Der Transport der Zukunft

Bis zur Pkw-IAA 2015 wolle das Bundesverkehrsministerium seine nationale Strategie für das automatisierte Fahren ab 2020 entwickelt haben, so der parlamentarische Staatssekretär Norbert Barthle. Mit dieser Ankündigung eröffnete er den Shaping Future Transportation Campus Safety, den Daimler auf dem Berlin ExpoCenter Airport veranstaltete und dem am nächsten Tag der Efficiency-Campus folgte. Das automatisierte Fahren sei die logische Schlussfolgerung des Zusammenspiels der Assistenzsysteme, sieht der Nutzfahrzeug-Chef von Daimler, Wolfgang Bernhard. Und der hatte auf diesem Feld noch einiges auf der Startrampe. So kündigte er an, dass Daimler demnächst einen Abbiegeassistenten anbieten könne. In Fachkreisen wird erwartet, dass er bei der nächsten IAA Nutzfahrzeuge im September 2016 in Hannover vorgestellt wird. Bernhard rechnet damit, dass sich damit die Hälfte aller Abbiegeunfälle vermeiden lässt. Erster Hersteller weltweit Man wolle den Abbiegeassistenten in absehbarer Zeit weltweit als erster Hersteller in Serie bringen, so Bernhard: "Für schwierige Situationen an Kreuzungen machen wir einen Abbiege-Assistenten marktreif, der Fahrzeuge und Personen im toten Winkel registriert." Montiert wird die Sensorik des Assistenten vor der Hinterachse des Lkw. Sie deckt die komplette Länge eines Sattel- oder Gliederzuges auf der rechten Seite ab. Der Fahrer wird durch eine gelb aufleuchtende LED in der A-Säule auf der Beifahrerseite informiert, wenn sich ein bewegliches Objekt in der seitlichen Überwachungszone befindet. Besteht Kollisionsgefahr, blinkt die LED-Leuchte rot und es ertönt ein Warnton. Der Abbiege-Assistent unterstützt den Fahrer auch bei Spurwechseln nach rechts. Daimler arbeitet außerdem an der Mirror-Cam-Technologie. Ein Kamerasystem ersetzt dabei den Rückspiegel. Die Rückspiegel, die "fast so groß wie Elefantenohren" seien, so Bernhard, machten es den Fahrern schwer, an ihnen vorbeizuschauen. Die Mirror-Cam verbessere die Sicht des Fahrers deutlich und senke zudem den Luftwiderstand und damit den Diesel-Verbrauch, erklärte der Daimler Vorstand. Deutsches Recht anpassen Die Ingenieure des Unternehmens statteten die Lkw mit einer Fülle an Hightech-Sinnen aus, so Bernhard. Kombiniere man alle diese Sensorsysteme für Längs- und Quer-Dynamik, werde noch viel mehr möglich - nämlich autonomes Fahren. In diesem Zusammenhang forderte der Daimler-Vorstand, das Ende März von der UN überarbeitete Wiener Übereinkommen in deutsches Recht zu übertragen. Durch diese Neufassung wurde die Voraussetzung dafür geschaffen, dass der Fahrer das Führen des Fahrzeugs an ein Assistenzsystem übergeben kann und teilautonomes Fahren möglich wird. Daimler hat auf der IAA Nutzfahrzeuge im September letzten Jahres einen autonom fahrenden Lkw vorgestellt. Bundesverkehrsministerium und Kraftfahrtbundesamt sollten bereits jetzt die Zulassung von autonom fahrenden Serienfahrzeugen anstoßen, so Bernhard. Ein weiteres Hindernis für das autonome Fahren, die ECE-Regelung R 79 Lenkanlagen, wird momentan überarbeitet. Der Daimler-Vorstand kündigte an, dass die damit befasste Expertenrunde 2016 einen Vorschlag für die neugefasste Norm vorstellen werde. Neue Generation des Mercedes-Benz-Motors OM 471 Der neue OM 471 soll weniger verbrauchen und mehr leisten Bis zu drei Prozent weniger soll die neue Generation des Heavy-Duty-Motors Mercedes-Benz OM 471 verbrauchen. Zugleich soll das Drehmoment steigen. Eine neue Leistungsklasse mit 390 kW/530 PS und 2600 Nm Drehmoment schließt die Baureihe nach oben ab. Der maximale Raildruck wurde von 900 auf 1160 bar erhöht, was zu einem maximalen Einspritzdruck von 2700 bar führt. Daimler rechnet vor, dass bei einer jährlichen Fahrleistung von 130.000 Kilometern im Fernverkehr und einem Verbrauch von 28,5 Litern/100 km auf einer anspruchsvollen Strecke mit voller Auslastung jeder Mercedes-Benz Actros mit der neuesten Motorengeneration des OM 471 im Jahr etwa 1100 Liter Kraftstoff spart und ungefähr drei Tonnen weniger CO2 ausstößt. Der Listenpreis soll um 2450 Euro angehoben werden. Die Wartungs- und Reparaturverträge sollen auf dem Niveau Euro 5 bleiben. Der Motor ist um rund 10 Kilogramm leichter. bb