Geodis - Trans-o-flex: Die Liebesheirat

In Kürze Das französische Speditions- und Logistikunternehmen Geodis hat den Pharma- und Health-Care-Logistiker Trans-o-flex übernommen. Für Trans-o-flex ist es bereits der sechste Verkauf seit seiner Unternehmensgründung 1971. Die VR hat erfahren, was die beiden in Deutschland planen und wie sich hier positionieren wollen. Geodis, Speditions- und Logistiktochter der französischen Eisenbahngesellschaft (SNCF), übernimmt Trans-o-flex Express (Tof) in Weinheim. Kurz vor Weihnachten verkündeten die Unternehmen den Deal, und zwischenzeitlich haben die Kartell-behörden grünes Licht dafür gegeben. Coup für Geodis Im März nun äußerten sich Geodis-CEO Marie-Christine Lombard, Trans-o-flex-CEO Wolfgang P. Albeck, Geodis-Europa-CEO Thomas Kraus und Christoph Schoeller, vormals Tof-Mitgesellschafter und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens, erstmals vor Medien zur Strategie. Klare Ansage von Vorstands- chefin Lombard: "Trans-o-flex ist für Geodis ein Gamechanger." Denn das Unternehmen schließe mit seinen 71 Standorten und rund 3500 Fahrzeugen für Geodis die Lücke auf der letzten Meile. "Mit Trans-o-flex haben wir jetzt in Deutschland ein qualitativ hochwertiges Express- und Letzte-Meile-Netzwerk", betonte sie sichtlich stolz. Lombard lobte dabei das Netzwerk, die Expertise, das Portfolio und das Management der Baden-Württemberger. Auch Wolfgang Albeck, CEO von Trans-o-flex, betonte, er sei "sehr, sehr glücklich." Wobei Albeck - das sind allerdings pure Spekulationen - zunächst einmal sehr erleichtert sein dürfte, dass sich für Trans-o-flex nach dem Ausstieg der beiden Gesellschafter Amberger und Schoeller überhaupt ein neuer Eigentümer gefunden hat. Immerhin wurde das Unternehmen seit seiner Gründung im Jahr 1971 bereits sechs Mal verkauft, unter anderem an die Österreichische Post und diverse Investoren. Auch deshalb wollten Amberger und Schoeller die Tof-Aktivitäten 2021 wohl an die Börse bringen. Fakt ist: Der Deal ergibt Sinn. Zumal Geodis in Deutschland gewissen Nachhol-bedarf hat (Stand 2020: 1500 Mitarbeiter, 26 Niederlassungen), vor allem aber, weil sich beide Unternehmen "synergetisch perfekt ergänzen" (Lombard). Im französischen Speditions- und Logistikmarkt ist Geodis die unangefochtene Nummer eins. So erwirtschaftete der Konzern, der in 62 Ländern vertreten ist, 2022 mit insgesamt 49.400 Mitarbeitern rund 13,7 Milliarden Euro Umsatz und ein operatives Ergebnis von 518 Millionen Euro. Dagegen nimmt sich Trans-o-flex mit seinen knapp 2100 Mitarbeitern verschwindend klein aus. Andererseits betreibt die Unternehmensgruppe Deutschlands größtes temperaturgeführtes Distributionsnetz, das auf Healthcare und den Transport von Paketen und Paletten spezialisiert ist. Über 77 Hubs und lokale Standorte betreibt Tof hierzulande, der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei 620 Millionen Euro. Gemeinsam beschäftigen Geodis und Tof in Deutschland nun über 3500 Mitarbeiter an über 107 Standorten, sagte Geodis-Europa-CEO Thomas Kraus. Außerdem verfüge das Unternehmen über ein sehr dichtes Transport- und Lagerlogistik-Netz für temperaturgeführte Produkte, das vom Südwesten Frankreichs bis in den Nord-osten Deutschlands reiche. Und in der gesamten Geodis-Region Europa (zu der auch Südafrika zählt) bringen es Geodis und Trans-o-flex laut Kraus auf vier Milliarden Euro Umsatz und 7000 Mitarbeiter sowie 227 Niederlassungen und 2,1 Millionen Quadratmeter Lagerfläche. Marke Trans-o-flex bleibt erhalten Gerade für die Kunden bringe das neue Miteinander also nur Vorteile, betonte der Geodis-Europa-Chef. So könnten Kunden von Trans-o-flex nun auch auf die See- und Luftfrachtaktivitäten von Geodis zugreifen. Im Gegenzug könnte Geodis dank der Tof-Aktivitäten nun auch Kunden in Deutschland mit Gütern aus Frankreich und der ganzen Welt beliefern - "in einer durchgängigen End-to-End-Supply Chain". Interessant ist Trans-o-flex für die Franzosen aber auch aus einem anderen Grund. Lombard erklärte, die Healthcare-Logistik sei für Geodis eine wichtige Säule in der Wachstumsstrategie "Ambition 27". Denn dieser Markt sei resilient und wachse aufgrund der alternden Bevölkerung. Diesen Wachstumsmarkt wolle Geodis erschließen. "Wir bauen ein durchgängig temperaturgeführtes Health-Care- und Pharma-Netz in allen Schlüsselmärkten weltweit auf." Trans-o-flex sei dafür ein maßgeblicher Hebel. Eine wichtige Botschaft von Lombard ist auch: "Die Kontinuität des Geschäfts von Trans-o-flex wird fortgeführt." Die Marke Trans-o-flex bleibt deshalb bestehen. Auch an der Firmenspitze will Geodis festhalten. Sprich: Wolfgang P. Albeck bleibt CEO und der Ex-Tof-Gesellschafter Christoph Schoeller bleibt als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens an Bord. Auch die Zusammenarbeit von Trans-o-flex mit Eurodis, einem europaweit tätigen Kombifracht-Netz, bleibt bestehen. Zudem bleibt Tof Eurodis-Gesellschafter. Die Franzosen planen weitere Zukäufe Alles in allem stehen die Zeichen bei Geodis nach wie vor auf Wachstum - schwierige Weltwirtschaftslage hin oder her. Zumal das Unternehmen in den Schlüssel-Märken weltweit, aber auch in den Schlüssel-Branchen wie etwa HighTech, Health-Care, Luxury Geodis und Automotive sehr gut aufgestellt sei, zeigte sich Lombard selbstbewusst. "Wir können also organisch wachsen. Wir wachsen sogar schneller als der Markt." Zumal das Outsourcing-Potenzial in der Logistik nach wie vor groß sei und der Speditions- und Logistikmarkt stark fragmentiert. Zusätzlich kündigte sie für Geodis weitere Zukäufe an. Lombard wörtlich: "Es gibt viele Gelegenheiten für uns, uns Fähigkeiten dazu zu kaufen, wenn es erforderlich ist, um so unser weltweites Netz zu stärken." Das verbindet Geodis und Trans-o-flex Im französischen Speditions- und Logistikmarkt ist das Unternehmen Geodis, Tochter der französischen Bahn SNCF, unangefochten die Nummer eins. Nicht so in Deutschland. Trotz diverser Anlaufversuche, etwa als kurzzeitiger Gesellschafter der Stückgutkooperation IDS Logistik, und diverser Zukauf-versuche, kam Geodis hierzulande bislang nie wirklich voran. Mit Trans-o-flex könnte sich das ändern - vor allem im Healthcare- und Pharmalogistik-, aber auch im Express-Segment. Denn das Weinheimer Unternehmen schließt für Geodis die bisherige Lücke auf der Letzten Meile. Interessantes Detail: Geodis-CEO Marie-Christine Lombard, Geodis-Europa-CEO Thomas Kraus und Wolfgang Albeck, CEO von Trans-o-flex, waren vor vielen Jahren für den gleichen Arbeitgeber tätig: Albeck als Geschäftsführer Operations in der TNT-Express-Deutschlandzentrale, Lombard als CEO von TNT Express und Kraus als Vorsitzender der Geschäftsführung von TNT Express Deutschland. So gesehen schließt sich mit der Tof-Übernahme der Kreis. Vor allem aber verbindet solche Bande - dies gilt als ernst gemeinte Warnung für Marktbegleiter. eh

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