Frage des Quartals: Ein Votum für die Brennstoffzelle

Der Krieg in der Ukraine hat das Thema alternative Antriebe aus den Schlagzeilen verdrängt. Jedoch hält die Politik unverändert an der Klimawende im Verkehr fest. Die Abhängigkeit des Westens von der Energielieferung aus Russland sorgt dafür, dass die Entscheidungsträger sogar mit noch mehr Vehemenz auf eine Abkehr vom Verbrennungsmotor pochen. Das betrifft auch den Straßengüterverkehr. Über mehrere Jahrzehnte brauchten sich die Unternehmen über die Antriebsart und die Betankung keine Gedanken zu machen. Jetzt gilt das Ende des Diesels als beschlossene Sache. Unklar ist nur das genaue Verfallsdatum. Der Diesel ist immer noch präsent Aber sicher ist: Die Transformation vom Diesel hin zu alternativen Antrieben hat bereits begonnen. Lkw mit Batterie-Antrieb für die leichten Segmente sind für den Nahverkehr verfügbar, ebenso sind Nutzfahrzeuge mit LNG- und CNG-Motoren im Einsatz. Schwieriger tun sich die Hersteller mit dem Wasserstoffantrieb. Zwar werben die Unternehmen mit neuen Modellen, doch handelt es sich dabei in der Regel noch um Prototypen. Eine Serienproduktion peilen die meisten Lkw-Produzenten frühestens für die zweite Hälfte des laufenden Jahrzehnts an. Aber welche Antriebe werden sich durchsetzen? Da besteht große Ungewissheit. Die VerkehrsRundschau (VR) hat im Rahmen der VR-Index-Erhebung bei denen nachgefragt, die letztlich die Lkw kaufen: bei Transportdienstleistern und Verladern. Die Befragung zeigt: Trotz der an Fahrt aufnehmenden Klimadebatte haben sich viele Unternehmen noch nicht mit alternativen Antrieben befasst. Bei den Verladern trifft dies auf 40,9 Prozent der Befragten zu. Bei den Dienstleistern sind es sogar 48,3 Prozent, die nach wie vor ganz auf den Diesel setzen. Dieser höhere Anteil verwundert nicht, sind die Unternehmen im Durchschnitt doch deutlich kleiner und verfügen daher über geringere personelle wie auch finanzielle Ressourcen, um sich mit dem Thema zu befassen. Bei den Dienstleistern sagen immerhin 12,1 Prozent der Unternehmen, dass sie bereits Lkw mit alternativen Antrieben im Unternehmen haben. 19,0 Prozent befassen sich mit dem Thema, ihnen sind aber die Lkw viel zu teuer. Und 10,3 Prozent würden gerne investieren, aber die Händler können keine Fahrzeuge liefern. Überraschend, dass bei keinem der befragten Verlader bislang ein Lkw mit alternativem Antrieb im Fuhrpark steht. Immerhin 22,7 Prozent beabsichtigen, ihre Lkw-Händler (eigener Fuhrpark) oder Dienstleister nach alternativen Antrieben zu fragen. Mit 13,6 Prozent sind es etwas weniger Verlader als Dienstleister, denen der umweltfreundliche Antrieb bei den Nutzfahrzeugen derzeit noch zu teuer ist. Die Unternehmen sind auch zu den zukünftigen Antrieben befragt worden. Die Antworten zeigen: Favorisiert wird der Wasserstoff-Lkw. Während bei den Dienstleistern jeder Zweite in dieser Technik die Zukunft sieht, sind es bei den Verladern 40,9 Prozent. Mit spürbarem Abstand dahinter folgt der Elektro-Lkw. Bei den Dienstleistern bevorzugen immerhin 19 Prozent den Batterie-Antrieb, bei den Verladern 13,6 Prozent. Angesichts der derzeit hohen Preise für LNG sprechen sich überraschend viele Unternehmen für einen Lkw mit einem mit Flüssiggas betriebenen Motor aus. Steigende Frachtraten unvermeidlich Die Umstellung auf umweltfreundliche Antriebe wird laut Marktbeobachtern mit einem entsprechenden Mehraufwand verbunden sein. Das sehen auch die Unternehmensvertreter bei der VR-Umfrage nicht anders. Bei den Transportdienstleistern gehen 39,7 Prozent der Befragten von einem Anstieg der Frachtraten um mehr als zehn Prozent aus. 20,7 Prozent sagen eine Verteuerung von sieben bis zehn Prozent voraus, 15,5 Prozent rechnen mit einem Plus von drei bis fünf Prozent. Überraschend ist einzig, dass 5,2 Prozent mit keinen Auswirkungen rechnen. Dass die Preise sinken werden, glaubt niemand. Die Verlader zeigen sich zurückhaltender, was aber nicht weiter verwundert, weil sie natürlich keinen hohen Aufpreis zahlen wollen. "Nur" 9,1 Prozent gehen von einer Verteuerung in Höhe von mehr als zehn Prozent aus. 22,7 Prozent prognostizieren ein Plus von sieben bis zehn Prozent. Mit einer Verteuerung zwischen fünf und sieben Prozent rechnen 27,3 Prozent und 22,7 Prozent gehen von einer Preissteigerung zwischen drei und fünf Prozent aus. Dass Transport billiger werden könnte, glaubt auch bei den Verladern niemand. In einem einstündigen Online-Seminar am 20. Juli gehen wir ausführlich auf die dann vorliegenden Konjunkturdaten ein. Mehr Infos dazu und Anmeldung unter: www.verkehrsrundschau.de/onlineseminare2022. Mehr zum Thema unter #VRFragedesQuartals www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag VerkehrsRundschau Die Frage des Quartals Jedes Quartal befragt die VerkehrsRundschau Unternehmen zu aktuellen Themen aus der Transport-und Logistikbranche. Im zweiten Quartal 2022 haben 80 Fach-und Führungskräfte von Logistikdienstleistern und Verladern an der vom Meinungsforschungsinstitut Kynetec (ehemals Kleffmann) durchgeführten Umfrage teilgenommen. cd VR plus Plattform für Kennzahlen Mehr Daten zum VR-Index auf VR plus und in einem Online-Seminar Zahlreiche weitere Kennzahlen können Abonnenten auf dem Profiportal der VerkehrsRundschau (VR) abrufen. Dazu gehören die Standzeiten von Lkw an den Laderampen oder der durchschnittliche Lohnkostensatz für einen Fahrer pro Tag. Die Daten hat das Meinungsforschungsinstitut Kynetec exklusiv für die VR erhoben. Dort finden sich auch viele weitere wichtige Zahlen wie die zur Entwicklung der Frachtraten sowie des Aufkommens. Diese Werte werden jedes Quartal aktualisiert und von vielen Lesern für Benchmark-Analysen genutzt. In einem einstündigen Online-Seminar am 20. Juli präsentieren wir weitere Konjunkturdaten und liefern eine ausführliche Analyse der derzeitigen Wirtschaftslage im Güterverkehr. cdMehr zum VR-Index und zum Seminar unter:www.verkehrsrundschau-plus.de/kennzahlen www.verkehrsrundschau.de/events Statement von Markus Olligschläger, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) Brennstoffzelle ist Realität – seit 27. Juni 2022 Mit dem Votum für die Brennstoffzelle beweisen die Teilnehmer der VR-Umfrage ein sehr praxisnahes Gespür für die Entwicklung bei den alternativen Antrieben, wurde doch am 27. Juni 2022 in Deutschland der erste Wasserstoff-Lkw für den realen Einsatz von Hyundai an das BWVL-Mitgliedsunternehmen MEWA für den Einsatz im Werk- und Fernverkehr übergeben. Unabhängig davon bleibt es bei der Erkenntnis im „Gesamtkonzept klimafreundliche Nutzfahrzeuge“ der Bundesregierung, wonach Entwicklungen und Investitionen „derzeit“ durch eine hohe Marktunsicherheit gebremst werden. Das war 2020, was hat sich seitdem geändert? Ein regulatorisches Umfeld, das im Kern in einer Differenzierung der Lkw-Maut nach CO2-Fahrzeugausstoß besteht, kommt wohl erst 2023. Das Förderprogramm KsNI (Förderprogramm für klimaschonende Nutzfahrzeuge und Infrastruktur) bietet die Förderung von 80 Prozent der Mehrkosten für die „saubereren“ Fahrzeuge. Es bleiben 20 Prozent der Mehrkosten, was aber oft 40 Prozent und mehr gegenüber den bisherigen Anschaffungskosten bedeutet. Können Fahrzeuge geliefert werden, und wenn ja, ab wann? Wie sieht es mit der Infrastruktur aus, unabhängig von der Technologie? Und welche Energiekosten soll man kalkulieren? Zu viele offene Fragen für eine dynamische Entwicklung. Trotzdem schreitet die Entwicklung voran. Aus Sicht des BWVL – Werkverkehr und Verlader – entwickeln sich unternehmerische Insellösungen, oft als Folge zentraler Unternehmensentscheidungen zur wettbewerbsorientierten Absenkung der CO -Bilanz für das gesamte Unternehmen. Die Wirtschaft wird die Lösung finden (müssen). Mehr unter: www.bwvl.de

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