Erster Fahreindruck des Serien-eActros

Geschwindigkeit ist das Gebot der Stunde. Vor nicht einmal vier Jahren schickte Daimler Truck den allerersten Prototypen des eActros in die Kundenerprobung. Dabei darf man nicht vergessen, dass das Feld Elektromobilität im Lkw-Bereich vergleichsweise Neuland für den Hersteller ist. So ist es bemerkenswert, dass man mittlerweile die ersten Serienmodelle des neuen eActros an ausgewählte Kunden ausliefert. Das ist zwar schnell, allerdings weiß man auch beim Hersteller mit Stern: Die Konkurrenz (vor allem aus Skandinavien) schläft nicht, und manch einer will gar schon jetzt einen Entwicklungsrückstand bei dem deutschen Traditionshersteller erkannt haben. Bei Daimler will man davon freilich nichts wissen und verweist darauf, dass man ein funktionierendes Gesamtpaket anbieten will, das heißt mit Ladeinfrastruktur und intelligenter Software im Hintergrund. Die Entwicklung des Pakets dauere etwas länger, als nur einen Lkw bereitzustellen. Mittlerweile ist aber beides erhältlich - auf Wunsch in Kombination. Das "all inclusive-Paket" sozusagen. Mercedes-Benz hat für sein neues Elektro-Flaggschiff den Prototypen von 2018 an einigen Punkten verändert. Neu ist zum Beispiel die Batteriekapazität: Maximal 420 kWh sind mit den Serien-Akkus möglich (240 kWh beim Prototypen). Geblieben ist die Antriebseinheit mit zwei Elektromotoren (330 kW Dauerleitung). Diese sitzen nahe der Antriebsachse; das spart Weg und Platz, denn die Batteriepacks verlaufen quer zur Fahrtrichtung und müssten, würden sie von einer Antriebswelle gekreuzt werden, deutlich kleiner ausfallen. Schaltung für Flexibilität Wie auch bei der Vorserien-Version verbaut Daimler ein Zwei-Gang-Getriebe in dem E-Lkw. Dieses soll bei der Fahrt dafür sorgen, den Drehzahlbereich eleganter auszunutzen und vor allem die Kraft der E-Motoren besser zu verteilen. Der eActros erscheint in zwei Versionen: 4x2 (max. 19 t zul. GG, 10,6 t Nutzlast) oder 6x2 (27 t zul. GG, 17,6 t Nutzlast). Zudem kann der Kunde zwischen einem Kofferaufbau und einem Kühler auswählen, welcher in das intelligente Lademanagement des Lkw integriert wird. In der Praxis stellt sich das wie folgt dar: Bei Bedarf versorgt die Ladestation zuerst den Kühler, um den Aufbau auf Betriebstemperatur zu bringen. So muss nicht die kostbare Energie der Akkupacks dafür verwendet werden, welche ja für die Reichweite vorgesehen sind. Auf der Teststrecke präsentiert sich der Elektro-Lkw wie schon sein Vorgänger sehr elegant. Die VerkehrsRundschau durfte auf dem hauseigenen Testgelände ein paar Runden mit dem Serienmodell drehen. Die beiden Motoren sorgen trotz Beladung für starken Vortrieb, welcher nur kurz vom Schaltvorgang des Getriebes unterbrochen wird. Im Alltag dürfte das aber nicht weiter ins Gewicht fallen, zudem ja jeder Diesel eine Vielzahl solcher Momente durchlebt. Der Fahrer sollte vor allem auf seinen rechten Fuß achten und behutsam Gas geben, da das Drehmoment trotz elektrischer Drosselung immer noch sehr stark ist und bei zu direkter Ansprache zum Durchdrehen der Räder führen kann. Auch ein Verrutschen oder Kippen schlecht gesicherter Ladung werden begünstigt. Die Bremsung bewirkt automatisch einen Eingriff der Rekuperation, welche die Energie in die Batterien zurückführt. Lasst uns segeln Besonders spannend ist das sogenannte Segeln des eActros. Dabei wird der Widerstand auf ein Minimum reduziert und der Lkw rollt langsam aus. Im Test-Oval "flog" der eActros nach einer Beschleunigung auf 80 km/h einen Kilometer später immer noch mit fast 50 Sachen dahin. Clever eingesetzt, lässt sich mit dem Segeln also reichlich Energie sparen und damit die Reichweite erhöhen. Apropos: Der eActros ist für den regionalen Verteilerverkehr konzipiert und soll unter Idealbedingungen bis zu 300 Kilometer Strecke schaffen. Danach muss er wieder an die Ladesäule und kann dort mit maximal 160 kW aufgeladen werden. Rechnerisch beträgt die Ladedauer von 20 auf 80 Prozent eine Stunde und 15 Minuten. Wer Gefallen am eActros gefunden hat, kann ihn ab sofort bestellen. Wie lange die Lieferzeiten sind, lässt sich im Moment kaum vorhersagen. Nicht zuletzt ist man auch in Wörth vom weltweiten Teilemangel betroffen. Man "fährt auf Sicht", beschreibt es ein Daimler-Sprecher recht passend. Immerhin konnte Anfang Oktober der erste fertige Serien-eActros das Werk verlassen. Das ist ja schon mal ein Anfang. Mehr zum Thema finden Sie unter #DaimlerTrucks www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Unter dem Namen "Urban eTruck" stellte Daimler 2016 den heutigen eActros vor. Eigentlich wollte man schon im vergangenen Jahr mit einer "Großserie" am Markt sein. Nun dauerte es etwas länger: Am 7. Oktober 2021 lief der erste Serien-Actros vom Band.

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