Erfurt. Nach Angaben des Betriebsrates folgten am Donnerstagabend rund 500 Beschäftigte – alle, die verfügbar und nicht in der Spätschicht waren – dem Aufruf zur Demonstration. Die Teilnehmer zogen durch die Erfurter Innenstadt zur Staatskanzlei. „Die Firmenleitung muss die Entscheidung überdenken und die Arbeitsplätze in Thüringen lassen“, forderte Betriebsratsvorsitzender Bernd Hoppe. Fiege informierte am gleichen Tag in der Landeshauptstadt über Logistik-Jobs. Fiege will in seiner „Mega-Center“ genannten Logistikanlage Apfelstädt bei Erfurt den Betriebsteil Mode mit 150 Stellen schließen und verlagern. Den betroffenen Arbeitnehmern würden jedoch Arbeitsplätze an anderen Standorten angeboten. Bislang beschäftigt die Firma in Apfelstädt nach eigenen Angaben etwa 800 Arbeitnehmer. Nach Angaben des Betriebsrates waren es 1996 noch mehr als 1000 Mitarbeiter gewesen. Die Linke Landtagsfraktion forderte die Landesregierung auf, „endlich etwas dagegen zu unternehmen, dass Firmen, die sich hier ansiedeln und mit Fördermitteln qualifizieren, diese Fachkräfte dann im Regen stehen lassen“. Ihr wirtschaftspolitischer Sprecher Michael Gerstenberger sagte: „Es kann nicht sein, dass Unternehmen, die sich in Thüringen ansiedeln und dafür enorme Fördergelder kassieren, nach Wegfall der Hilfen ihren Standort verlagern und die Arbeitsplätze, die in Thüringen bleiben wollen, ins berufliche Abseits drängen.“ Der Abgeordnete verwies dabei auch auf die Debatten über einen drohenden Fachkräftemangel in Thüringen. Betriebsratschef Hoppe kritisierte, es sei politisch und sozial ein falsches Signal, Arbeitsplätze von den neuen in die alten Bundesländer zu verlagern. Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter liege bei 47 Jahren. Gerade für die älteren würde es schwer, anderswo wieder Fuß zu fassen. Nach Angaben Hoppes sind für Januar Kündigungen vorgesehen. Ein Firmensprecher hatte zuvor zugesichert, es solle keine Kündigungen geben. Es gebe Angebote für etwa 300 Stellen an mehreren Standorten, darunter Worms (Rheinland-Pfalz), Ibbenbüren (Nordrhein-Westfalen) oder Celle (Niedersachsen). Arbeitnehmern, die wechseln wollen, werde die Übernahme von Umzugskosten sowie ein Startgeld in Höhe von zwei Monatsgehältern angeboten. Zudem würde den Betroffenen die Rückkehr nach Apfelstädt zugesagt, wenn Fiege wieder Mitarbeiter einstelle. Das große Logistikzentrum war Mitte der 90er Jahre neu gebaut worden. Für Handelskonzerne werden Waren verkaufsfertig gemacht und an die verschiedenen Niederlassungen verteilt. Den Modebereich, in dem zum Beispiel Textilien auf Bügel gehängt und mit Preisschildern versehen werden, will ein Kunde Fieges nur noch an zwei statt bisher drei Standorten in Deutschland konzentrieren.
Fiege-Mitarbeiter demonstrieren gegen Jobabbau
Mitarbeiter des Logistikdienstleisters Fiege haben in Erfurt gegen den Abbau von 150 Arbeitsplätzen am Standort Apfelstädt protestiert.