Interview: "Eine Wiedervereinigung schließe ich aus"

Welche Folgen hatte das Zerwürfnis zwischen Epal und UIC? Ekart Kuhn: Erstaunlich wenige. Die Epal geht weiter ihren Weg und produziert fast die gleiche Stückzahl wie vorher. Die UIC dagegen ist mit ihrer eigenen Palette meiner Beobachtung nach noch nicht am Markt angekommen. Das können von den Stückzahlen her nur kleine Mengen sein. Auch auf die Preise hatte die Trennung der Verbände keine Auswirkungen. Es gibt nach wie vor hohe Produktionskapazitäten - das drückt auf die Preise. Sie sehen also keine Gefahr, dass sich der Pool auf lange Sicht in Epal- und UIC-Europaletten aufspaltet? Nein. Wenn sich einige große Unternehmen geschlossen entschieden hätten, ausschließlich die neuen UIC-Paletten zu verwenden, hätte diese Möglichkeit bestanden. Da Handel und Industrie jedoch geschlossen gesagt haben, dass sie beide Paletten weiterhin tauschen werden, ist das vom Tisch. Sehen Sie eine Chance auf eine Wiedervereinigung zwischen den Streitparteien? Das glaube ich nicht. Das wäre für die Epal nicht von Vorteil, schließlich kann die Vereinigung jetzt viel einfacher Entscheidungen treffen, ohne sich jedes Mal mit den Bahnen abstimmen zu müssen. Welche Kräfte das freisetzt, kann man ja schon sehen: Unlängst wurde die Epal-Akademie eröffnet, im Oktober ist eine neue Halbpalette auf den Markt gekommen, neue Märkte wie Tschechien und Ungarn wurden erschlossen. Eine Wiedervereinigung würde die neue Freiheit der Epal nur einschränken. Ein Vorteil wäre sicher eine Übernahme der UIC-Aktivitäten durch die Epal, etwa die Gütesicherung. Haben andere Anbieter wie Chep von dem Zwist profitiert? Das denke ich nicht. Wenn ein Spediteur im vergangenen Jahr dem weißen Pool den Rücken gekehrt hat, dann wohl eher wegen der schlechten Qualität der Paletten oder aus Unzufriedenheit über das ganze Tauschprozedere. Für viele Unternehmen gibt es derzeit in der Distribution einfach keine Alternative. Wenn große Handelsunternehmen Ware nach Osteuropa exportieren, wird die Palette in der Regel mitverkauft. Zu einem geschlossenen Pool zu wechseln, ist keine Option, weil Chep etwa in diesen Ländern noch nicht den Durchdringungsgrad wie in Westeuropa hat.