Der emissionsfreie Kraftmeier

Lange vor der Erfindung des Gabelstaplers soll ein gewisser Jobst Hinrich Meier aus Tündern für eine Wette ein Pferd auf der Schulter getragen haben, was ihm den Spitznamen "Kraftmeier" einbrachte. Für einen Gabelstapler wäre dies kein sensationeller Kraftakt gewesen. Unser Teststapler, ein X25 mit 2,5 Tonnen Tragkraft und 90 Volt Lithium-Ionen-Batterie könnte sogar zwei ausgewachsene Kaltblut-Pferde schultern. Zeitnah zur Markteinführung hat uns Linde ein Modell aus der Vor-Serie zum Test bereitgestellt. Bei der Entwicklung der emissionsfreien Outdoor-Alternative hat man in Aschaffenburg die Messlatte sehr hoch gelegt. Anspruchsvolle Aufgabe war es, einen robusten Kraftprotz zu entwickeln, der Staub, Schmutz, Wind und Wetter trotzen kann und im Mehrschichteinsatz in der Lage ist, Top-Leistung abzurufen. Den Unterschied machen Synchron-Reluktanz-Motoren (SRM+) für die Fahr- und Hubfunktionen. Eine effiziente Wasserkühlung der Leistungsteile ermöglicht auch dauerhafte Top-Performance über drei Schichten. Das Plus hinter SRM steht für die Neodym-Magnete, mit denen die Motoren bestückt sind. Die Leistungssteigerung soll bei mindestens fünf Prozent liegen, sagt Linde. Die Unterfranken haben jetzt mit den E-Staplern X20-X35 und den Standard-Geräten E20-E35 gleich zwei neue Elektrostapler-Baureihen im Portfolio, wobei die Standard-Geräte mit der wendigeren Kombi-Lenkachse für den klassischen Indoor-Einsatz gedacht sind. Zusammen mit den Verbrennern der Baureihe H20-H35 basieren alle auf der gleichen Plattform. Viele der vom Hydrostaten bekannten konstruktiven Besonderheiten sind auch Bestandteil beim X25. Größere Reifen sorgen für mehr Bodenfreiheit bei schwierigen Untergründen, heben jedoch die Einstiegshöhe auf 50 Zentimeter an. Auch die robuste Pendelachse des Verbrenners findet sich beim Stromer. Spezielle Spritzschutzbleche an der Hinterachse folgen dem Lenkeinschlag und verhindern Verschmutzungen bei Regen. Gute Sicht und viel Sicherheit Die Trittstufe ist großzügig bemessen und rutschsicher. Bei der Kabinenversion ist sie sogar beleuchtet. Haltegriffe erleichtern den Einstieg. Die Kabinentüren sind bis unten verglast. Eine Klimaanlage sorgt für Wohlfühlatmosphäre bei jedem Wetter. Mit seiner schlanken asymmetrischen Mastkonstruktion, den schmalen A-Säulen und einem niedrigen Cockpit erfüllt der Teststapler den Punkt Sicht und Sicherheit bestens. Der Fahrer schätzt auch die Sonnenschutzrollos an der Frontscheibe. Nach hinten, links und rechts müssen minimale Sichteinschränkungen durch B-Säulen und Neigezylinder-Abstützung in Kauf genommen werden. Bei Rückwärtsfahrt kann sich der Fahrer an einem Haltegriff an der B-Säule fixieren. Die Lenksäule ist neigbar, aber leider nur als Option in der Höhe verstellbar. Die Bein- und Fußfreiheit ist akzeptabel. Präzise und intuitive Bedienung Das Bedienkonzept aus Doppelpedalsteuerung und Linde Load Control zur Steuerung aller Fahr- und Hubmastbewegungen bewirkt, dass sich der Stapler einfach, präzise und intuitiv bedienen lässt. Sämtliche Bedienelemente sind auf der einstellbaren Armauflage gut erreichbar. Standard ist ein 3,5 Zoll Farbdisplay, optional gibt es ein sieben Zoll-Display. Platz für Fahrerutensilien gibt es im Tresor unter der Armlehne. Ansonsten fallen die Ablagemöglichkeiten eher spartanisch aus. Den Cupholder gibt es nur bei der Vollkabine in der rechten Türverkleidung. Eine Klemmvorrichtung für allerlei Papierkram ist nur Option. Der Stapler ist serienmäßig mit einer Datenübertragungseinheit ausgestattet. Regelmäßig werden Betriebsdaten erfasst und drahtlos an die Flottenmanagementsoftware übertragen. Dies erfolgt per Mobilfunknetz oder Wlan. Zugriff haben nur Kunden und Vertriebspartner. Der Wartungstechniker kann "Over the air"-Updates einspielen oder Funktionen freischalten. Ab Werk ist der Stapler mit der Curve Assist Funktion ausgestattet, die die Kippgefahr verringert. Das Bremspedal wirkt auf die Lamellenbremsen in der Vorderachse. Eine elektronische Gurtschlossüberwachung bewirkt, dass das Fahrzeug nur in Kriechgeschwindigkeit bewegt werden kann, wenn der Fahrer nicht angeschnallt ist. Beim Teststapler leuchten LED-Strips an Hubmast und B-Säulen das Arbeitsfeld des Fahrers mit gleichmäßigem Licht aus. Ebenfalls serienmäßig ist der Load Assist. Wird der Gabelträger in den Grenzbereich bewegt, verlangsamt das System Hub- und Neigefunktion bis zum Stillstand und reduziert so das Risiko von Kippunfällen. Für noch mehr Sicherheit lassen sich eine Lastgewichtsanzeige sowie die Assistenzsysteme Safety Pilot und Safety Guard ergänzen. Der Teststapler ist ein Modell aus der Vor-Serie und wird vor Serienstart sicher noch einem Feintuning unterzogen. Wir nehmen den X25 dennoch kritisch unter die Lupe. Den Leistungstest fahren wir sowohl im Eco-Modus wie auch in der Performance-Einstellung. Und wie es sich für einen Outdoor-Stapler gehört, haben unsere Testfahrer verschiedene Sequenzen im Freigelände absolviert. Mit Vollgas über "Stock und Stein", das musste beim VR-Profitest bislang noch kein Elektrostapler über sich ergehen lassen. Das Fahrzeug absorbiert Stöße sehr gut und die mehrfache Abkopplung des Chassis von Antriebs- und Lenkachse sowie Neigezylindern mittels Elastomer-Ringlagern bewahrt den Fahrer vor gesundheitsschädlichen Humanschwingungen. Auch der Grammer-Sitz spielt dabei eine große Rolle. Zuverlässige Parkbremse Beim anschließenden Funktionstest der automatischen Parkbremse hat der Testfahrer den beiden Fahrmotoren alles abverlangt. Der Stapler muss mit beiden Antriebsrädern auf eine hohe Bordsteinkante klettern. Oben angekommen nimmt der Fahrer beide Füße von den Fahrpedalen. Die automatische Parkbremse hält das Fahrzeug stabil in der Balance. Schrittweise lässt er den X25 zurückrollen und stoppt auf der Kante - die Lamellenbremsen halten. Anschließend bringen die beiden Motoren den Stapler kontrolliert auf die Fahrbahn zurück. Anlass zur Kritik gibt es beim X25 wenig. Nicht "Linde-like" ist die Heckklappe auf dem Gegengewicht. Sie versprüht den Charme eines Mülltonnendeckels und hat Defizite beim Verschluss. Unserer Meinung nach wäre eine stabilere schallgedämmte Ausführung die bessere Lösung. Unter der Haube, im Heck verbaut, befindet sich nämlich ein Kühler mit Ventilator, der unter Volllast mächtig Lärm verursacht. Auch wenn man das entsprechend herunterregelt, würde eine gedämmte Abdeckung den Lärmpegel vermutlich um einige Dezibel reduzieren. Starke Umschlagleistung Lindes emissionsfreier "Klimaretter" kann im Idealfall mit Ökostrom beladen werden. Er ist robust und manövriert ebenso feinfühlig und präzise wie sein verbrennungsmotorischer Bruder. Aufgrund der Lithium-Ionen-Batterie ist er für den Mehrschicht-Betrieb bestens gerüstet. Der elektrische Kraftmeier hat auf dem VR-Testparcours die Umschlagsleistung eines Linde Hydrostaten nur um vier Paletten pro Stunde verpasst. Bei den Kosten pro umgeschlagener Palette geht er jedoch als Sieger vom Platz. Wer sein "grünes Gewissen" beruhigen will, der hat mit dem X25 eine echte Alternative. Mehr zum Thema finden Sie unter #Gabelstapler www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Im Staplertest punktet der elektrisch angetriebene Linde X25 (Gesamtnote: 1,4) mit einer starken Performance, die der eines Verbrenners kaum nachsteht. Möglich machen dies Synchron-Reluktanz-Motoren sowie eine effiziente Wasserkühlung, die dauerhafte Top-Performance über drei Schichten ermöglicht. Im Detail: Linde X25 Das Testfahrzeug Der Leistungscheck Be- und Entladung eines Sattelaufliegers mit 32 Europaletten* Benötigte Zeit: 27:40 Min Verbrauchte Energie: 4,80 kW Energiekosten: ** 0,72 Euro In einer Stunde Umschlagleistung: 139 Pal. Verbrauchte Energie: 10,41 kwH Energiekosten: 1,56 Euro In einer Acht-Stunden-Woche Umschlagleistung: 1112 Pal. Energieverbrauch: 83,28 kW Energiekosten: 12,48 Euro So funktioniert der Test Der Staplertest besteht aus zwei Teilen. DreiTestfahrer bewerten die Benutzerfreundlichkeitnach einem Notensystem. Untersucht werden17 Kriterien, die Auswirkungen auf dieUmschlagleistung haben. Der dynamische Testauf dem VerkehrsRundschau-Parcours gibt Auskunft über Energieverbrauch und Leistungsvermögen des Staplers. Dazu simulieren wir dieBe- und Entladung eines Sattelaufliegers mit 32Europaletten. Zum Einsatz kommt ein Prüfgewicht von 800 Kilogramm. Messgeräte am Stapler erfassen den Zeit- und Energieverbrauch. * Umschlag = 64 Paletten, Fahrt im Performance-Modus ** Strompreis für Industriekunden: 0,15 Euro pro Kilowattstunde, Quelle: Statistisches Bundesamt Technische Daten Kennzeichen Hersteller und Typ: Linde X25Antrieb: Elektro; Tragfähigkeit: 2,5 tLastschwerpunkt: 500 mmEigengewicht: 4837 k Räder/Fahrwerk Bereifung: Superelastik; Räder, Anzahl vorn/hinten: 2/2, Vorderräder sind angetrieben Abmessungen Höhe Fahrzeug: 2225 mm; Höhe Hubgerüst ein-gefahren/ausgefahren: 2220/3852 mm; Freihub 150 mm; Hub: 3095 mm; Arbeitsgangbreite Palette quer/längs: 4008/4208 mm Fahrleistungen Fahrgeschwindigkeit mit/ohne Last: 22/22 km/h; Hubgeschwindigkeit mit/ohne Last: 0,57/0,58 m/s; Senkgeschwindigkeit mit/ohne Last: 0,58/0,57 m/s Motor Leistung-Fahrmotor: 2x 12,4 kW; Leistung-Hub-motor: 20 kW; Batterie: Li-ION; Batteriespannung: 90 V; Batteriekapazität: 670 Ah; Batteriegewicht: 1210 kg Weitere Merkmale Art der Fahrsteuerung: Digitalst./stufenlos;Arbeitsdruck für Anbaugeräte: 200 bar; Ölstromfür Anbaugeräte: 50 l/min; Schalldruckpegel amFahrerohr:

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