Hamburg. Das seit Ende Januar auf der Köhlbrandbrücke im Hamburger Freihafen geltende LKW-Überholverbot ist zeitlich nicht befristet. Darauf weist die für das knapp 40 Jahre alte, sehr markante Brückenbauwerk zuständige Hamburg Port Authority (HPA) hin. Damit nicht genug: Sollte sich in den kommenden Jahren herausstellen, dass der Verschleiß an der Brücke zunehmen und sich dadurch der „Bauwerkszustand“ nachhaltig verschlechtern sollte, dann könnten sogar noch weitere Schutzmaßnahmen angeordnet werden, die den Schwerlastverkehr betreffen. Darauf weist die HPA in einem Papier hin, das der VerkehrsRundschau vorliegt.
Die Köhlbrandbrücke ist weiterhin sicher – und soll es bleiben
Das aktuelle LKW-Überholverbot für die jeweils mit zwei Richtungsfahrstreifen ausgestattete Brücke sei verfügt worden, „weil es die Maßnahme mit den geringsten verkehrlichen Auswirkungen“ sei, begründet die HPA. Die Polizei überwacht „nach eigenem Ermessen“ die Einhaltung des Verbots. Die Anordnung beruht auf ausführlichen Gewichtsmessungen, die Ende März 2011 begannen. Sie sorgten bei der HPA für Alarmstimmung, da „sehr viel mehr LKW mit zum Teil deutlich höheren Gewichten die Brücke passieren, als bislang bekannt war“.
Spitzenbelastungen
Dabei kam es immer dann zu Spitzenbelastungen, wenn aufgrund der Verkehrssituation „auf allen vier Spuren mehrere, schwere LKW hintereinander auf der Brücke stehen oder fahren“. Für derartige Belastungen sei die Brücke, als sie Ende der 1960er-Jahre geplant wurde, allerdings niemals ausgelegt worden. Wiederholt betont die HPA in dem mehrseitigen Schreiben jedoch, dass die Brücke weiterhin „sicher“ ist.
Mit dem inzwischen wirksamen Überholtverbot soll erreicht werden, dass die „Belastung der Köhlbrandbrücke über den gesamten Streckenverlauf“ verringert wird, „so dass die rechnerische Sicherheit auch langfristig gegeben ist“. Was „langfristig“ genau bedeutet, lässt die HPA auch erkennen: bis etwa 2030. Bis dahin könnte das Bauwerk „wirtschaftlich erhalten“ werden, vorausgesetzt, dass es keine gravierenden Schäden gibt. Über diese Zeitzielmarke hinaus würden die Instandhaltungskosten so stark ansteigen, „dass voraussichtlich ein Neubau die günstigere Variante darstellt“.
Mehr Verkehr im Hafen, wenn der Freihafenstatus fällt
Für den nicht auszuschließenden Fall doch auftretender, weiterer schwerer Schäden könnte die HPA noch mehr Einschränkungen verfügen. Das Spektrum reicht dabei vom Wegfall von Dauergenehmigungen für Schwertransporte während des Tages bis hin zur Vollsperrung von Fahrspuren.
Die HPA geht davon aus, dass es nach dem Wegfall der Freihafengrenze zur Jahreswende 2012/2013 zu einer insgesamt stärkeren Verkehrsbelastung auf den Hafenstraßennetz kommen wird. Mit einer damit einhergehenden Stauintensität rechnet die HPA derzeit nicht, weil die bislang noch anfallende Kontrollen an den Zolldurchlässen entfallen werden.
Verschiedene Entlastungsbauwerke sind geplant
Eine langfristige Entlastung der Köhlbrandbrücke, die den westlichen mit dem östlichen Hafenteil verbindet, wird es für dien HPA erst dann geben, wenn eine Reihe von Entlastungsbauwerken entstehen. Dazu gehört vor allem der Bau einer neuen Bahn-Brücke, die die heutige, dem Straßen- und Bahnverkehr dienende Kattwyk-Hubbrücke ersetzen beziehungsweise ergänzen wird sowie die Hafenquerspange. Sie wird die beiden Nord-Süd-Autobahnen A 1 und A 7 miteinander verbinden. Über dieses Bauwerk wird in Hamburg allerdings bereits seit mehr als 30 Jahren diskutiert. Auch neue Verkehrsleitsysteme sollen den Verkehrsfluss im Hafen zugute kommen. (eha)