Ein schwieriges Jahr

Am 22. März wird es spannend. Dann präsentiert der Chef der Deutschen Bahn (DB), Richard Lutz, die Zahlen seines Unternehmens für 2017. Dann wird man sehen, welche Folgen die zum Teil unzureichende Pünktlichkeit auf die Aufkommensentwicklung von DB Cargo hatte. Und dann muss Lutz Farbe bekennen, wie sich die Sperrung der Rheintalstrecke bei Rastatt ausgewirkt hat. Rastatt verursacht "erhebliche Schäden" Derzeit hält sich das Unternehmen zum Rastatt-Chaos noch bedeckt. "Wir haben erhebliche Schäden erlitten, insbesondere durch Zusatzaufwand in der Produktion und durch Ergebnisausfälle", teilte eine Sprecherin der DB der VerkehrsRundschau mit. Deren genaue Höhe könne man jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt beziffern. Nun ist die DB-Tochter zwar nicht gleichbedeutend mit dem Schienengüterverkehr in Deutschland. Doch ist DB Cargo nach wie vor mit großem Abstand die Nummer eins in Deutschland. 59,1 Prozent der Verkehrsleistung, die 2016 im deutschen Schienennetz erbracht wurde, entfällt auf die rote Bahn, wie die DB-Tochter in Anspielung auf die Farbe ihrer Loks genannt wird. Aber der ehemalige Monopolist verliert weiter Marktanteile gegenüber der Konkurrenz. So erbrachte DB Cargo 2011 noch 74 Prozent der gesamten Verkehrsleistung. Die privaten Bahnen gewinnen also an Bedeutung. Einen ersten Vorgeschmack, welche negativen Folgen die Streckensperrung in Rastatt hatte, liefern die Zahlen von Kombiverkehr. Demnach hat der größte Operateur im Kombinierten Verkehr (KV) in Europa im letzten Jahr 2,8 Prozent weniger Einheiten transportiert als 2016 - und das, obwohl die Nachfrage nach Leistungen im intermodalen Verkehr ungebrochen hoch ist, wie das Unternehmen mitteilt. Als einen wesentlichen Grund für den Rückgang wird die Rheintalsperrung von Mitte August bis Anfang Oktober 2017 genannt. Die habe zu einem "deutlichen Rückgang der Sendungsmengen" geführt. Aber auch auf anderen Routen hatte das Unternehmen mit Verspätungen zu kämpfen. So seien auf der Strecke Deutschland - Italien via Brenner vor allem in der zweiten Jahreshälfte durch Unfälle, bauliche Maßnahmen und Zugkontrollen aufgrund der Flüchtlingssituation so viele Züge wie nie zuvor außer Fahrplan geraten. "Auch wenn wir trotz dieser Umstände im Verkehr via Brenner noch ein Plus in Höhe von 1,5 Prozent erreicht haben, wurden wir in unserem Wachstum auf internationalen Relationen begrenzt", sagt Robert Breuhahn, Geschäftsführer bei Kombiverkehr. Der Aufkommensverlust bei Kombiverkehr entspricht im Übrigen dem Rückgang, den es in den ersten elf Monaten 2017 im gesamten Schienengüterverkehr in Deutschland gegeben hat. Um 2,5 Prozent war die Verkehrsleistung im Vergleich zu den entsprechenden Vorjahresmonaten rückläufig. Schlechte Qualität und zu teuer Besser hat hingegen der KV-Operateur Hupac abgeschlossen. Die Schweizer haben 2017 ein Sendungsplus von 3,5 Prozent erreicht - obwohl mit der Sperrung der Rheintalstrecke über 30.000 Lkw-Sendungen weniger transportiert wurden. Hupac profitiert von dem sehr guten ersten Halbjahr 2017, als die Zahl der Sendungen um 8,3 Prozent gestiegen war. Doch der Schienengüterverkehr hat nicht nur mit dem Netz Probleme, er hinkt auch preislich gesehen dem Lkw hinterher. Während die Frachtraten auf der Straße seit 2010 nur um 6,2 Prozent gestiegen sind, hat sich der Transport per Bahn um 12,9 Prozent verteuert (siehe Grafik oben). Schlechtere Qualität zu höheren Preisen: Keine guten Aussichten für die Bahn, möchte man meinen. Doch weit gefehlt: Die Akteure im Bahnsektor rechnen mit Wachstum. "Unser klares Ziel ist eine deutliche Steigerung der Transportleistung auch in Deutschland. Bis 2022 wollen wir mit dem Masterplan Schienengüterverkehr unsere Transportleistung um fünf Milliarden Tonnenkilometer (tkm) steigern", sagt die DB-Sprecherin. 2016 waren es 94,6 Milliarden tkm. Das würde einem überschaubaren Plus von 5,3 Prozent verteilt über sechs Jahre entsprechen. DB Cargo und mit ihr die Branche erwarten vor allem vom Masterplan Schienengüterverkehr einen kräftigen Rückenwind. Dieses Papier hatte das Bundesverkehrsministerium zusammen mit Branchenvertretern im letzten Jahr erarbeitet. Neben einer verbesserten Infrastruktur sollen die Trassenpreise im Schienengüterverkehr halbiert werden. DB Cargo will diese Kostenentlastung dazu nutzen, Geld in neue Loks, mehr Güterwagen und in digitale Anwendungen zu investieren, um so die Leistungsfähigkeit des Systems zu verbessern. Ausblick auf 2018 fällt positiv aus Ein weiterer Pluspunkt der Schiene ist die bessere Umweltbilanz. So stößt der Lkw pro Tonnenkilometer fast viermal so viele Treibhausgase aus wie ein Güterzug. "Immer mehr Kunden fragen CO2-neutrale Transporte an, insbesondere auch aus dem Konsumgüterbereich", so die Sprecherin der DB. Auch die Kombioperateure verspüren eine anziehende Nachfrage. Deshalb bietet Kombiverkehr zu Jahresbeginn seinen Kunden "eine deutliche Erhöhung der Abfahrtsdichte" an und nennt als Beispiele die Verbindungen Neuss-Wels und Köln-Verona. Auch Hupac erweitert sein Angebot: "Mit Neska Intermodal entwickeln wir Verbindungen zwischen Köln und Italien. Auch für die Erschließung der Märkte Türkei, Iran, Kaukasus und Zentralasien stützen wir uns auf die enge Zusammenarbeit mit Partnern", sagt Hupac-Direktor Bernhard Kunz. Ein im Vergleich zum Lkw schlechtes Jahr 2017 soll also schnell korrigiert und 2018 die Weichen dann auf Wachstum gestellt werden. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Railcargo" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Die Serie Verkehrsträger im Überblick In unserer Serie analysieren wir die Situation bei den verschiedenen Verkehrsträgern: Wie ist die Nachfrage, mit welchen Problemen hat die Branche zu kämpfen und wie fallen die Erwartungen für 2018 aus.- VR 07: Straßengüterverkehr- VR 08: Binnenschifffahrt .. VR 09: Schienengüterverkehr- VR 10: Seeschifffahrt

Ein schwieriges Jahr

Lieferkettengesetz

Entsenderegeln in Europa 2022

HASHTAG

#Schienenverkehr

70 Prozent der Güterwagen privater Halter fahren leiser

Französische Staatsbahn SNCF kann Gewinn mehr als verdoppeln

SBB Cargo will ein Drittel der Stellen streichen

MEISTGELESEN

Fahrverbote: Nur noch digitale Erfassung für ausländische Fahrer geplant

Deutlicher Rückgang bei Lkw-Zulassungen in Europa

DHL Global Forwarding: Felix Heger wird CEO Deutschland und Schweiz

NEWSLETTER