Berlin. Die geplante Abschaffung des sogenannten Schienenbonus wird von Experten begrüßt. Dies wurde am Mittwochmittag bei einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zum Thema Schienenverkehrslärm deutlich, wie der Bundestag in seinem täglichen Mitteilungsdienst bekanntgab. Grundlage der Anhörung waren ein Gesetzentwurf der Koalitionsfraktionen CDU/CSU und FDP zur Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes und ein Antrag der beiden Fraktionen, Schienenlärm wirksam zu reduzieren. Deshalb soll nach den Vorstellungen der Koalition der Schienenbonus nicht mehr angewendet werden.
Der Schienenbonus besagt, dass der Schallpegel bei der Bahn fünf Dezibel (A) geringer sein darf als beim Straßenlärm. Damit sind Lärmschutzmaßnahmen an Schienenwegen erst dann gesetzlich erforderlich, wenn der Beurteilungspegel für Straßenverkehrslärm um fünf Dezibel (A) überschritten wird.
„Der Schienenbonus ist nicht mehr zeitgemäß und muss abgeschafft werden. Der Güterverkehr wird in Zukunft noch zunehmen. Um den umweltfreundlichen Transportweg der Bahn weiterhin gut zu nutzen und auch neue Infrastruktur aufzubauen, brauchen wir die Akzeptanz der Bevölkerung für Infrastrukturprojekte“, kommentierten Dirk Fischer, verkehrspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, sowie die zuständige Berichterstatterin, Daniela Ludwig den Vorstoß.
Roland Diehl, Sprecher der IG Bohr (Interessengemeinschaft Bahnprotest an Ober- und Hoch-Rhein), bezeichnete den Gesetzentwurf als einen ersten wichtigen, längst überfälligen Schritt zur Lösung des zentralen Umweltproblems „Schienenverkehrslärm“. Dass es so weit hätte kommen können, liege zum Großteil an der jahrzehntelangen Privilegierung des Schienenlärms. Die technischen Voraussetzungen zur Umstellung auf leiseres Material sei seit vielen Jahren gegeben. Allein aus wirtschaftlichen Erwägungen sei die Umsetzung nicht vorangetrieben worden.
Experten ergänzen Vorschläge zur Lärmbekämpfung
Professor Markus Hecht von der Technischen Universität Berlin ist ebenfalls für die Abschaffung des Schienenbonus. Zur Kostensenkung sollte jedoch auch der Lärm an der Quelle statt am Ausbreitungsweg gemindert werden. Diese Art der Lärmminderung sei um 30 Prozent billiger als Maßnahmen am Ausbreitungsweg. Ulrich Möhler, Möhler und Partner Ingenieure, schlug vor, den Schienenbonus nur für Güterzüge entfallen zu lassen. Dies habe zur Folge, dass faktisch der Schienenbonus bei sämtlichen Strecken mit Güterverkehr insgesamt entfalle. Damit würde auch die Notwendigkeit zur Umrüstung der Güterzüge unterstrichen. (bw)
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