Hamburg. Der norddeutschen Seehafenverkehrswirtschaft droht ein empfindlicher Verlust ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit, wenn zentrale Vorhaben wie die Fahrrinnenvertiefungen von Elbe und Weser, aber auch der Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals (NOK) noch lange auf sich warten lassen. Auf diese Gefahr wies Christian Koopmann, neu gewählter Vorsitzender des Zentralverbands Deutscher Schiffsmakler (ZVDS), am Donnerstagabend in Hamburg. Koopmann sprach auf dem traditionellen Abendessen, das sich an die zeitgleich stattfindenden Jahreshauptversammlungen des ZVDS und der Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten (VHSS) anschloss. Ehrengast des Abends war der CDU-Bundestagsabgeordnete Eckhardt Rehberg, Er ist der Maritime Beauftragte für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Die großen Schiffe sind keine Wunschbilder, sondern Realität
Wie groß der Handlungsdruck ist, zeige sich ganz aktuell darin, dass verschiedenen Reedereien wichtige „Tatsachen schaffen". Dazu gehört vor allem die Ankündigung der dänischen Maersk-Gruppe, Containerschiffe mit einer Stellplatzkapazität von 18.000 TEU bauen zu lassen. Koopmann wörtlich: „Das Wachstum von Schiffen ist somit nicht nur eine theoretische Größe, sondern Realität."
Jetzt seien die Landesregierungen in den drei wichtigen Nachbar-Küstenbundesländern Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein, aber auch die Bundesregierung, gefordert, „ob sich die deutschen Hafenstandorte an dieser Realität orientieren sollen und dürfen oder ob man den Markt anderen überlässt". Ermutigend ist für Koopmann, dass es mit dem erst vor wenigen Tagen erfolgten Regierungswechsel in Hamburg bereits wiederholt klare Bekenntnisse zur Bedeutung des Hafens auf der einen und der Elbvertiefung auf der anderen Seite gegeben habe. Die Schiffsmakler-Branche würde sich freuen, „wenn wir auch an anderen Standorten solch positive Signale hören würden".
Antwerpen und Rotterdam haben mutigere Schritte vollzogen
Trotz der 2010 eingetretenen Erholung des Umschlaggeschäfts in den deutschen Häfen sei die dort ansässige Seehafenverkehrswirtschaft immer noch ein gutes Stück von den Spitzenwerten aus den Boomjahren 2007/2008 entfernt, gab der ZVDS-Vorsitzende zu bedenken. Was ihm dabei auch zu denken gebe, sei, dass sich vor allem die Westhäfen „deutlich schneller erholen und höhere Zuwachsraten aufweisen, als die deutschen Häfen". Daraus schließe er, dass vor allem die wichtigen Mitbewerber Antwerpen und Rotterdam „die zurückliegende Krise stärker zur Kostenabsenkung genutzt und mutigere Schritte gegangen sind, um neue Kunden zu gewinnen, als das an den deutschen Standorten möglich war".
Mit Spannung verfolgen die deutschen Schiffsmakler auch das große, aktuelle Weltgeschehen in Japan und auch in Nordafrika. Einmal mehr zeige sich, wie empfindlich mittlerweile „vernetzte Weltwirtschaft" auf Störungen reagiere. Was Japan, die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt angeht, lasse sich derzeit noch überhaupt nicht absehen, wie sehr die Weltwirtschaft als Ganzes davon in ihrer Entwicklung beeinflusst werde.
Koopmann wurde auf der ZVDS-Hauptversammlung zum neuen Vorsitzenden gewählt, nachdem sein Vorgänger, der Kieler Volkert Knudsen, dieses Amt seit 1999 innegehabt hatte. In dieser langen Zeit sei er sowohl das „Gesicht des Verbandes" als auch dessen entschiedenster Anwalt gewesen. Es sei Knudsen gelungen, „den Verband auch in schwierigen Zeiten sicher durch die stürmische See zu lotsen". Dem ZVDS wird Knudsen als Ehrenvorsitzender weiter verbunden bleiben. (eha)