:02 Uhr
Interview: Wird Gefco nun langjährige Speditionspartner ersetzen?
Luc Nadal, Vorstandschef des französischen Logistikdienstleisters Gefco
© Foto: Gefco

Luc Nadal, Vorstandschef des französischen Logistikdienstleisters Gefco zur Übernahme der General-Motors-Logistikaktivitäten von Opel/Vauxhall, Chevrolet und Cadillac in Europa.

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Luc Nadal, Vorstandschef des französischen Logistikdienstleisters Gefco zur Übernahme der General-Motors-Logistikaktivitäten von Opel/Vauxhall, Chevrolet und Cadillac in Europa.

 

Welches Umsatzvolumen generiert Gefco durch die künftige Zusammenarbeit mit General Motors (GM) Europa?
Luc Nadal: Unser Vertrag läuft bis 2020. Der Gefco-Umsatz liegt derzeit bei 3,8 Milliarden Euro. Durch den Logistikauftrag von GM wird unser Umsatz ab 2013 jährlich um 20 Prozent steigen.

Welche Aufgaben wird Gefco für GM übernehmen?
Früher waren für die Warenströme im Ein- und Ausgang von GM-eigene Mitarbeiter verantwortlich, die dafür Speditions- und Logistikdienstleister beauftragten. Künftig wird Gefco quasi als Architekt der GM-Logistik dafür verantwortlich sein mit dem Ziel diese weiter zu optimieren, insbesondere durch eine bessere Paarigkeit der Verkehre sowie bessere Auslastung der LKW. Unser Verantwortungsbereich umfasst die gesamte Logistik, also die Beschaffungs- und die Distributionslogistik – ausgenommen ist nur die Produktionslogistik. Dafür wird Gefco einerseits zum Teil selbst Transportleistungen erbringen, zum andern dafür Transport- und Speditionsdienstleister beauftragen. Jeweils mit dem Ziel, unserem Kunden stets die wirtschaftlich günstigste Lösung zu bieten.

In welchen Ländern werden Sie selbst Transporte erbringen?
Das ist noch nicht entschieden. Gefco tritt künftig gegenüber GM als so genannter Fourth Party Logistics Provider (4 PL) auf. Folglich werden wir uns, was die Erbringung der Transportleistung angeht, mit den Angeboten anderer Speditionsdienstleister vergleichen und messen lassen. Stets mit dem Ziel, für GM die kostengünstigste Lösung zu erbringen.

Viele Speditions- und Transportdienstleister arbeiten seit vielen Jahren für GM in Europa. Werden Sie diese nun ersetzen?
Wir sehen uns dazu in keinerlei Hinsicht veranlasst, nun bestimmte Unternehmen zu ersetzen. Wenn ein Unternehmen leistungsstark ist, sind wir glücklich mit ihm weiter zusammen arbeiten zu können. Bei Schlechtleistung trennen wir uns aber natürlich von diesen Partnern und ersetzen diese, entweder durch andere Spediteure oder durch Gefco. Mit diesem Auswahlverfahren starten wir aber erst in 2013, nicht ab sofort?

Welche Vorteile verspricht sich Gefco durch den neuen Vertrag mit GM Europa?
Wir zeigen damit dem Markt, dass Gefco ein führender Automobillogistiker ist. Außerdem steigern wir unseren Umsatz dank dieses Auftrags beträchtlich. GM ist zwar seit einigen Jahren ein wichtiger Kunde von Gefco. Nun aber werden für dieses Unternehmen die komplette Logistik steuern – nicht nur in Westeuropa, sondern auch in Osteuropa und in Russland. Das ist für uns eine enorme Chance. Damit wird sich zudem unser Schwerpunkt in Europa Richtung Osten verschieben.

In welchem Bereich profitiert Gefco am stärksten?
Vor allem unser Deutschlandgeschäft wird davon profitieren, weil hier quasi die Wiege von Opel ist. Aber natürlich profitieren wir auch in Polen, Russland und in Großbritannien und in Spanien von dem neuen Vertrag – also überall da, wo GM Werke hat. Ein konkretes Beispiel: Gefco hat viele Transporte vom europäischen Festland nach Großbritannien. Dank der Produktionsstätten GM in Großbritannien erreichen wir nun eine deutlich höhere Paarigkeit unserer Transporte. Zum Vorteil von GM, aber auch zu unserem Vorteil. Ein weiteren Vorteil versprechen wir uns davon, dass sich GM künftig verstärkt auf den Fahrzeugbau fokussieren wird. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass Gefco künftig nicht nur als 4PL für GM in Europa auftritt, sondern sogar weltweit.

In Deutschland kooperieren Sie im Moment mit 24Plus. Wird diese Allianz fortgesetzt?
Absolut! Wir sehen uns nicht dazu veranlasst, diese strategische Allianz aufzukündigen. Ganz im Gegenteil!

In welchen Ländern sehen Sie nun die größten Synergien?
Ich kann Ihnen das nun nicht für jedes einzelne Land sagen. Die GM-Standorte in Deutschland, Polen, Russland und Großbritannien sind ja bekannt. Grundsätzlich glaube ich aber, dass in der Distribution fertiger Fahrzeuge interessante Synergien liegen. In der Beschaffungslogistik sehe ich dagegen im Moment weniger Potenzial. WARUM?

Welche Ziele wollen Sie nun bis wann realisieren?
In diesem Jahr werden wir die Projektteams für GM installieren. Ab 2013 werden wir in die Umsetzung gehen und unser großes Ziel ist es, dass wir bis 2014 alle wesentlichen Synergien für GM gehoben haben.

Letzte Frage: Sie waren lange Jahre Chef der SNCF. Wird die Schiene künftig für Gefco in der Automobillogistik an Bedeutung gewinnen?
Kurz- und mittelfristig glaube ich das nicht. Dafür müsste die Bahn einiges an den Zeitfenstern drehen, um ein zuverlässiger Partner für die Logistik zu werden. Langfristig aber, in 15 bis 20 Jahren, wenn die Energiekosten weiter steigen, wird die Bahn auch in der Güterlogistik eine größere Rolle spielen. 

Interview: Eva Hassa

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