Die Deutsche Bahn kann den Logistikkonzern Stinnes komplett übernehmen. Wie die Bahn nach Ablauf der ersten Umtauschfrist am Freitag mitteilte, verfügt sie bereits über mehr als 95 Prozent der Anteile. Damit steht der Abfindung der letzten Kleinaktionäre im Rahmen eines so genannten Squeeze-Out-Verfahrens nichts mehr im Wege. Mit dem Kauf des Logistikkonzerns für rund 2,5 Milliarden Euro will die Bahn zu einem der führenden Logistik- und Transportanbieter in Europa aufsteigen. Die Stinnes-Tochter Schenker ist bereits Marktführer im europäischen Landverkehr.
Für die Übernahme hatte die Bahn allen Stinnes-Anteilseignern in den vergangenen Wochen 32,75 Euro pro Aktie geboten. Die Umtauschfrist endete eigentlich am Freitag um 12 Uhr, wird aber vermutlich bis Mitte Oktober verlängert. Nach eigenen Angaben verfügte die Bahn aber schon am Donnerstagabend über 97,14 Prozent der Aktien. Damit können Kleinaktionäre jetzt auch gegen ihren Willen abgefunden werden. Die letzte Entscheidung liegt bei einer Hauptversammlung, die wahrscheinlich Anfang 2003 abgehalten wird.
Größter Anteilseigner an Stinnes war bisher der Energiekonzern E.ON mit rund 65 Prozent. Die notwendigen kartellrechtlichen und behördlichen Genehmigungen für die Übernahme des Logistikkonzerns mit einem Umsatz von zwölf Milliarden Euro und 42.000 Mitarbeitern wurden bereits erteilt.
Stinnes soll bei der Bahn als Management-Obergesellschaft das gesamte Logistikgeschäft einschließlich der DB Cargo führen. Der Umsatz der neuen Stinnes AG werde bei rund 11 Milliarden Euro liegen. Die beiden anderen Geschäftsbereiche von Stinnes Chemielogistik (Brenntag) und Werkstoffe (Stinnes Interfer) sollen noch im Laufe des Jahres 2003 verkauft werden. (tw/dpa)