GDW Transport im VR-Speditionsporträt

Freitagnachmittag herrscht im Transportunternehmen GDW Transport in Gersthofen bei Augsburg Hochbetrieb: Springer Dominic Wagle fährt da gerade seinen weißen DAF an die Firmenwaschanlage. Thorsten Janik checkt kurz mit einem Blick unter einer Klappe seines Sauerstoffaufliegers befindliche Instrumente und eine darunterliegende Pumpe. Janik liefert seit drei Jahren Sauerstoff an Krankenhäuser, die Industrie oder auch an Fischzuchten. Die Kunden seines Kollegen Torsten Reichelt warten dagegen auf das Edelgas Argon, das dieser nicht vor Ort, sondern in Frankfurt und bei BASF in Ludwigshafen "tanken" muss. "An manchen Tagen", erklärt Reichelt, der wohl der einzige Argon-Fahrer im süddeutschen Raum ist, "bin ich nur mit Tanken beschäftigt, an anderen Tagen wiederum nur mit Ausliefern." Der 52-Jährige ist seit der Gründung von GDW Transport dabei. Das Unternehmen liefert seit gut acht Jahren für die deutsche Tochter der italienischen SOL-Gruppe Stickstoff und Sauerstoff, seit geraumer Zeit auch Argon an Endkunden wie Metall verarbeitende Betriebe oder Labore aus. "Das Abfüllwerk der SOL ist genau hinter uns, aber hergestellt werden die Gase in Frankfurt", erklärt Geschäftsführer Daniel Wild. Anfänge im Container Es war tatsächlich auch ein Stück Glück, als DB Schenker das Areal an der Gutenbergstraße 2015 nicht mehr benötigte und es seinem Subunternehmer anbot. "Wir haben sofort zugesagt", erinnert sich Daniel Wild, der 2005 ins Geschäft startete. "Unsere erste Base war ein kleiner Container im Gersthofer Stadtteil Hirblingen." Sechs Lkw hatte er aus der Insolvenzmasse seiner Ex-Partner mit Unterstützung seines Vaters Georg herausgekauft. Der ehemalige Bus- und Trambahnfahrer unterstützt seinen Sohn noch heute, fährt selbst leidenschaftlich gern, nicht nur wenn Not am Mann ist. Dank des richtigen Gespürs wuchsen Aufträge, Fuhrpark und Fahrerstamm in den ersten Jahren rasch. Zu den Fahrten im Linienverkehr Augsburg - Rhein/Ruhr - Augsburg kamen lokale Transporte. Der erste Umzug in den Finkenweg ging 2007 über die Bühne. Trailershuttles für Automobilzulieferer, aber auch Kühltransporte und HUB-Verkehre für Großhändler wurden mehr, Planenauflieger und Kühlfahrzeuge waren schließlich ebenfalls nötig. Erste Kontakte zur SOL-Gruppe und Transporte "unter ferner liefen" gab's zeitgleich zum abermals notwendigen Platzbedarf mit Umzug ins Gersthofer Industriegebiet. "Wir konnten einen Vertrag mit SOL abschließen als Lieferant für Stickstoff und Sauerstoff. Die Nachfrage nach Argon kam etwas zeitversetzt. Mittlerweile sind wir bei 14 Gasaufliegern und 17 Fahrern", so Wild. Daten + Fakten: GDW Transport GDW Transport in Gersthofen bei Augsburg wurde 2005 von Georg und Daniel Wild gegründet. Heute beschäftigt das Unternehmen 60 Fahrer und verfügt über 41 Fahrzeuge (20 DAF, 4 Volvo, 8 MAN, 1 MB, 7 Renault, 1 Ford). Breites Geschäftsfeld Geschäftsfelder sind Gastransporte, temperaturgeführte Transporte, Terminverkehre im Nachtsprung, Bau-, Papier-, Jumbo-, Messe- und Volumentransporte, Fahrzeugüberführungen, Sonderfahrten, Gefahrguttransporte (auch Kl. 1), Wechselbrücken- und Satteltrucking, Frachtvermittlung und Lagerhaltung. Katalysator Corona Ab 2020 dann erlebten nicht nur die Sauerstofftransporte einen pandemiebeding-ten Boom, auch Sauerstofftanks für Krankenhäuser mussten transportiert werden", erinnert sich der Unternehmer, der nicht nur kräftig, sondern auch richtig investieren musste. "Es gibt bei uns Besonderheiten, die nur wenige Unternehmer kennen. Unsere Zugmaschinen etwa sind mit Generatoren ausgestattet, die 60 statt der üblichen 50 Hertz erreichen. Die Pumpen in den Trailern erreichen bei 50 Hertz nur 22 Bar Pumpendruck. Wir haben aber auch Hochdruckkunden zu beliefern, welche einen Tankdruck von bis zu 30 Bar benötigen. In diesem Fall müssen wir unsere Generatoren mit 60 Hertz laufen lassen, um einen höheren Pumpendruck zu erreichen, bis zu 37 Bar sind damit möglich." Ein Transportabenteuer nach Afrika Bei einem Auftrag mit Trailershuttles für Dachser waren in den 2010er-Jahren stets Ladungen eines bayerischen Automobilzulieferers von dessen Zweigwerk nach Tunesien dabei. "In Genua respektive Livorno wurde umgesattelt", berichtet Seniorchef Georg Wild von GDW Transport, "bis auf dies eine Mal, als eine Flugzeugturbine nach Monastir sollte. Aus Sicherheitsgründen durfte bis zum Zielort nicht umgesattelt werden." Ohne tunesisches Geld auf die Fähre Freitags sei er los, blauäugig, ohne tunesisches Geld direkt auf die Fähre, erzählt Wild. "Vier Mautstellen konnte ich dank der Karte eines freundlichen Truckers vor mir passieren, beim Abladen verstand ich keinen Ton. Eh ich was sagen konnte, warfen sie mir als ,Zwischenladung' noch Reifen, die nach Tunis mussten, in die Plane. Eine komplette Woche war ich unterwegs", erinnert er sich lachend.Risiko richtig minimieren Nicht nur beim Blick auf die vielen Fahrzeuge, die Fuhrparkleiter Markus Grießer betreut und bei Bedarf zur Wartung oder Reparatur in der sieben Kilometer entfernten kleinen Werkstatt unter die Lupe nimmt, ist klar, dass auch andere Transporte im Team Wild einen hohen Stellenwert genießen. "Wir wissen, dass wir mit unserer Fahrzeugpalette Abhängigkeiten verringern, und hoffen, dass es so bleibt." Mit Doppelstock-Frigoaufliegern etwa beliefert GDW für den Gartencenter-Spezialisten Dehner von dessen Zentrallager Rain am Lech aus im Auftrag der Andreas Schmidt Logistik gleich mit drei Fahrzeugen insgesamt 26 Märkte. Sehr wichtig, so erklärt das Ehepaar Daniel und Bianca Wild, seien auch die Geschäftsbereiche Charter und Stückgutverkehr, die übers Jahr verteilt zwar kaum ein Fünftel der Transporte ausmachen, aber für gute Auslastung von Fahrern und Fuhrpark sorgen. Dabei hilft ein Arbeitsmodell, bei dem sich zwei Fahrer einen Lkw teilen. "Aktuell testen wir mit zwei Fahrern einen neuen Ford F-Max. Er dient als Zugfahrzeug für Stückgut im Nachtsprung, da er so Kilometer bekommt", erklärt Daniel Wild, der gerne noch selbst am Steuer sitzt, manchmal auch unfreiwillig. "Wenn wir bei BASF kein Argon tanken können, muss einer nach Verona in die Zentrale der SOL fahren. Wenn das ausgerechnet am Wochenende passiert, bin logischerweise ich dran. Die Kunden warten lassen geht gar nicht."

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