Duisport kennt keine Grenzen

Binnenhäfen gelten als Landlords - im doppelten Sinne. Zum einen sind sie klassischer Vermieter von Flächen ihres Hafens. Zum anderen haben sie den Ruf, sich auf ihr Terrain zu konzentrieren und nicht großartig über ihren Tellerrand zu gucken. Gespräche in Indien, China und Minsk So war es zumindest lange Jahre. Doch in Duisburg hat sich Duisport-Chef Erich Staake aus solchen Einschätzungen noch nie viel gemacht. Erst recht, seit der Hafen flächenmäßig so gut wie ausverkauft ist und zumindest größere Areale dort absolute Mangelware sind. Staake, seit 20 Jahren Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG, hat schon immer gerne über die Grenzen seines Binnenhafens hinausgeguckt. Vor wenigen Tagen ist Staake erst zurückgekehrt von einer Reise nach Indien mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Seine Mitarbeiter treiben sich in Montpellier herum, wirken an der Errichtung einer Umschlaganlage in Istanbul mit und an einem 90 Quadratkilometer großen Industrieund Logistikpark in der Nähe von Minsk (Weißrussland), gelegen an der Seidenstraße zwischen Europa und China. Apropos China: Dorthin pflegt Staake selbst intensiv Kontakte. Davon zeugt ein Bild in den Räumen der Duisport-Gruppe, wo der Hafen zur Bilanz-Pressekonferenz eingeladen hat. Auf dem Foto schüttelt Staake die Hand von Xi Jinping, den gerade auf Lebenszeit wiedergewählten Präsidenten von China, den viele Zeitungen daher als derzeit mächtigsten Menschen auf dem Globus bezeichnen. Man mag sich gar nicht ausmalen, wo der Hafen Duisburg sonst noch überall seine Finger im Spiel hätte, wenn nicht die Anteilseigner des Hafens die Stadt Duisburg und das Land Nordrhein-Westfalen wären. Und die achten genau darauf, dass der Hafen seine Heimat nicht vernachlässigt. Das bedeutet: Die Zahlen müssen stimmen. 2017 konnte Duisport den Umsatz um neun Prozent auf 250 Millionen Euro steigern. Das operative Ergebnis hingegen hielt nicht Schritt: Es verbesserte sich nur um zwei Prozent auf 41 Millionen Euro. Auch der Umschlag der Duisport-Gruppe erhöhte sich nur leicht um 2,1 Prozent auf 68,3 Millionen Tonnen. Angesichts einer guten Konjunktur und der Prognose aus dem letzten Jahr, als Staake noch das Überspringen der 70 Millionen-Tonnen-Grenze als Ziel für 2017 ausgerufen hatte, ist das Umschlagvolumen solide, aber auch nicht überwältigend. "Die Rückgänge im Kohleumschlag sind dafür verantwortlich", begründete Staake die Entwicklung. Für die Anteilseigner und damit auch für Staake ist zudem die Schaffung neuer Arbeitsplätze im Hafen wichtig. Hier konnte Staake mit der Errichtung eines Logistikzentrums, das DB Schenker für Daimler betreibt, auf einen Erfolg im letzten Jahr verweisen. In Duisburg werden künftig Einzelteile und Fahrzeugkomponenten für die Daimler AG verpackt und weiterverschifft. 500 neue Arbeitsplätze sollen mit dieser Investition entstehen. Erstmals hat Duisport auch eine Spedition übernommen: die Bohnen Logistik in Niederkrüchten. Das Unternehmen mit 150 Mitarbeitern hat eine Niederlassung im Hafen und wickelt dort die Getränkelogistik für Danone ab (siehe auch Interview unten). "Damit werden wir einen vierten Geschäftsbereich haben: die Kontraktlogistik", sagte Staake. Die drei bislang bestehenden Geschäftsbereiche sind Infra- und Suprastruktur, logistische Dienstleistungen und Verpackungslogistik. Rekordinvestitionen beschlossen Bohnen sei auch deshalb "eine gute Ergänzung" zu den bisherigen Geschäftsfeldern, weil Staake überzeugt ist, dass künftig der Wachstumstreiber das E-Commerce-Geschäft sein wird. Deshalb verkündete er auch ein Investitionsprogramm, das jenes der letzten Jahre vom Volumen her deutlich übersteigen wird: 140 Millionen Euro sind für die nächsten drei Jahren eingeplant. "In den Vorjahren haben wir etwa 20 Millionen Euro pro Jahr investiert", sagte der Duisport-Chef. Das Geld soll zum einen in die Digitalisierung fließen. Dutzende digitale Projekte seien geplant. "Wir wollen unsere Prozessketten anpassen, schneller werden und unsere Kunden stärker in unsere Abläufe integrieren", so Staake. Aber es gibt auch Erweiterungsbedarf bei den Terminals für den Kombinierten Verkehr (KV). Auf fünf Millionen Container bezifferte Staake die Umschlagkapazität in der Duisport-Gruppe. 4,1 Millionen TEU (20-Fuß-Container) wurden 2017 gezählt - elf Prozent mehr als im Vorjahr. Da stoßen die Kräne zu Spitzenzeiten schon jetzt an ihre Grenzen. Mehr Kapazitäten schafft der Hafen durch die Erweiterung bestehender Terminals zum Beispiel auf Logport I sowie dem Bau neuer KV-Anlagen in den Häfen Walsum und Hülsdorf. Zudem beteiligt sich Duisport an der Betreibergesellschaft des neuen Terminals in Krefeld (KCT). So sollen die Umschlagkapazitäten langfristig auf sieben Millionen TEU ausgedehnt werden. Die hohen Investitionen bleiben nicht ohne Folgen. "Wenn wir 2018 das gleiche Ergebnis erzielen wie 2017, wäre ich sehr zufrieden", baute Staake schon mal vor. Beim Umsatz rechnet er 2018 mit einem Plus zwischen sieben und zehn Prozent. Zu diesem Wachstum sollen auch Aktivitäten im Ausland beitragen. So fahren laut Staake aktuell 25 Züge pro Woche zwischen China und Duisburg. "Die Chinesen erwarten 100 Züge. Ob das so eintritt, weiß ich nicht. Aber das Wachstum kommt", zeigte er sich optimistisch. Er befürchtet einerseits eine Konsolidierung. Andererseits hofft er auf eine Verkürzung der Transitzeiten, die derzeit bei zwölf Tagen liegt. "Wenn es gelingen würde, den Zug in acht Tagen ans Ziel zu bringen, nähern wir uns den Zeiten in der Luftfracht an", sagte Staake. Dann würden mehr Verlader die Bahn als Alternative in Erwägung ziehen. Staake befasst sich mit weiteren Themen im Ausland: der Errichtung eines Logistik-Hubs in der Türkei zusammen mit der Spedition Arkas, das sich zuletzt verzögert hat. "Wir wollen in diesem Jahr bauen und 2019 den Betrieb aufnehmen", kündigte er an. Oder der Ausbau der Schienengüterverkehre mit dem Seehafen Triest. Oder das Engagement im Logistikpark "Great Stone" in der Nähe von Minsk. Projekte, die weit über das Ruhrgebiet hinausreichen. Projekte, die aber Kunden oder Transporte aus diesen Regionen nach Duisburg führen sollen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Rampen www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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