Eine Branche schreit auf

Kaputte Brücken, Sperrungen, zum Teil nur für 40-Tonnen-Lkw, zum Teil aber auch für Pkw, entsprechende kilometerlange Umwege: So langsam registriert auch die Öffentlichkeit, wie marode die Straßen in Deutschland sind. Ein Gewerbe, das schon seit Jahren warnend auf diese Entwicklung hingewiesen hat und stärker darunter leidet als jedes andere ist die Schwerguttransportbranche und sind ihre Auftraggeber, der Maschinen- und Anlagenbau. Mittlerweile sind so viele Brücken für Transporte über 60 Tonnen gesperrt, dass es nicht mal mehr eine Handvoll Autobahnrouten gibt, um mit Schwergut vom Süden in den Norden zu kommen. "Mit dem Schwerguttransport haben unsere Mitglieder häufig große Probleme", sagt Ingo Elste, im VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) für das Thema Transport zuständig. "Viele dieser Firmen haben ihren Sitz in der Fläche und sind auf Straßen angewiesen, um beispielsweise Binnenhäfen zu erreichen", so Elste. Wie sehr die Branche von der bröckelnden Infrastruktur betroffen ist, verdeutlichen die Ergebnisse einer Umfrage, die der VDMA im September unter seinen Mitgliedsunternehmen durchgeführt hat. Viele Unternehmen leiden unter den Gewichtsbeschränkungen auf vielen Strecken und den damit verbundenen Umwegen. "Grund sind vor allem Brückenbauwerke, die teilweise nicht einmal für Lkw bis 44 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht nutzbar sind", sagt VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann. Als weitere Belastung nennen mehr als ein Viertel der Unternehmen hohe Kosten für Genehmigungen und für die Einhaltung der Auflagen. Für 40 Prozent dauert es zu lange, bis Ausnahmegenehmigungen erteilt werden. Das sind laut VDMA deutliche Anzeichen dafür, dass die Genehmigungsbehörden überlastet sind. Wie ernst die Unternehmen den Zustand der Verkehrsinfrastruktur nehmen, zeigt die Frage nach der Standortverlagerung: Zwei Drittel der Unternehmen sehen dafür derzeit zwar keine Notwendigkeit. Sollte sich allerdings die Verkehrssituation weiter verschlechtern, erwägen immerhin knapp 20 Prozent der befragten Unternehmen eine Verlagerung ins Ausland. Elste ist zwar bislang noch kein Unternehmen bekannt, das aufgrund der schlechten Anbindung seinen Standort geschlossen hat. "Aber die Erreichbarkeit eines Standortes kann eine Rolle spielen, wenn Unternehmen umstrukturieren und Niederlassungen schließen müssen", sagt Elste. Außerdem führen längere Transportzeiten zu höheren Kosten mit der Folge, dass im internationalen Wettbewerb deutsche Unternehmen das Nachsehen haben. "Nicht fünf vor zwölf, sondern halb eins" Der VDMA hat unterschiedliche Forderungen, wie solche Szenarien verhindert werden können. "Zunächst mal sollte man die bestehenden Strecken sichern", sagt Elste. Es gäbe Unternehmen, die für den Transport ihrer Produkte nur noch eine einzige Verbindung nutzen könnten. "Hier muss garantiert werden, dass diese letzte Strecke nicht auch noch wegen Baustellen oder neuer Kreisel wegbricht", fordert Elste. In dem Brückensanierungsprogramm sieht er zumindest ein Zeichen, dass die Politik die Notwendigkeit erkannt habe, tätig zu werden. "Für unsere Branche ist es nicht mehr fünf vor zwölf, sondern halb eins", sagt Elste. Es würden noch Jahre vergehen, bis diese Maßnahmen wirklich greifen. "Und die notwendigen Baustellen werden unsere Transporte zusätzlich behindern", fügt Elste hinzu. Umso wichtiger sei es, dass solche Maßnahmen mit der Schwergutbranche im Vorfeld abgesprochen werden. Dazu soll auch der Masterplan Schwergut beitragen, den der VDMA mit der Bundesfachgruppe Schwertransport und Kranarbeiten (BSK), dem Bundesverband der Deutschen Industrie und weiteren Verbänden vorgelegt hat. Darin werden auch Forderungen an die Kommunal-, Landes- und Bundespolitiker aufgelistet. Mehr zum Thema im Dossier "Schwertransporte" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Deutscher Maschinen- und Anlagenbau Geschäftsklima leicht getrübt Im verarbeitenden Gewerbe hat sich im September das Geschäftsklima leicht verschlechtert. Doch ist das kein Grund zur Sorge, da die Einschätzungen zur aktuellen Lage immer noch sehr positiv sind. Zudem keimt wieder etwas Optimismus für die kommenden Monate auf. Die Auftragslage im Maschinenbau hat sich im August jedoch abgeschwächt. Die Inlandsbestellungen verfehlten den guten Vorjahreswert deutlich (minus 17 Prozent), die Auslandsbestellungen lagen fast auf Vorjahresniveau (minus ein Prozent). Das gute Geschäft mit den Euro-Partnerländern (plus neun Prozent) konnte die Rückgänge aus dem sonstigen Ausland (minus drei Prozent) nicht kompensieren. Bezogen auf die ersten sieben Monate 2015 liegt die Produktion von Maschinen und Anlagen in Deutschland jedoch um 0,5 Prozent unter Vorjahr. Der VDMA geht für 2015 von einer Stagnation aus. cd