Nach vorläufigen Angaben der Bundesnetzagentur gingen bei ihr in den ersten neun Monaten mehr als 44.000 kritische Wortmeldungen über Postdienste ein, das waren so viele wie noch nie und rund 40 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum – damals waren es circa 31.700 Beschwerden und im gleichen Zeitraum 2023 lediglich 26.000. Mit Blick auf dieses Jahr sagte Behördenchef Klaus Müller: „Im Sommer gingen bei der Bundesnetzagentur besonders viele Beschwerden zu Mängeln bei der Postversorgung ein.“ Inzwischen habe sich die Lage aber etwas gebessert. Nach mehr als 9000 Beschwerden im Juli sei die Monatszahl im August auf 6200 und im September auf 6000 gesunken. Die Post habe eingeräumt, dass im Sommer in bestimmten Orten Schwierigkeiten bestanden haben, vor allem in Schleswig-Holstein und Berlin-Brandenburg, sagte Müller.
Bundesnetzagentur sieht Rückgang der Beschwerden
Laut dem Postgesetz, das im vergangenen Jahr novelliert wurde, kann die Bundesnetzagentur ein Bußgeld verhängen. „Immer noch haben wir ein sehr relevantes Beschwerdeaufkommen, aber wir sehen eine Verbesserung – insofern will ich jetzt, kurz vor Weihnachten, Optimismus wagen und die Post absolut beim Wort nehmen“, sagte Müller. „Die Bundesnetzagentur bleibt wachsam, wir sehen einen Rückgang der Beschwerden – das finden wir positiv.“ Man wolle „ein liebevolles kommunikatives Weihnachten mit vielen Briefen und Postkarten haben“. Ein Post-Sprecher sagt auf Nachfrage zu dem hohen Beschwerdeaufkommen, dass die letzten zwei Monatswerte einen positiven Trend unterstrichen.
Post als Marktführer besonders im Fokus
Die Beschwerdemöglichkeit bei der Bundesnetzagentur richtet sich gegen alle Brief- und Paketfirmen in Deutschland, üblicherweise betreffen aber rund 90 Prozent der kritischen Wortmeldungen den Marktführer Deutsche Post, der im Paketbereich am Heimatmarkt als DHL auftritt. Es geht um verspätete Sendungen oder um Sendungen, die unabgesprochen in der Nachbarschaft zugestellt wurde – woraufhin der Empfänger erst einmal auf die Suche gehen muss. Außerdem sind kaputte Paketinhalte Anlass für Kritik.
Großes Interesse an der Schlichtungsstelle Post
Im ersten Halbjahr 2025 erreichten die Aufsichtsbehörde 2333 Anträge und sonstige Eingaben bei der Schlichtungsstelle Post, das waren vier mehr als im Vorjahreszeitraum. An diese Stelle wenden sich Verbraucher, weil sie mit ihrem Anliegen bei den Firmen-Hotlines nicht weitergekommen sind und den Gang zum Amtsgericht vorerst vermeiden wollen. Im gesamten Jahr 2024 waren es 4115 Anträge bei der Schlichtungsstelle – möglich, dass auch der Gesamtjahreswert 2025 darüber liegen wird. „Das Interesse an einer außergerichtlichen Streitbeilegung im Postbereich ist so hoch wie nie zuvor“, sagte Müller. An diesen Schlichtungsgesprächen müssen die Postfirmen mittlerweile teilnehmen.