Leipzig. Rund ein Jahr nach der Schließung gibt es für das ehemalige Versandzentrum des insolventen Quelle-Konzerns im Leipziger Norden offenkundig noch keine Lösung. Das Gelände in attraktiver Lage direkt an der Autobahn 14, nur einen Steinwurf von der Messe entfernt, liegt praktisch brach. "Das Gebäude wird aber in Gang gehalten und bewacht. Die Anlagen sind noch da und dürften noch funktionieren", sagt Leipzigs Wirtschaftsbürgermeister Uwe Albrecht (CDU). Die Stadt hat parallel zum Verwalter Natixis Capital Partner (Hamburg) die Initiative ergriffen und sich auf die Investoren-Suche gemacht - bisher mit wenig Erfolg.
Rund 800 Menschen waren betroffen, als das Zentrum im Zuge der Quelle-Insolvenz im November 2009 den Warenversand einstellte und zu Jahresanfang 2010 endgültig schloss. Die Mehrheit von ihnen ging in die Arbeitslosigkeit. Zeitweise war die Arbeitsagentur direkt im Unternehmen vertreten, um die Betroffenen zu beraten und Anträge entgegenzunehmen.
Inzwischen haben nach jüngsten Angaben der Leipziger Arbeitsagentur 215 frühere Beschäftigte wieder einen Job, rund 100 stecken in Fortbildungsmaßnahmen. Die Leipziger Agentur ist für 600 Leute zuständig, die anderen wohnen nicht im Agenturbezirk.
1995 war der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) dabei, als das Logistik-Zentrum in Betrieb genommen wurde. Die Investition von einer Milliarde D-Mark war die größte in der Konzerngeschichte. "Für Leipzig war Quelle die erste Großinvestition", sagt Albrecht. Die Sachsenmetropole mit jahrhundertealter Messe-Geschichte schien das Glück gepachtet zu haben: Es folgten Werksansiedlungen von Porsche und BMW. Diese Standorte brummen. Doch der europaweite Wettbewerb der Regionen um Ansiedlungen und Jobs wird immer schärfer.
"Das Quelle-Gelände ist ideal", sagt Albrecht - und doch will so richtig niemand anbeißen. Die Stadt habe auf eigene Initiative und Rechnung die Gebäudestruktur analysiert. "Gebäude und Anlagen haben einen hohen Spezialisierungsgrad, exakt zugeschnitten auf Quelle und deren Paket-Maße", beschreibt Albrecht das Problem. Rund 100 Kontakte zu Versandhändlern und Logistikern im In- und Ausland habe es gegeben. 20 waren in Leipzig zur Besichtigung.
"Derzeit sind wir mit drei Interessenten im Gespräch - Ausgang offen", sagt Albrecht. Interesse gebe es statt für die Immobilie eher für eine große Freifläche neben dem Gebäude. Aber auch hier ist noch nicht klar, was damit einmal wird. "Filetierung ist keine gute Idee. Das ist so, als wollten sie aus einem Achtgeschosser ein Einfamilienhaus machen." (dpa)