Eine Fahrzeuggattung übersprungen

Wenn das nur gut geht! Schließlich entstammt dieser Testwagen streng genommen der Gattung Transporter und soll hier mit Gewichten klarkommen, die eher zu ausgewachsenen Lastwagen passen. Überhaupt kein Problem, versichert der Hersteller. Wir bleiben dennoch skeptisch, als der Radlader den Testballast in Form von Kies in den Meiller-Kippaufbau abwirft. Sieben Tonnen darf der Daily als Doppelkabinen-Chassis maximal auf die Waage bringen - nochmal 3,5 Tonnen wiegt der zweiachsige Humbaur-Dreiseiten-Kippanhänger beladen. Ergibt zusammen eine zulässige Gewichtsmasse von 10,5 Tonnen, die wir beim Test bis auf 180 Kilogramm ausreizen. Aber löst der Daily diese Aufgabe wirklich so souverän, wie der Hersteller verspricht, oder taugt der kleine Italiener vor allem im Hinblick auf seine hydraulische Bremsanlage lediglich für kurze Strecken? Diese Frage klärt unsere Fahrt über die VerkehrsRunddschau-Testrunde. Antrieb mit genügend Kraftreserven Antriebsseitig ist der Testwagen gut vorbereitet: 205 Pferdestärken und 470 Newtonmeter leistet die stärkste Einstellung des bulligen und elastischen 3,0-Liter-Vierzylinders. Wer diese Motorisierung wählt, muss zwangsläufig auch zur Achtgang-Wandlerautomatik von ZF greifen. Mit manuellem Getriebe ist nämlich bei 180 Pferdestärken Schluss. Aber wir möchten der bei Iveco "Hi-Matic" genannten Automatik - die mit anderer Abstimmung auch in manchem Sportwagen die Antriebskraft sortiert - eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Schneller, komfortabler und durchdachter schaltet weder in der Transporterklasse noch bei den "richtigen" 7,5-Tonnern derzeit eine Automatik. Schaltvorgänge lassen sich gut übers Gaspedal provozieren, einzig Hochschaltungen dürfte die Elektronik mitunter etwas früher einleiten und länger auf das Drehmoment des Vierzylinders vertrauen. Der kommt mit seiner schweren Aufgabe nämlich erstaunlich gut zurecht. Bei keinem Teilstück unserer Verteiler-Testrunde hatten wir das Gefühl, untermotorisiert unterwegs zu sein. Der werksintern auf die sperrige Bezeichnung FICGLB/C hörende und per Bi-Turbo beatmete Vierzylinder schickt sein maximales Drehmoment ab 1500 Touren ins Rennen. Viel Power steht bereits darunter zur Verfügung, weshalb man dem elastischen Motor ruhigen Gewissens auch 1200/min zumuten darf. Dafür muss man den klobigen Wählhebel der Automatik aber auf manuell stellen. Beim Fahren gibt's nichts zu bemängeln, hier greifen die Vorzüge des Transporter-Konzeptes. Der Zug lässt sich handlich, ja fast wie ein Pkw fahren. Dazu tragen auch die komfortable Transporter-Sitzposition und die niedrige Geräuschkulisse bei. Der Daily bietet Pkw-Komfort Auch beim Fahrkomfort ist der Daily seinen großen Brüdern überlegen, hier zahlt sich aus, dass der Fahrer nicht wie bei "richtigen" Lastwagen direkt über der Vorderachse sitzt. Das erleichtert zusätzlich den Einstieg, wenngleich man das Bein beim Siebentonner höher heben muss als bei den leichteren Daily-Brüdern. Auf diese Weise kann fast in Vergessenheit geraten, welche Masse hinten schiebt. Die bringt sich aber spätestens bergab zurück ins Gedächtnis, denn eine wirkungsvolle Motorbremse hat der kleine Iveco nicht zu bieten. Auch wenn man den Motor zu höchsten Drehzahlorgien treibt, erntet man doch (fast) nur Krach, weshalb die hydraulischen Betriebsstopper, unterstützt von der Anhänger-Auflaufbremse, ständig eingreifen müssen. In diesem Kapitel sind klassische 7,5-Tonner doch im Vorteil. Beim Thema Verbrauch werden sie allerdings geschlagen: Lediglich 15,9 l/100 km Diesel ließ sich der Daily auf der Testrunde schmecken (solo: 13,2 l/100 km). Damit meistert der Daily auch seine schwerste Aufgabe souverän. Alle Tests und Fahrberichte für Abonnenten www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank