Einheitliches Look-and-feel

Speditionssoftware, Telematik, mobiles Auftragsmanagement, Sendungsüberwachung im Umschlag - bei der Digitalisierung der logistischen Prozesse macht die Georg Boll GmbH & Co. KG, kurz: Boll Logistik, aus Meppen keine halben Sachen. Der multimodale Logistikdienstleister ist Partner verschiedener Kooperationen wie Unitrans und Elvis und mit seinem 150Lkw großen Fuhrpark sowohl im Nahals auch Fernverkehr aktiv. Die völlig unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Verkehre bringen bei der Digitalisierung allerdings auch Herausforderungen mit sich. Dies ist auch der Hauptgrund, warum das Unternehmen zwei Transport-Management-Systeme (TMS) im Einsatz hat. So arbeiten die Disponenten im Sammelgutbereich mit CALtms des Nürnberger Systemanbieters CAL Consult. "Theoretisch könnten wir mit diesem TMS auch andere Ladungsverkehre abbilden, aber nicht in der Tiefe, die wir gerne hätten. Deswegen nutzen wir schon seit einigen Jahren für den Teil- und Komplettladungsbereich das TMS CarLo von Soloplan", erklärt Tomas Schwarz vom Boll IT-Service. Fahrer- und Fahrzeugdaten für Disposition und Fuhrparkmanagement liefern in den Lkw verbaute Telematikboxen. Zum Optimieren des Lagerumschlags setzt die Spedition außerdem die Videoüberwachungs-Lösung Cargovis der Firma Divis ein. Tislog als Datendrehscheibe Unterschiedlichste Installationen also, die irgendwie auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden müssen. Diese Aufgabe übernimmt bei Boll das Telematik-System Tislog von TIS Technische Informationssysteme, das seit 2011 das mobile Auftragsmanagement sowie das Fuhrparkund Schadenmanagement bei den Emsländern unterstützt. Das hat auch historische Gründe: Alle Partnerspeditionen des Stückgutnetzwerks Unitrans, zu dessen Gründungsmitgliedern Boll gehört, setzen Tislog als Datendrehscheibe ein. Auch als in diesem Jahr die Ablösung der in die Jahre gekommenen Handhelds für den Nahverkehr anstand, blieb Boll dem Telematikspezialisten aus Bocholt treu. Anstatt der mittlerweile acht Jahre alten Scanner, die noch auf Windows CE liefen, hantieren die Fahrer nun mit neuen Android-Geräten vom Typ Zebra TC75x, auf denen die Software Tislog Mobile Enterprise läuft. Die Bedienung orientiert sich an Smartphones, was nicht zuletzt auch dem Schulungsaufwand zugute kam. Schließlich beschäftigt die Spedition 130 Nahverkehrsfahrer. Während der Beladung arbeiten diese anhand digitaler Ladelisten, die aus CALtms an die Handhelds gesendet werden. Erst nachdem die geplanten Sendungen tatsächlich verladen wurden, werden die Daten an Tislog Mobile übergeben, um die Rollkarte mit allen Informationen über jede Einzelposition in der Sammellieferung zu generieren. "So können wir auch noch während der Beladung Sendungen umverteilen, wenn diese zum Beispiel nicht mehr auf den ursprünglich vorgesehenen Lkw passen", erklärt Schwarz. Anschließend werden die Fahrer von der Software durch den Prozess geleitet - bis zur Unterschrift des Kunden. Den Disponenten macht derweil die in den Handhelds integrierte GPS-Ortungsfunktion das Leben leichter: Sie hilft ihnen nicht nur, Sendungen den jeweils passenden Fahrern zuzuordnen. Kundenanfragen nach dem Verbleib bestimmter Sendungen können ohne Rückfragen beim Fahrer beantwortet werden. Integrierte Schadendokumentation Sollte eine Sendung beschädigt sein, hilft eine Schaden-App bei der Dokumentation: Die Software gibt vor, dass von jedem Schaden drei Fotos erstellt werden: von der eigentlichen Beschädigung, dem Versandlabel und der gesamten Sendung. Anschließend werden die der Sendungsnummer zugeordneten Fotos automatisch archiviert und versendet. Zu den Besonderheiten der App zählt eine Schnittstelle zur Divis-Videoüberwachung: So wurden die Handhelds mit einem RFID-Tag ausgestattet, der beim Scannen oder Fotografieren die dem entsprechenden Hallenabschnitt zugeordnete Kamera aktiviert. Somit kann jederzeit nachgewiesen werden, ob ein Schaden am eigenen Standort oder bereits beim Versandspediteur entstanden ist. Einheitliches Frontend Die Anschaffung der neuen Android-Scanner hat Boll übrigens zum Anlass genommen, auch das für den Fernverkehr eingesetzte CarLo-TMS an Tislog Mobile anzuschließen. CarLo-Anbieter Soloplan bietet zwar auch eine Softwarelösung für die mobile Datenerfassung (MDE) an. Boll war aber wichtig, den Fahrern eine einheitliche Lösung an die Hand zu geben: "Egal ob im Fernverkehr oder bei der Zustellung von Sammelgut - dank der Schnittstellen von CarLo und CALtms zu Tislog können wir alle Daten in einem einheitlichen Look-and-feel auf alle eingesetzten Endgeräte schicken", erklärt Schwarz. Im Fernverkehr arbeiten die Fahrer nicht mit Scannern, sondern mit Tablets von Samsung, die sie mit Tour-Updates versorgen und zudem als Navigationssystem dienen. Der Workflow, etwa bei der Schadendokumentation, ist gleich. Trotz mehrerer Installationen im Hintergrund kommen die Boll-Mitarbeiter also nur mit einem Frontend in Berührung. Dies sei aber nicht der einzige Vorteil, den die Infrastruktur, die Boll mithilfe von TIS geschaffen hat, mitbringt: "Nicht zuletzt spart eine einheitliche Lösung natürlich auch Kosten", resümiert Schwarz. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Telematik" www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Boll Logistik ist ein Logistikdienstleister mit Sitz in Meppen und zwei weiteren Standorten in Herzlake und Schüttorf und beschäftigt 500 Mitarbeiter. Die Spedition bündelt seine verschiedenen Software-Installationen für den Nah- und Fernverkehr sowie für das videogestützte Schadenmanagement unter dem Dach der Telematik Tislog.