Im Gespräch mit Udo Sass, Vertriebschef Luftfracht des Flughafens Hannover, zu den nächsten strategischen Aufgaben seiner Airports
Herr Sass, mit der russischen AirBridge Cargo (ABC) fliegt nun erstmals eine Liniengesellschaft den Airport Hannover regelmäßig per Großfrachter an. Mission erfüllt?
Udo Sass: Dass AirBridge Cargo Hannover jetzt in ihr Liniennetz eingebunden hat, ist für uns von enormem Wert, sowohl geschäftlich als auch was unser Image als Umschlagplatz für Luftfracht angeht. Weil der ABC-Frachter auf dem Flug nach Peking in Moskau zwischenlandet, steht den hiesigen Versendern neben China zusätzlich der russische Markt für Exporte weit offen. Die nächste Aufgabe ist es jetzt, eine stetig steigende Menge der bei uns angelieferten und umgeschlagenen Luftfracht auch tatsächlich von hier abfliegen zu lassen und so den Straßen-Ersatzverkehr zu anderen Airports kontinuierlich zu reduzieren.
Wie soll das klappen?
Durch zwei parallele Maßnahmen: Erstens werden wir verstärkt Spediteure ansprechen, da sie die Frachtströme und die Laufwege der Sendungen weitgehend bestimmen. Insofern ändern wir unser bisheriges Vorgehen, da wir in der Vergangenheit vor allem Frachtfluggesellschaften als unsere primäre Zielgruppe betrachtet haben. Zweitens wollen wir unsere Präsenz auf Fachkongressen und Messen sichtbar verstärken, um dadurch als Cargo-Standort vermehrt auf die Landkarte zu kommen.
Spielen auch Umweltargumente bei Ihrer Akquise eine Rolle?
Absolut, denn bei direkten Abflügen von Luftfracht ex Hannover entfällt das Trucking nach Amsterdam, Paris oder Frankfurt, was die CO2-Bilanz der Transporte deutlich verbessert. So werden pro LKW-Fahrt von Hannover nach Frankfurt knapp 3000 Kilogramm Treibhausgase emittiert. Nach Luxemburg sind es laut Messungen etwa 3800 Kilogramm. Angesichts der EU-Klimaziele ist dies ein wichtiger Aspekt für die Industrie.
Ihre wichtigsten Wettbewerber heißen Leipzig/Halle, Frankfurt, Köln/Bonn, Maastricht oder Amsterdam. Wo sehen Sie Ihren Markt?
Speziell in Norddeutschland, aber auch in Polen und dem Baltikum. Um diese Regionen besser abzudecken, insbesondere den nordosteuropäischen Raum, brauchen wir ein zuverlässig funktionierendes LKW-Netz von und nach Hannover. An dessen Aufbau feilen wir derzeit intensiv. Diesbezüglich sind wir in Gesprächen mit potenziellen Partnern, einer davon ist der Anbieter RunAir.
Interview: Heiner Siegmund, Freier Journalist