Paris. Pro Güterzug durch den Ärmelkanaltunnel nach und von England könnten die Eurotunnel-Frachttochter und andere privatwirtschaftlich organisierte Tunnelnutzer demnächst 600 Euro Sicherheitsgebühr entrichten müssen, falls ein entsprechender Vorstoß des französischen Bahninfrastruktur-Betreibers RFF von der französischen Regierung abgesegnet werden sollte.
Die Einnahmen daraus will RFF für Sicherungsmaßnahmen in jenem dem Tunnel auf der Seite von Calais vorgelagerten Transitbereich verwenden, in welchem die für die Tunneldurchfahrt vorgesehenen Lokomotiven jeweils auf den Einsatz von solchen Loks warten müssen, die mit dem britischen System kompatibel sind. Dort dringen immer wieder Immigranten ein, die versuchen, als blinde Passagiere von Güterzügen nach England einzureisen. Auch werden von den Behörden terroristische Anschläge im Bereich dieser Zone nicht ausgeschlossen.
Bisher wurde sie ausschließlich in Zusammenarbeit mit Polizei und Zoll von Fret SNCF gesichert, der Bahnfrachtbranche der französischen Staatsbahn. Die entsprechende finanzielle Belastung will RFF nun durch die geplante Abgabe auf die Schultern aller Bahnfracht-Tunnelnutzer verteilen.
Ab Januar nächsten Jahres soll daher von RFF ein privates Sicherungsunternehmen mit den entsprechenden Aufgaben beauftragt werden. Wenn ein Güterzug 1000 Kilometer zurücklege, falle der Betrag von 600 Euro nur unwesentlich ins Gewicht, heißt es dazu beschwichtigend von Seiten des Infrastruktur-Betreibers. Er teilte ferner mit, dass die von Fret SNCF beförderte Bahnfracht bis Ende September um 4,3 Prozent zurückgegangen sei. Im Vorjahres-Vergleichszeitraum hatte die Abnahme bei 13,4 Prozent gelegen.
Der Marktanteil privater Bahnfrachtfrachtunternehmen in Frankreich liegt momentan bei fast 24 Prozent. Die Eurotunnel-Tochter Europort befürchtet jetzt, dass sie durch die Sicherheitsabgabe ihre bisherigen Wettbewerbsvorteile einbüßen und ihr Gewinnmodell in Frage gestellt werden könnte. (jb)