Gesucht: Wollmilchsau mit Soft Skills

Ein Betriebswirtschaftsstudium mit Logistikschwerpunkt, Logistikmanagement, Wirtschaftsingenieur Logistik oder sogar Wirtschaftsinformatik: Wer heute Karriere in der Logistik machen will, hat es bei der Studienwahl schwer. 352 Treffer zeigt der Hochschulkompass, eine Datenbank der Hochschulrektorenkonferenz für Studiengänge, wenn man nach dem Stichwort "Logistik" sucht. Fast unmöglich für angehende Logistikmanager, da den richtigen Studiengang zu finden. Rund 250 Interessierte nutzten daher das Karriere-Forum der VerkehrsRundschau auf der Messe Transport Logistic, um sich darüber zu informieren, auf was Unternehmen bei Bewerbern achten und was Hochschulprofessoren empfehlen. Logistikprofessor Martin Göbl von der Hochschule Kempten hatte zunächst eine gute Nachricht für die Teilnehmer im Gepäck: "Wenn Sie das machen, was Ihnen Spaß macht, werden Sie auch Karriere machen." Es gehe schließlich nicht nur darum, was Unternehmen wollen, sondern dass junge Leute einen Job finden, der zu ihnen passt. Und in die Logistik passe, wer eine "eierlegende Wollmilchsau" sei, sagte Göbl. Denn - und da waren sich alle Experten in der Runde einig - wer in der Logistik Karriere machen will, sollte breit aufgestellt sein. Die Logistikbranche suche Leute, die Kenntnisse in Betriebswirtschaft, Informationstechnik, Elektrotechnik und natürlich in logistischen Prozessen aufweisen. Der Informationsfluss und der Finanzfluss seien ebenso wichtig wie der Warenfluss. "Ein Logistikmanager arbeitet zusammen mit dem Staplerfahrer, dem Disponenten und dem Vorstand", erklärte Professor Frank Straube, Leiter des Fachgebiets Logistik an der Technischen Universität Berlin. Dabei müsse er sich in viele Bereiche hineindenken können. Die Praxis nicht vergessen In der Logistik bei BMW lege man zum Beispiel Wert auf Kenntnisse in Elektrotechnik, berichtete Frank Bühler, Leiter Physische Logistik, aus der Praxis. Aber auch IT-Kenntnisse im Lebenslauf würden helfen, zum Vorstellungsgespräch bei dem Autobauer eingeladen zu werden. "Am wichtigsten ist uns aber eine stringente Vita, die auch erste Praxiserfahrung enthält", stellte Bühler klar. Praktika, Werkstudententätigkeit oder auch ein Ferienjob am Band machen sich gut im Lebenslauf. Ob ein Bewerber nun ein Bachelor-, ein Master- oder ein MBA-Zeugnis in der Tasche hat und welche Hochschule er besucht hat, spielt eine untergeordnete Rolle, klärte Claus Eckmann, Personalverantwortlicher bei Rhenus, die Zuhörer auf: "Viel wichtiger ist, was der Bewerber sonst noch gemacht hat". Gleiches gilt für die Note: "Ich fände es auch fatal, einen Bewerber abzulehnen, nur weil in seinem Zeugnis die Note drei steht. Mich fragt heute auch keiner mehr nach meiner Abschlussnote", scherzte der Personaler auf dem Podium. Viel wichtiger sei, dass er eine interessante Persönlichkeit hinter dem Lebenslauf vermute. Dann gebe es auch die Einladung zum Vorstellungsgespräch oder Assessment Center. Spätestens ab hier zählen dann andere Werte: die Soft-Skills. "Wir versuchen dann herauszufinden, ob jemand zu uns passt", erklärte Eckmann. Im Assessment Center sollten die Bewerber zeigen, wie sie im Team arbeiten und ob sie sich in knifflige Aufgaben reinfuchsen können, riet der Personaler. "Und ich muss merken: Der hat Lust, etwas zu machen". Auch BMW-Logistiker Bühler nennt Zielstrebigkeit und die Kommunikationsfähigkeit als notwendige Eigenschaften. Ausschlaggebend sei aber die Fähigkeit zu vernetztem Denken. Wer über diese Soft Skills verfügt, kann auch als Quereinsteiger oder auch ohne Studium Karriere in der Logistik machen. "Mein Werksleiter hat bei uns als Auszubildender am Band angefangen", sagte Bühler. Er selbst hat Maschinenbau studiert und sei dann über das Thema Fabrikbetrieb in der Automobilbranche in die Logistik "gerutscht". Eckmann berichtete, dass Rhenus einmal an einem Standort untersucht hat, welchen akademischen Hintergrund die Führungskräfte dort haben. "Da waren Geisteswissenschaftler und Geologen dabei und sogar jemand, der Musik und Kunst studiert hat". Wie die Führungskraft von morgen ihre Karriere startet, ist also gar nicht so wichtig. Hauptsache ist, was am Ende herauskommt: ein eierlegender Wollmilchlogistiker mit Soft Skills. Die VerkehrsRundschau veranstaltet das Karriere-Forum immer am letzten Tag der Transport Logistic. In diesem Jahr diskutierten die Experten zum Thema: "Der Logistikmanager 4.0 - was Fach- und Führungskräfte künftig können müssen". App Video zum Karriere-Forum Ein Video von der Veranstaltung "Der Logistikmanager 4.0" können Sie über die interaktive App "Layar" unter ITunes, Google Play Store oder BlackBerry World abrufen. Nach Installation der kostenlosen App auf ihrem mobilen Gerät scannen Sie diese Doppelseite der Verkehrs-Rundschau. Ohne App finden Sie das Video unter www.verkehrsrundschau.de/videos

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