Das Jahr mit der höchsten Preissteigerung

Das Jahr 2018 schließt mit gleich mehreren Rekorden ab. Noch nie gab es ein Jahr seit Bestehen des VerkehrsRundschau-Index im Jahr 2005, in dem in allen vier Quartalen die Transportpreise gestiegen sind. Und noch nie sind die Frachtraten innerhalb von zwölf Monaten so stark geklettert wie 2018. Die zum Jahresende auch nicht mehr überraschende Botschaft, die von 2018 ausgeht: Lkw-Laderaum ist begehrt und damit zunehmend teuer. Dieser Trend aus den ersten drei Quartalen hat sich in den letzten drei Monaten uneingeschränkt fortgesetzt. Der VR-Index kletterte nochmals deutlich um 1,94 Prozent oder 2,48 Punkte auf 130,25 Punkte - auch das eine neue Rekordmarke. Mit den 1,94 Prozent schrammt das vierte Quartal nur knapp an der Zunahme aus dem Vorquartal vorbei. Damit lässt sich auf eine beachtliche Zahlenreihe zurückblicken. 0,93 Prozent, 1,53 Prozent, 2,06 Prozent und zum Schluss 1,94 Prozent: Das sind die Steigerungsraten für die einzelnen Quartale im Jahr 2018. In Summe ergibt das ein Plus über das Gesamtjahr gesehen von 6,69 Prozent. Zwar ist der Basiswert für diese Berechnung das zweite Quartal 2017, da es in den zwei letzten Quartalen 2017 keine Erhebung gab. Da jedoch zwischen dem zweiten Quartal 2017 und dem ersten Quartal 2018 nur ein geringer Unterschied von knapp einem Punkt ist, dürfte dieser kleine Sprung beim Basisquartal keine Rolle gespielt haben. Sag mir, wo die Fahrer sind 6,69 Prozent mehr: Das ist eine Steigerung, wie sie zu Anfang des Jahres nicht zu erwarten gewesen ist. Dafür sind drei Haupteinflussfaktoren zu nennen, die im letzten Jahr wie im letzten Quartal des Jahres für diese Preisrallye gesorgt haben: - Fahrermangel, - Mautausweitung, - steigende Dieselpreise. Fahrermangel: Vom Szenario der fehlenden Trucker ist in den letzten Jahren immer wieder die Rede gewesen. Doch in diesem Jahr war es erstmals nicht nur ein Szenario, sondern Wirklichkeit. Von immer mehr Fuhrunternehmen ist zu hören, deren Lkw bewegungslos auf dem Hof stehen, weil sie keine Fahrer mehr finden. Und die Meldungen häufen sich, dass Industrie- und Handelsunternehmen sich wieder einen eigenen Fuhrpark zulegen beziehungsweise ihre Lkw-Flotte vergrößern, damit sie für ihre wichtigen Verkehre eine Abwicklung garantieren können. Da die Verlader oft bessere Fahrergehälter zahlen (können) als die Dienstleister, fällt ihnen die Suche nach Fahrern womöglich auch leichter. Wie sehr der Fahrermangel Dienstleister wie auch Verlader jedoch schmerzt, verdeutlicht eine Aktion von 14 Logistik- und Wirtschaftsverbänden (darunter auch der Bundesverband der deutschen Industrie BDI und der Handelsverband Deutschland HDE). Die Verbandsvertreter haben vergangene Woche Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer einen Fünf-Punkte-Plan überreicht, in dem sie gemeinsame Anstrengungen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft fordern und fünf zentrale Handlungsfelder aufzeigen, die schnellstens in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe unter Beteiligung aller relevanten Bundesministerien umgesetzt werden sollen. Neue Maut betrifft vor allem Deutsche Mautausweitung: Seit dem 1. Juli 2018 gilt die Lkw-Maut auch auf allen Bundesstraßen. Damit ist eine zusätzliche Belastung für das Güterverkehrsgewerbe von jährlich immerhin zwei Milliarden Euro verbunden. Welchen Anteil die Ausweitung der Maut an dem Anstieg der Frachtraten hat, ist ungewiss, da sich nicht konkret feststellen lässt, wie viele Lkw in welchem Ausmaß Bundesstraßen nutzen. Anhaltspunkte für das Ausmaß der Zusatzbelastung liefert die Mautstatistik des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG). Bislang liegen allerdings nur Zahlen bis einschließlich Juli 2018 vor. So hat sich der Anteil der Fahrleistungen auf mautpflichtigen Bundesstraßen im Juli 2018 mehr als verfünffacht im Vergleich zum Vormonat, als nur vierspurige Bundesstraßen und damit insgesamt 40.000 Kilometer Bundesstraße weniger der Mautpflicht unterlagen. Im Juli 2018 betrug der Anteil der Fahrleistungen der Mautfahrzeuge auf Bundesstraßen an den gesamten Fahrleistungen der Mautfahrzeuge 25,8 Prozent. Im ersten Halbjahr 2018, also vor der Mautausweitung, lag dieser Wert bei nur 4,5 Prozent. An den Mautzahlen des BAG lässt sich auch ablesen, wer diese neue Zusatzbelastung vor allem trägt: die deutschen Fuhrunternehmen. Während nämlich bei der Maut auf Autobahnen der Anteil der deutschen Lkw an den gesamten Fahrleistungen 55,9 Prozent beträgt, liegt der gleiche Wert bei den Bundesstraßen bei 80,8 Prozent. Dieselpreise klettern um 9,3 Prozent Dieselpreise: Die steigenden Kraftstoffpreise sind ein Trend, der sich durch das Jahr zieht und auch die Entwicklung im vierten Quartal 2018 geprägt hat. Zwar liegen zum vierten Quartal vom statistischen Bundesamt (Destatis) bislang nur die Dieselpreise für Oktober vor. Im Dreimonatsvergleich (Juli zu Oktober) sind die Preise bei Abgabe an Großverbraucher um beachtliche 9,3 Prozent gestiegen. Immerhin macht der Spritverbrauch im Fernverkehr laut Berechnungen des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) fast ein Viertel der Gesamtkosten aus. Demnach hätte der Anstieg der Dieselkosten von 9,3 Prozent bereits die Gesamtkosten um 2,3 Prozent erhöht. Auch im Jahresvergleich mussten die Transportunternehmen für den Bezug von Kraftstoff deutlich tiefer in die Tasche greifen. Zwischen Oktober 2017 und Oktober 2018 sind die Dieselpreise laut den Zahlen von Destatis um 18,7 Prozent geklettert. Damit hätten sich die Gesamtkosten im Güterfernverkehr alleine wegen der höheren Dieselpreise um 4,7 Prozent erhöht. Aus den Entwicklungen dieser drei einflussreichen Faktoren Fahrerlöhne, Maut und Dieselpreise lassen sich wichtige Rückschlüsse ziehen. Zum einen: Der Anstieg des VR-Index und damit die höheren Transportpreise führen nicht dazu, die zum Teil klammen Kassen der Fuhrunternehmen zu füllen. Die mit dem Preisanstieg verbundenen Mehreinnahmen gehen viel mehr eins zu eins weiter an die Fahrer, den Staat und an die Mineralölunternehmen. Zweite wichtige Erkenntnis: Preisanhebungen sind unerlässlich. Fuhrunternehmen, die 2018 nicht vorstellig geworden sind bei ihren Auftraggebern und höhere Frachtraten gefordert haben, werden es nicht schaffen, sich auf Dauer im Markt zu behaupten. Sie sollten solche Forderungen nachholen. Zumal es ohnehin nicht sehr gut um die finanzielle Lage der Fuhrunternehmen bestellt ist. Denn aufgrund eines hohen Verschuldungsgrades weist die Transportbranche das höchste Kreditrisiko in Deutschland auf, wie Euler Hermes mitteilt, nach eigenen Angaben weltweiter Marktführer im Kreditversicherungsgeschäft. Entsprechend erwarten die Euler Hermes Volkswirte dort auch die branchenweit größten Schäden durch Insolvenzen 2018. Ein Beleg dafür, dass trotz der derzeit guten Konjunktur viele Transportunternehmen nicht auf Rosen gebettet sind. Einschränkend zu der These, dass die Kosten derzeit kräftig anziehen, muss man allerdings auch erwähnen: Nicht jeder Anstieg der oben genannten Kosten macht sich eins zu eins bei den Frachtführern bemerkbar. Die hohe Nachfrage führt auch dazu, dass Fahrzeuge besser ausgelastet werden. Damit verteilen sich die Maut- und auch die Spritkosten besser. Andererseits hört man immer wieder aus den Fuhrunternehmen, dass der Mangel an Fahrern und damit an Laderaum die Disponenten auf Trab hält und für deutliche Mehrarbeit bei ihnen sorgt. Zudem steigt der Aufwand in der Personalabteilung, neue Fahrer zu finden. Der Fahrermangel geht also nicht nur mit steigenden Fahrerlöhnen einher, sondern auch in der Disposition und bei der Personalbeschaffung fallen höhere Kosten an. Wie beim VerkehrsRundschau-Index so ist auch beim Index von Destatis ein Preisanstieg zu beobachten (siehe Grafik Seite 15). Derzeit liegen bei Destatis jedoch nur die Daten für das erste Halbjahr 2018 vor. Demnach sind die Frachtraten in den sechs Monaten um 1,8 Prozent gestiegen. Dieser geringere Anstieg hängt damit zusammen, dass Destatis die Preise für regelmäßig durchgeführte Transporte abfragt und somit zum Beispiel die Frachtraten am Spotmarkt außen vor lässt. Aber auch hier gilt, dass in den ersten beiden Quartalen 2018 die Entgelte außergewöhnlich stark geklettert sind. Leider hat Destatis die Statistik neu angepasst, sodass rückblickend Zahlen nur noch bis 2015 verfügbar sind. Der Ausblick für 2019 auf VR-Plus Dafür erhebt Destatis auch Zahlen zum Schienengüterverkehr. Hier ist gleichfalls eine Verteuerung zu beobachten, wenn auch mit 1,3 Prozent nicht ganz so stark wie im Straßengüterverkehr. Bleibt die Frage, wie sich die Transportpreise im Jahr 2019 entwickeln werden. Auch dazu hat die VerkehrsRundschau (VR) die Teilnehmer am VR-Index gefragt. Das Ergebnis finden Abonnenten der VR kostenlos im VR-Plus-Portal unter: www.verkehrsrundschau-plus.de/kennzahlen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Frachtraten www.verkehrsrundschau.de/dossiers Erhebungsmethodik und Teilnehmer Was man zum VerkehrsRundschau-Index wissen mussSeit 2005 lässt die VerkehrsRundschau (VR) von einem unabhängigen Marktforschungsinstitut die Frachtraten im Straßengüterverkehr erheben. Damit ist der VR-Index der älteste Preisindex für Lkw-Transporte in Deutschland.Zur Methodik und ErscheinungsweiseIm vierten Quartal 2018 haben 104 Unternehmen bei der Befragung mitgemacht, etwas mehr Dienstleister als Verlader. Von den Dienstleistern haben 22,7 Prozent 20 und weniger Mitarbeiter. Bei den Verladern geben 68,4 Prozent an, mehr als 100 Mitarbeiter zu haben. Sie sind also durchschnittlich größer als die Dienstleister. Bei der Abfrage der Frachtraten sind nur bestimmte Transporte berücksichtigt worden. Die Güter sollten unspezifisch und palettierbar sein und keine besondere Handhabung erfordern. Folgende Kriterien nehmen Einfluss auf die Preisgestaltung:- Entfernungen- Sendungsgrößen- Quell- und Zielraum - Transporte innerhalb und zwischen Ballungsgebieten- Art des Vertragsverhältnisses zwischen Verlader und Transporteur - keine langfristigen Kontrakte- Preisbildung der Aufträge ohne Annahme einer Rückfracht Der Index erscheint vierteljährlich. Die Daten werden erhoben vom Marktforschungsinstitut Kleffmann. cd Plattform für Kennzahlen Mehr Daten zum VR-Index: unverzichtbare Kennzahlen für Dienstleister und VerladerDie VerkehrsRundschau bietet ihren Abonnenten einen neuen Service: Seit Juli 2018 können Leser zahlreiche Kennzahlen unter www.verkehrsrundschau-plus.de/kennzahlen abrufen. Dazu gehören beispielsweise die durchschnittliche Lkw-Standzeit an den Laderampen oder der durchschnittliche Lohnkostensatz für einen Fahrer pro Tag. Die Daten hat das unabhängige Meinungsforschungsinstitut Kleffmann exklusiv für die VerkehrsRundschau erhoben.Zudem bietet die VerkehrsRundschau auf dem Portal weitere wichtige Zahlen rund um den Transportmarkt an, die jedes Quartal aktualisiert werden und die von vielen Lesern schon seit Jahren für Benchmark-Analysen genutzt werden. Folgende Daten sind dort unter anderem aufbereitet:- Frachtraten unterteilt nach Komplett-, Teilladungen und Paletten und unterteilt nach Jahres- und Quartalsdaten- Frachtraten unterteilt nach Entfernungen in den letzten Quartalen- Blick in die Zukunft: die von den Logistikdienstleistern/Verladern im kommenden Quartal/Jahr erwarteten Transportpreise- Blick in die Zukunft: das von den Logistikdienstleistern/Verladern im kommenden Quartal/Jahr erwartete TransportaufkommenDamit noch nicht genug: Es gibt auf dem VR-Plus-Portal auch Daten zu den aktuellen Preisen von Paletten, die von Swoplo, einem Portal für Lademittel, zur Verfügung gestellt werden. Neu sind zudem Zahlen zu den Gehältern der verschiedenen Berufsgruppen in der Logistikbranche, die vom Job-Matching-Portal Birdie Match bereitgestellt werden. cdMehr Informationen zum VR-Index finden Abonnenten unter: www.verkehrsrundschauplus.de/kennzahlen